Engagement vom Wohnzimmer aus

Wie sieht Ihr Engagement genau aus? 

Die Pension, eine gesundheitliche Krise und die Pandemie haben meine Freiwilligenarbeit stark verändert. Ich habe aufgehört, in pfarrlichen und anderen kirchlichen Gremien mitzuarbeiten, Vorträge zu halten und Einkehrtage zu begleiten. Aber ich schreibe regelmäßig für das Sonntagsblatt und das konkret:magazin, auf Wunsch auch für Pfarrblätter und profane Zeitungen.  

Das Schreiben macht mir Freude. Außerdem beobachte ich das Geschehen auf Social Media und bringe mich dort häufig mit Fragen, Ideen und auch klaren Positionen ein. Daraus und über meine einfach gestaltete Homepage (www.karl-veitschegger.at) ergeben sich Kontakte mit Menschen, die an Gott, Glaube und Kirche interessiert sind, manchmal auch daran leiden. Ebenso suchen Seelsorger:innen und Religionslehrer:innen das Gespräch mit mir.  

Aus solchen Gesprächen ist z. B. das Buch „Glaube in Sicht“ entstanden, ein ehrenamtliches Projekt mit der Religionspädagogin Irene Maria Unger, getragen vom diözesanen Bildungsressort. Da ich Mails in der Regel rasch beantworte, bin ich für manche Journalist:innen Ansprechperson in theologischen Fragen geworden. Infos für Zeitungen werden oft schnell gebraucht und offizielle Stellen können das nicht immer kurzfristig leisten.  

Warum machen Sie diese Arbeit? Was “kostet” es Sie und was „gibt“ sie Ihnen? 

Durch mein Leben, das auch Brüche und Umwege kennt, zieht sich das unausrottbare Interesse an Gott, Religion und Theologie. Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, sein Leben und Wirken werden mich nie kalt lassen. Es bewegt mein Denken, Beten, Reden, Schreiben – nur das Danach-Handeln schwächelt sehr.  

Gerne verwende ich für das, was mich bewegt, viel Zeit und Energie und es darf mich auch finanziell etwas kosten. Was es mir „gibt“? – Ungemein viel: schöne Begegnungen, eine tiefere Sicht des Menschseins und die Erfahrung, dass der Heilige Geist auch dort wirkt, wo wir es nicht vermuten. Der Gedanke, dass das „Reich Gottes“, also Gottes Wirkbereich, weit größer ist als unsere Kirche, wird mir immer wichtiger und ist mir Trost, obwohl ich mich über eine kühne Kirchenreform sehr freuen würde. Nichts, was Menschen – wo auch immer – aus Liebe tun, ist umsonst getan. Es wird Früchte tragen. Und: „Es gibt keine Liebe, die nicht vom Heiligen Geist stammt.“ (Augustinus) Das tröstet mich und gibt mir Kraft.  

Welche Unterstützung würden Sie sich seitens der Katholischen Kirche wünschen? 

Theologisch kompetente Gesprächspartner:innen. Unser kirchliches Personal scheint mit Organisationsentwicklung, Liturgie und anderen Feiern ziemlich ausgelastet zu sein. Das ist schade. Denn wo Theologie als gründliches Bedenken unserer Glaubensinhalte vernachlässigt wird, droht über kurz oder lang eine Banalisierung und “Verkitschung” des Glaubens. Ich hoffe, die Verantwortlichen sehen diese Gefahr und steuern dagegen.