Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Durch Überlieferung und Erzählungen war die Existenz einer sogenannten Wandlungs- bzw. Zeichenglocke im kleinen östlichen Turm über dem Altarraum der Pfarrkirche von Aflenz bekannt. Mangels Funktion geriet diese über die Jahre in Vergessenheit. Unlängst machte man sich vor Ort diesen Hinweisen nach der vergessenen Glocke folgend auf die Suche. Im Dachreiter fand man aber nicht die vermutete und auch in der Literatur beschriebene, barocke sogenannte „Findenklee-Glocke“ aus dem Jahre 1648, sondern ein um rund 200 Jahre älteres Prachtstück.
Geborgen und ans Licht gekommen ist eine etwa 40 Kilogramm schwere gotische Glocke, die vom Kirchenmusik- und Glockenreferent Herbert Gasser in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert wird. Seine Expertise als Glockenbeauftragter der Diözese Graz-Seckau zum einzigartigen Fundstück: „Es handelt sich um eine Bronzeglocke mit einem sehr eigenwilligen, charakteristischen und beseelten Klang. Die Glockenzier und insbesondere das Hund-Hasenfries sind ein sicherer Hinweis dafür, dass die Glocke aus der Judenburger Gießerei bzw. aus der Schule des Hans Mitter stammt.“ Das Hund-Hasen-Ornamentband ist das Logo bzw. Erkennungszeichen des Judenburger Gießers, oftmals verbunden mit den Tiermotiven Einhorn und Löwe.
Mit dem Läuten der ehemals im östlichen Dachreiter der Kirche hängenden, sogenannten Wandlungs- bzw. Zeichenglocke wurde vom Altarraum aus den Läutern im westlichen Turm der Beginn der Wandlung akustisch signalisiert, um diese eucharistische Zeremonie des Priesters mit Glockenklängen zu begleiten.
Es ist nicht selbstverständlich, dass sich alte Glocken in Kirchtürmen erhalten haben. Vielfach landeten gesamte Geläute kriegsbedingt auf „Glockenfriedhöfen“ und wurden für Rüstungszwecke umgeschmolzen. Die Mariazeller Basilika, deren „älteste“ Glocke aus 1830 stammt, sind beispielsweise sämtliche historische Glocken durch verschiedene Umstände (Stadtbrand von 1827, beide Weltkriege, museale Zwecke) abhandengekommen.
Somit ist Aflenz nun im Besitz von drei bemerkenswerten mittelalterlichen Glocken und kann mit Recht stolz sein auf dieses Kulturgut. Anlässlich der Langen Nacht der Kirchen am 2. Juni sollte die Glocke für die Öffentlichkeit sichtbar sein. Über den weiteren Umgang mit der historischen Glocke haben Hauptamtliche und Fachleute zu entscheiden. Wünschenswert für die Pfarre Aflenz wäre, dass das Fundstück jedenfalls in Aflenz bleibt.
Das markante Aflenzer Geläute ergibt sich aus den sechs im Turm befindlichen Glocken, gegossen aus unterschiedlichen Materialien und aus verschiedenen Epochen stammend. Sie geben dem Ort ein unverwechselbares Klangbild.
Von den beiden historischen Turmglocken ist die Große Peter und Paul Glocke vom Judenburger Gießer Hans Mitter aus 1446 von besonderer Bedeutung: In der Glockenkunde Tönendes Erz von Weißenbäck und Pfundner wird sie als „wertvollste Glocke Österreichs angesehen, da sie für ihre Zeit ganz besonders rein und sauber gegossen ist und eine hervorragende musikalische Qualität als reine Oktavglocke besitzt“.
Mert von Friesach ist der Hersteller der zweiten gotischen und kleinsten Turmglocke, er wird ebenfalls der Judenburger Glockenwerkstätte zugeordnet. Diese beiden mittelalterlichen Glocken werden nunmehr ergänzt durch einen aufsehenerregenden Glockenfund im Dachreiter der Aflenzer Pfarrkirche.