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„Eine Zeit für Krieg und eine Zeit für Frieden“ – dieses Zitat aus dem biblischen Buch Kohelet war das Motto des Bibeltages 2023 der Katholischen Kirche Steiermark; passend zu unserer kriegerischen Zeit. Apl. Prof. Dorothea Eberle-Küster, Spezialistin für das Alte Testament an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz, führte durch das Programm im Seminarzentrum Seggauberg.
Kohelet berichtet davon, dass es für alles eine Zeit gibt, für Schönes und eben auch für Furchtbares. Die Referentin stellte diese Aussagen mit der Zeit der Verfassung in Zusammenhang. Der Text sei im 3. Jahrhundert vor Christus geschrieben worden, in einer ersten Wirtschaftskrise in Israel zur Zeit des vom Volk ungeliebten Hellenismus. Die Geschichte von Israel sei bis dorthin von Gewalt geprägt gewesen und deshalb sei dieser Text so bedeutend, weil man gerade angesichts des Krieges über Visionen des Friedens reden müsse, so Apl. Prof. Eberle-Küster.
Die Wissenschafterin ließ die Geschichte des Volkes Israel Revue passieren – von den Stammeskämpfen der vorstaatlichen Zeit über die Königszeit, in der es bereits eine Berufsarmee gegeben habe, hin zur babylonischen Zerstörung Jerusalems. Darauf folgte eine längere Friedenszeit, wenn auch unter persischer Herrschaft. Aus dieser Geschichte entstanden biblische Texte mit erzählendem, klagendem, rechtlichem Charakter sowie solche mit Visionen über den Frieden und auch über das Kriegsgeschehen. So finden sich etwa Anleitungen, wie eine Stadt zu belagern sei, ohne die Ressourcen vor Ort nachhaltig zu zerstören.
Ein besonderes Augenmerk sei in der Bibel auf die Klage gerichtet, um „die Wunden und das Verlangen nach Heilung offenzuhalten“, so die Theologin. Auf das Buch Hiob verweisend sagt sie, dass die Klage durchaus auch eine Anklage gegenüber Gott sei, der in all das böse Handeln involviert sei. „Wo ist für Klage Platz in unserer Zeit, wenn wir nur mehr über Statistiken und Rüstung diskutieren“, fragt sich die Wissenschafterin überleitend zum Buch Jesaja, in dem es heißt, dass „am Ende der Tage aus Schwertern Pflugscharen werden“. Die große Vision sei die Einsicht der Völker, dass wieder Nahrung produziert wird, anstatt in den Krieg zu ziehen. Man müsse am Frieden schmieden, damit die Menschen zu essen haben und in Ruhe unter den Feigenbäumen verweilen können, wie der Prophet Micha beispielhaft schreibt.
Natürlich war bei der Veranstaltung der Krieg in der Ukraine ein Thema – etwa, als es um Angebote des Aggressors Russland ging, den Krieg sofort zu beenden – zu russischen Bedingungen. Auch derartige Beispiele finden sich in der Bibel, zum Beispiel im Buch Deuternomium, wo die Friedensbedingungen der Eroberer vorgibt, um die eigenen Verluste klein zu halten (Deu 20). Für die Belagerten bleibt „Frondienst und ein Leben als Untertan“ – ein Friedensangebot in Form von Unterwerfung. Der finale Befund ist traurig und hoffnungsvoll zugleich. Scheinbar ist das Schicksal der Menschheit, dass es Zeit für den Frieden und für den Krieg gibt. Die wahre Erlösung wartet erst im Reich Gottes. Dennoch fand man in der Bibel ein Rezept für den Frieden. In Psalm 34 heißt es: „Meide das Böse und tu das Gute suche den Frieden und jage ihm nach.“ Der Friede ist nicht einfach zu fassen, aber mit gutem Willen ist viel möglich.
Am Nachmittag standen vier Workshops zur intensiven und kreativen Vertiefung in die Thematik zur Auswahl:
Workshop 1: „Hoffnungsbilder in Zeiten von Krise und Krieg“ - Prof. Dr. Dorothea Erbele-Küster
Workshop 2: „Fröhlichkeit des Herzens und Frieden in unseren Tagen (Sir 50,23)“ - Mag. Alfred Jokesch, Redakteur Sonntagsblatt für Steiermark; Seelsorger Lebenswelten der Barmherzigen Brüder in Kainbach; Geistlicher Assistent, Diözesansportgemeinschaft
Workshop 3: „Frieden – Frucht des Geistes (Gal 5,22)“ - Dr. Reinhard Stiksel, promovierter Neutestamentler und Leiter des Bibelwerks Linz
Workshop 4: „Zeit für Klimagerechtigkeit“ - Dipl. Pastoralassistentin Daniela Felber, Referentin für Schöpfungsverantwortung der Kath. Stadtkirche Graz