Anrufer-Hoch bei der Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist ein zentrales Hilfs- und Beratungsangebot der katholischen und evangelischen Kirche. Sie ist im Sommer gefragter als zu vielen anderen Zeiten. „Die meisten Anrufer des Jahres zählt die Telefonseelsorge Wien nicht wie vermutet zu Weihnachten, sondern in der Urlaubssaison. Denn Entlastungsangebote wie Therapeuten und Ärzte haben Sommerpause, die Sorgen der Menschen fahren aber nicht auf Urlaub“, berichtet man bei der Telefonseelsorge der Erzdiözese Wien.

„Auch bei uns laufen im Sommer die Telefone heiß“, so Daniela Bauer. Das Hauptproblem: „Wenn alles ausfliegt, drückt das Zurückbleiben-Müssen, aus welchen Gründen auch immer, doppelt“, spricht die Leiterin der Telefonseelsorge der Katholischen Kirche Steiermark aus Erfahrung. Antonia Keßelring, Leiterin der Telefonseelsorge Wien: „Im Sommer fehlen unseren Anrufern die gewohnten Ansprechpartner für ihre Probleme und Ängste. Oft wird auf die Telefonseelsorge verwiesen, um diese Zeit zu überbrücken.“

Zurückgelassensein

Die Top-Themen bei der Telefonseelsorge sind Einsamkeit, Erschöpfung und Konflikte. Die Anrufer machen keinen Urlaub, ihr Umfeld wie Freunde und Nachbarn jedoch schon. „Jene, die keinen Urlaub machen, fühlen sich zurückgelassen und alleine. Und wenn man einsam ist, wachsen Sorgen und Ängste“, so Antonia Keßelring. Dazu treten Beziehungsprobleme und Konflikte im Urlaub häufiger auf, da Partner bzw. Familienmitglieder für längere Zeit zusammen sind: „Der Urlaub ist eine Zäsur. Die Leute kommen aus dem Hamsterrad des Alltags heraus, verdrängte Probleme kommen ans Tageslicht.“

Suche nach Entlastung

Im Telefonat versucht man, einen „Wohlfühlraum“ zu schaffen, zuzuhören, sich in Leben und Sorgen einzufühlen. Gemeinsam mit den Anrufern machen sich die Seelsorgerinnen und Seelsorger auf die Suche nach Entlastungsstrategien. Das kann eine kleine Freude im Alltag sein, alternative Freizeitangebote, die nichts kosten, oder Bewegungsaktivitäten, die zur Entspannung beitragen. Bei besonders schwierigen Situationen und bei Bedarf weisen die Seelsorger auf weiterführende professionelle Hilfsangebote hin.