Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Am 2. Februar feiert die katholische Kirche nicht nur Mariä Lichtmess, sondern auch den Tag des geweihten Lebens. Im Zentrum dieses Lebens steht die Profess – ein kleines, lateinisches Wort mit einer großen Bedeutung. Dieses „Bekenntnis“ legen Ordensleute ab – als Gelübde, nach der „ewigen Profess“ das restliche Leben lang in Armut, Gehorsam und eheloser Keuschheit in ihren Gemeinschaften zu leben. In Frauenorden wird Christus quasi zum Ehemann. Über die Schönheit dieses Lebens erzählen drei Ordensfrauen aus der Steiermark.
„Ich habe von klein auf gerne gebetet, Jesus war mein Freund. Als Jugendliche war ich so richtig verliebt in ihn“, erinnert sich Schwester Josefa Maria vom geöffneten Herzen Jesu (Karmelitin, 25-jähriges Professjubiläum). Mit 18 Jahren habe sie an Exerzitien (geistige Übungen) eines Karmeliten teilgenommen, dann Bücher von Heiligen des Karmelordens gelesen und im Herzen gespürt, dass es sie zum Gebetsleben hinziehe, dass Jesus sie in den Karmel in Bärnbach rufe. „Berufung ist die Antwort auf Jesu Ruf. Ihn kann man hören, wenn man in Kontakt, im Gespräch mit ihm ist“, ist sie überzeugt.
Schwester Marianne Schwarzl feiert heuer ihr 50-jähriges Berufungsjubiläum. Sie habe auf der Suche nach einem sinnerfüllten Leben zwischen Familiengründung und einem geistlichen Weg geschwankt. Als Bedienstete im Haus der Barmherzigkeit in Graz, bei der Begegnung mit den Schwestern, hat sich die Richtung geklärt. „Die Barmherzigen Schwestern vermittelten mir die Kraft des Gebetes, die Stütze der Gemeinschaft und ein erfülltes Leben durch die Hingabe an Hilfsbedürftige“, erzählt die heutige Hausoberin der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Graz. Für sie war die innere Gewissheit ein Zeichen der Berufung.
Noch länger in ihrer Gemeinschaft lebt Schwester Wiltrud List (Kreuzschwestern): Sie hat ihre Profess vor 60 Jahren abgelegt. „Ich wollte schon als Kind in ein Kloster, weil man dann schneller in den Himmel kommt“, schmunzelt sie. Ausschlaggebend waren auch bei ihr Exerzitien und ihre Berufung – ein plötzliches Gefühl, in Christus verliebt und von ihm gerufen zu sein. „Ich habe mich also bei den Kreuzschwestern angemeldet und bin nach einiger Zeit dort geblieben“, erzählt die 85-Jährige.
Der Tagesablauf in den Orden ist stets strukturiert. Der Tag beginnt mit dem Morgengebet ab 5.30 Uhr und endet mit der Komplet rund um 20 Uhr. Dazwischen ist Zeit für Gebet, Arbeit und Erholung. Es sei nie langweilig, sagt Schwester Josefa Maria, wenn man ein wachsames Herz für Christus habe, wenn man alles mit ihm und für ihn mache: „Als ich einmal mit dem Auto wegfahren wollte, hatte ein Reifen keine Luft. Ich brauchte meine ganze Ruhestunde, bis alles erledigt war. Ich sagte Jesus dann: Ich schenke dir diese Zeit für die Priester, denen im übertragenen Sinn die Luft ausgegangen ist, damit sie Kraft haben weiterzugehen.“
Ihre Arbeit beschreibend, betont Schwester Wiltrud, für die Menschen da sein zu wollen: „Nicht nur missionarisch, sondern authentisch und unterstützend.“ Sie hat als Lehrerin in einer Fachschule Mode unterrichtet und in ihrer Ausbildung auch Kleider für den Opernball genäht. Bis zuletzt hat sie als Kursleiterin von Malkursen viel Freude erlebt – Kurse, die aufgrund der Corona-Regeln schon länger nicht stattfinden können. „Das geht mir sehr ab“, erzählt die 85-jährige Kreuzschwester.
