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Kirchenvertreter weltweit und Politiker, darunter aus Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), haben am zweiten Weihnachtsfeiertag den verstorbenen Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu gewürdigt. Der frühere anglikanische Erzbischof von Kapstadt und Kämpfer gegen das Apartheid-Regime starb am Sonntag mit 90 Jahren in Kapstadt, wie der Staatspräsident Südafrikas, Cyril Ramaphosa, am Sonntag mitteilte.
Bereits zu Mittag waren auf TV-Bildern Menschen zu sehen, die Blumen vor Tutus Denkmal in Kapstadt Waterfont niederlegten. Die Stadtverwaltung will als Verbeugung vor Tutus Vermächtnis in den kommenden Tagen das Wahrzeichen der Stadt - den alles überragenden Tafelberg - im bischöflichen Violett anstrahlen.
Papst Franziskus würdigte Tutus Engagement gegen Rassismus und seine unablässige Bemühungen um Frieden und Versöhnung in seiner Heimat. Franziskus hatte Tutu in seiner jüngsten Enzyklika "Fratelli tutti" (2020) neben anderen bedeutenden Nichtkatholiken als Quelle der Inspiration erwähnt.
Das Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, erklärte: "In Desmond Tutus Augen sahen wir die Liebe Jesu. In seiner Stimme hörten wir das Mitgefühl Jesu. In seinem Lachen hörten wir die Freude Jesu. Tutu sei "ein Prophet und Priester" gewesen, "ein Mann der Worte und Taten - einer, der die Hoffnung und Freude verkörperte".
Zahlreiche internationale Politiker verneigten sich vor Tutu. "Er hat sich für Menschenrechte stark gemacht und für eine friedliche Welt", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter. "Sein Wirken ist eine große Inspiration für uns alle". Wie auch Bundeskanzler Nehammer hob er Tutus entschlossenen Kampf gegen die Apartheid hervor. "Tutu war eine moralische Instanz, sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust", so Nehammer. "Sein Einsatz, sein Wort und seine Taten werden unvergessen bleiben."
Das Nobelpreiskomitee sprach in einer Stellungnahme von einer "betrüblichen Nachricht", der britische Premierminister Boris Johnson würdigte Tutu als wichtige Persönlichkeit im Kampf gegen die Apartheid und beim Aufbau eines neuen demokratischen Südafrikas. David Sassoli, der Präsident des Europaparlaments, würdigte ihn als "einen Giganten im Kampf gegen Südafrikas Apartheid". Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich ähnlich. EU-Ratspräsident Charles Michel nannte Tutu einen "Giganten, der gegen die Apartheid aufstand": "Ein Mann, der mit starkem Engagement für die Menschenwürde sein Leben der Freiheit gewidmet hat."
Tutu wurde am 7. Oktober 1931 in der Bergbaustadt Klersdorp/Transvaal geboren. Er war zunächst als Lehrer tätig, gab jedoch seine Stelle 1957 aus Protest gegen die rassistische Bildungspolitik der Apartheid-Regierung auf und entschied sich für eine geistliche Laufbahn in der anglikanischen Kirche.
Für seinen gewaltlosen Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika wurde Tutu 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet; im selben Jahr wurde er zum Bischof von Johannesburg ernannt. Von 1986 bis 1996 war er Erzbischof von Kapstadt und damit Oberhaupt von rund zwei Millionen Mitgliedern der Anglikanischen Gemeinschaft in Südafrika.
Obwohl er sich zu seinem 79. Geburtstag im Oktober 2010 offiziell aus der Öffentlichkeit zurückzog, äußerte sich Tutu bis zuletzt kritisch gegen Rassismus und Diskriminierungen in Südafrika und in vielen Ländern der Welt. Dennoch war eines seiner Markenzeichen sein Humor.
Nach seinem Rücktritt als Erzbischof 1996 wirkte Tutu bis 1998 als Vorsitzender der südafrikanischen "Wahrheitskommission", die Verbrechen im Apartheid-Staat zwischen 1960 und 1994 aufklären sollte. Ziel seiner Kritik war vielfach auch der im Apartheid-Staat verbotene und seitdem regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC).
Zu den Auszeichnungen Tutus zählen neben dem Friedensnobelpreis, der Martin-Luther-King-Preis, die Presidential Medal of Freedom der USA, das deutsche Große Bundesverdienstkreuz (1996) sowie rund drei Dutzend Ehrendoktorwürden - unter anderem der Universität Wien. 2016 erschien Tutus Buch "The Book of Joy" (Das Buch der Freude), das er gemeinsam mit dem 14. Dalai Lama verfasste.