Abschied von Domkapellmeister Doeller

Abschied und Blick in die Zukunft

Bei der Vesper am Silvesterabend mit Bischof Wilhelm Krautwaschl wird Doeller seinen Abschied aus dem aktiven liturgischen Dienst feiern. Aus diesem Anlass wird der Domkapellmeister die Uraufführung von Wolfgang Reisingers „Te Deum“ dirigieren. Diese Premiere ist für Doeller nicht nur ein Abschied. Das Stück soll vor allem ein Blick in die Zukunft sein und die Aufforderung, Neues zu probieren. Im Frühjahr 2023 wird Josef Doeller außerdem für seinen jahrelangen Verdienst das Ehrenzeichen des Landes Steiermark erhalten.

Nachfolgerin Melissa Dermastia

Ihr Amt als Domkapellmeisterin wird Melissa Dermastia am 1. Jänner 2023 beim Neujahrsgottesdienst antreten. Bereits als Teenagerin begeisterte sie sich für die Orgel, später folgte das Studium der Kirchenmusik.

Als Domkapellmeisterin sieht sie sich als eine Visionärin. Dermastia: „Da nur so Neues entstehen kann und Menschen begeistert werden können. Am Ende ist es trotzdem wichtig, mit beiden Beinen am Boden zu stehen und stets im Dialog zu bleiben.“

Für die Zukunft hat Dermastia bereits einige Schwerpunkte gesetzt. Ein Domkonzert mit einem Streifzug in die nordisch-baltische Chormusik sowie eine Kindermusicalwoche sind schon geplant. Die Weihe der reorganisierten Domorgel wird ein weiterer Höhepunkt sein. Für das Gedenkjahr 2025 plant Dermastia ein Chor- und Kammerensemble, das die Tagebucheintragungen von Anne Frank thematisiert.

Melissa Dermastia war zuletzt Dommusikassistentin in Kärnten und leitete den Kärntner Madrigalchor.

Prägend für die Kirchenmusik

Im Jahr 1984 übernahm Josef Doeller die Leitung der Grazer Dommusik. Seitdem prägte der gebürtige Waldviertler die steirische Kirchenmusiklandschaft maßgeblich. Zahlreiche Grazer Ensembles hatten unter Doeller ihre Geburtsstunde: die Domkantorei, die Jugendkantorei, die musikalische Frühförderung, die neue Grazer Hofkapelle (Capella Ferdinandaea vocalis et instrumentalis). Bei großen Gottesdiensten, wie dem mitteleuropäischen Katholikentag oder den Papstbesuchen in Österreich, wirkte Doeller mit und zeigte, was für eine verbindende Kraft die Musik haben kann.

Im März 1998 eröffnete Doeller mit der Domkantorei das einzigartige Projekt "BACH XXI" mit Aufführungen sämtlicher geistlicher Kantaten nach ihrer liturgisch-zeitlichen Bestimmung. Das letzte Konzert, das Finale dieser Reihe, fand nach 20 Jahren am 5. Mai 2018 im Grazer Mausoleum statt. 

Dompfarrer Schnuderl bedankt sich

Dompfarrer Heinrich Schnuderl bedankt sich für Doellers jahrzehntelange Tätigkeit als Domkapellmeister und betont die wertvolle Rolle der Dommusik: „Die Kirchenmusik an einer Kathedrale hat besondere Beispielwirkung für die ganze Diözese - und in Zeiten globaler Vernetzung auch weit darüber hinaus.“