Hausoberin Marianne spricht von Herausforderung und Erfüllung zugleich, wenn sie sich an ihren Dienst als Religionslehrerin, als Verantwortliche in der Ordensausbildung, bei der Mitwirkung in der Provinzleitung sowie in der Krankenhausseelsorge erinnert. Derzeit ist sie beauftragt, als „Hirtin“ für die Schwesterngemeinschaft zu sorgen.
Auch Urlaub gibt es, wenn auch unterschiedlich. Schwester Wiltrud erzählt von „schönen Urlauben mit Freunden am Meer und in den Bergen“. Bei den Barmherzigen Schwestern hat jede Schwester drei Wochen Urlaub im Jahr. „Manche zieht es in die Bergwelt, andere bevorzugen das Schwimmen, einige verbringen Zeit bei ihrer Familie oder suchen sich andere Erholungsmöglichkeiten, je nach Bedürfnis“, beschreibt Schwester Marianne. Ganz anders ist der Urlaub im Karmel. „In unserem Kloster darf sich jede Schwester einmal im Jahr 14 Tage von der Gemeinschaft zurückziehen, um Exerzitien zu machen. Wir bleiben im Kloster, das ist unser Urlaub“, sagt Schwester Maria Josefa.
Alle drei sind sich einig, dass es auch im Ordensleben gelegentlich nicht rund läuft. Es gibt Zweifel, aber keine Verzweiflung. „Mein Leben war nicht weniger schön als jenes von Verheirateten in einer Familie“, ist Schwester Wiltrud überzeugt, „zum Hadern hatte ich nicht viel Grund und wenn, dann kommt man mit Gottvertrauen aus einem Schlamassel immer wieder raus“. Auch Schwester Marianne kennt Herausforderndes sowohl im Gemeinschaftsleben, als auch im Dienstbereich und in der Begegnung mit Leidtragenden. „Trotz der Frage, warum Gott dieses oder jenes zulässt, lösen die Verbundenheit mit ihm und das innere Glück die Schwierigkeiten, die der Alltag mit sich bringt“, sagt sie. „Jesus wartet darauf, dass wir ihm alles sagen, womit wir gerade nicht zurechtkommen. Mit ihm sind wir nicht allein. Wenn ich ihn lobe und preise dafür, dass er mir einen Weg zeigt, dann führt er alles zum Guten“, ergänzt Schwester Josefa Maria.
Alle drei strahlen Zufriedenheit und Glück aus. „Nach 50 Berufsjahren kann ich aus innerster Überzeugung sagen, dass ich mein Glück gefunden habe“, so Schwester Marianne. Ein Glück, dass für Schwester Josefa Maria darin besteht, vereint mit dem auferstandenen Jesus durch das Gebet fruchtbar für das Heil der Seelen zu sein. Und durch die Begleitung der Menschen, ergänzt Schwester Wiltrud.
Dass der Ordensnachwuchs in Zukunft ausbleiben wird, denken die Ordensfrauen nicht. „Ich glaube fest daran, dass Gott auch heute Menschen in seine engere Nachfolge beruft. Dazu braucht es hörende, mutige Menschen. Manches hat sich im Ordensleben schon geändert. Heute verbindet man Einheit mit Vielfalt; früher war es eher die Einförmigkeit. Vieles wird sich an der Lebensweise in den Ordensgemeinschaften noch verändern. Tief im Glauben Verwurzelte, von der Liebe Gottes Ergriffene – sie werden die Zukunft der Orden sein“, so Schwester Marianne, die derzeit für 40 Schwestern verantwortlich ist. Es werden nicht die letzten sein, denn im Glauben liege ein Glück, das wie eine Knospe aufblühe und zur wunderbaren Blume werde.
Papst Johannes Paul II. erklärte den 2. Februar zum „Tag des geweihten Lebens“. Dabei soll den Gemeinden, besonders den Jugendlichen, die Entscheidung zu einem Leben der Nachfolge Christi vor Augen gestellt werden. Am 2. Februar starten die Feiern dazu um 17:30 Uhr mit einer Anbetung in der Grazer Stadtpfarrkirche, gefolgt von einer Kerzensegnung um 18:15 Uhr im Brunnenhof und einer Heiligen Messe.