Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt kaum eine priesterliche Aufgabe, die Heinrich Schnuderl in den 56 Jahren seines Dienstes für die Diözese Graz-Seckau nicht übernommen hat. Kaplan, Hochschulseelsorger, geistlicher Assistent, Pfarrer, Domkapitular, Referent für Ökumene, Leiter des Pastoralamtes, Bischofs- und Generalvikar, Diözesanadministrator, Dompfarrer und Dompropst – so lauten die Stationen im Lebenslauf. Mit seinen Erlebnissen ließen sich Bücher füllen. Dabei wollte der Theologe zuerst Bäcker werden.
Heinrich Schnuderl wuchs in einer Grazer Bäckerfamilie auf. „Wir waren vier Geschwister und alle haben im Betrieb mitgeholfen“, erzählt er, „in meiner Zeit am akademischen Gymnasium in Graz habe ich jeden Tag von 5.45 bis 7.15 Uhr Gebäck und Milch ausgetragen“. Die Eltern waren in der Grazer Pfarre St. Andrä verankert, der junge Heinrich als Ministrant ebenso in der Pfarre daheim. Mit 17 Jahren kam das einschneidende Ereignis – die Berührung mit dem Choralgesang und dem Mönchtum. „Ich wollte Mönch in Seckau werden und in bin nach der Matura dort eingetreten, aber nur für 14 Tage“, schmunzelt der leidenschaftliche Sänger, „denn dort wäre ich Lehrer geworden und das war nichts für mich“. So folgten Theologiestudium, Priesterseminar und Priesterweihe im Jahr 1967. Die Bäckerei übernahm ein Bruder, er selbst blieb Hobbykoch, der bekannt ist für seinen Schweinsbraten.
Der Grazer Priester wählte nie den einfachen Weg. Seine erste Aufgabe führte ihn als Kaplan nach Schladming, in eine evangelisch geprägte Region. „Dort habe ich die Ökumene, das zusammenfinden der christlichen Kirchen, kennen und schätzen gelernt. Und dort habe ich entdeckt, dass viele Menschen den Kontakt zur Kirche im Urlaub finden, wenn sie Zeit haben dafür“, sagt er. Auf Schladming folgte Leoben, wo er die Hochschulseelsorge an der montanistischen Universität aufbauen sollte. Die Studenten- und Arbeiterschaft war nach 1968 keine einfache Klientel für die Kirche. „Der persönliche Kontakt war das Um und Auf. Ich war immer vor Ort bei den Menschen. Die Kirche hatte bald einen guten Ruf“, berichtet er. Der persönliche Kontakt ist für ihn der Schlüssel dafür, dass Kirche gelingt und Zukunft hat.
Auch als Dompfarrer in Graz war viel zu tun. „Ich fand den Dom immer sehr schön. Dann erzählte mir mein Vorgänger, was alles zu sanieren ist. Ich bin dankbar für die vielen Menschen, die beim großen Sanierungsprojekt mitgeholfen haben“, so der scheidende Dompfarrer. Seit 2018 wird am Dom gearbeitet, sechseinhalb Millionen Euro waren nötig, auch wegen jener Maßnahmen, die nach dem Brand von Notre Dame in Paris dazugekommen sind. Am 26. November 2023 wird die Sanierung mit einer Festmesse samt Orgelweihe gefeiert. Bis dahin ist das letzte Element fertig, die Orgel, die ein Höhepunkt in der steirischen Orgellandschaft werden soll.
Auf die Frage, ob er heute wieder Priester werden würde, kommt sofort ein Ja. „Die liturgische Rolle ist so wichtig“, meint er, „und wenn nicht Priester, dann Politiker. Jedenfalls etwas, wo man mit Menschen zu tun hat und sie begleiten kann“. Religion an sich ist für ihn unverzichtbar als Stütze jenseits des Tagesgeschäftes, als Angebot für die Sinnsuche, als Antwort auf die großen Fragen. In der kirchlichen Ausprägung sieht er Spielraum, etwa durch die Aufhebung des Pflichtzölibates. „Die Ehelosigkeit des Himmelreiches wegen ist biblisch verankert. Aber das Zölibat ist kein Dogma, der Papst könnte das jederzeit aufheben und das wäre eine Möglichkeit, dass es mehr Priester gibt.“ Er denke, dass die Aufhebung des Zölibats früher komme als die Priesterweihe für Frauen.
Am 9. Juli feierte Heinrich Schnuderl mit der Grazer Domgemeinde den Abschiedsgottesdienst. “Ich nehme nicht Abschied vom Dom, sondern nur von einer verantwortlichen Aufgabe – und das mit guten Wünschen für meinen Nachfolger. Ich möchte Gott und Ihnen, der Domgemeinde, danken für Ihre Gemeinschaft im Dienst am Evangelium (Phil 1,3f) und dem Bischof für das Vertrauen, das er in mich im Jahr 2015 durch die Ernennung zum Dompfarrer gesetzt hat”, sprach er bei der Predigt. Am 1. September wird dort Ewald Pristavec als Dom und Grazer Stadtpfarrer übernehmen. Schnuderl wird der Grazer Innenstadt als Priester erhalten bleiben. Die Erfahrung des vielfach Ausgezeichneten, darunter „Bürger der Stadt Graz“ und päpstlicher Ehrenprälat, ist kaum zu ersetzen.
Abschiedspredigt von Heinrich Schnuderl
Fotoserie: Abschiedsgottesdienst für Heinrich Schnuderl (Pfarre Graz-Dom)