Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
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Was und wen braucht es eigentlich, damit die Arbeit von Ehrenamtlichen vor Ort gut funktioniert und alle Beteiligten zufrieden sind? Wir haben mit Menschen gesprochen, die sich das Thema Freiwilligenkoordination zu Herzen nehmen und von ihrer Arbeit berichten. Dieses Mal: Sabine Petritsch von der Krankenhausseelsorge.
Liebe Sabine, in der Krankenhausseelsorge gibt es auch viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was ist bei Beginn der ehrenamtlichen Tätigkeit von Engagierten in einer „externen“ Institution besonders zu beachten?
In der Krankenhausseelsorge haben wir Teamleitungen in den Häusern vor Ort, die im Gespräch mit der Direktion auch über den Einsatz und Rahmen ehrenamtlicher Frauen und Männer sprechen. Eine wichtige Voraussetzung für den Dienst im Krankenhaus ist, die geltenden Maßnahmen und Regelungen des Krankenhauses zu achten und einzuhalten z.B. Hygienemaßnahmen, oder Verschwiegenheit.
Krankenhäuser sind geprägt von hoher Professionalität, aber auch von der Unterschiedlichkeit bei PatientInnen und MitarbeiterInnen hinsichtlich ihrer Weltanschauungen und Spiritualität. Das verlangt von uns allen eine größtmögliche Offenheit, Menschlichkeit und Sensibilität für die Menschen, aber auch für die zwei Systeme Krankenhaus und Kirche.
Wie sieht die Zusammenarbeit etwa mit der Stationsleitung aus, wenn Ehrenamtliche sich engagieren?
Die Arbeit auf einer Station ist das „Kernstück“ der Seelsorge, für die in erster Linie Hauptamtliche und in weiterer Folge die Teamleitungen Verantwortung tragen. Teile der Verantwortung können in Absprache mit ehrenamtlichen Seelsorger*innen von ihnen selbstständig wahrgenommen werden, etwa der wöchentliche seelsorgliche Besuchsdienst am Krankenbett und Kommunionfeiern.
Hauptamtliche stellen Ehrenamtliche bei der Stationsleitung vor und führen sie dort ein. Sie sind im regelmäßigen Austausch mit der Stationsleitung und informieren über die inhaltlichen Planungen und Schwerpunkte der Seelsorge, arbeiten interdisziplinär in Teams mit und sind strukturell mehr ins Krankenhaus eingebunden. Wichtig ist die regelmäßige Begleitung der Ehrenamtlichen und hier auch die gemeinsame spirituell-theologischen Deutung der gemachten Erfahrungen am Krankenbett. Schließlich berühren diese Gespräche und Feiern ja auch die eigene Glaubens- und Lebenswelt.
Gleichzeitig gibt es viele andere Felder, in denen Ehrenamtliche sich im Bereich der Krankenhausseelsorge engagieren können: die Betreuung der Kapelle, das Feiern von Wort-Gottes-Diensten oder die Betreuung des Schriftenstandes, Mitgestaltung der Liturgie in der Kapelle oder anderer Feiern.
Wodurch wird diese inhaltliche, persönliche und organisatorische Einführung erleichtert oder auch erschwert?
Es sind zwei Systeme: Das System Krankenhaus mit seinen Regeln und Vorstellungen und das System Kirche, das die Ehrenamtlichen für den Dienst ausbildet und sendet. Während der Covid-19 Pandemie war und ist es vielen Ehrenamtlichen nicht möglich, ihr Engagement im Krankenhaus zu leben, das heißt, wir sind an die (unterschiedlichen) Zulassungsbedingungen des jeweiligen Hauses gebunden.
Im Referat für Krankenhausseelsorge wird auf ein „professionelles Ehrenamt“ wert gelegt. Da sind Auswahlgespräche, Praxisreflexion wie auch die Absolvierung des Ökumenischen Ausbildungslehrganges und Weiterbildungen besonders zur Ausübung des Seelsorglichen Besuchsdienstes sehr wichtig. Im Alltag sind es die Teamleitungen, die das Team der Ehrenamtlichen begleiten.
Es ist ein längerer, anspruchsvoller Weg, der für manche vielleicht auch zu intensiv ist - aber für die konkrete Tätigkeit absolut notwendig.
Und zum Abschluss: Gibt es ein Erlebnis, das dir mit Ehrenamtlichen auf Stationen besonders in Erinnerung ist?
Als eine Ehrenamtliche den Besuchsdienst aufgrund ihres Urlaubes nicht wahrnehmen konnte, habe ich sie vertreten. Ich betrete das Zimmer und stelle mich als Seelsorgerin vor, da sagt ein Patient zu mir: „Aha, ich bin seit drei Wochen hier, sind Sie die Vertretung Ihrer Kollegin? Ich hoffe, Sie können das auch so gut.“ Ein anderes Mal wurde ich von einer Physiotherapeutin angesprochen, ob die Dame, die sonst hier Gespräche führt, wohl hoffentlich wiederkomme und noch nicht in Pension geht? Beide Beispiele zeigen, wie integriert Ehrenamtliche sein können und aus dem Alltag im Krankenhaus nicht mehr wegzudenken sind!
Ergänzend zur „Theorie“ wurde auch jemand aus der Praxis befragt. Grete Kohl engagiert sich in der Krankenhausseelsorge in Feldbach.
Liebe Frau Kohl, wie haben Sie sich in das „System Krankenhaus“ in Form des ehrenamtlichen, seelsorglichen Besuchsdienstes einfinden können, und was war für Sie dabei hilfreich? Gibt es etwas, das Ihnen besonders wichtig für Ihr Engagement ist?
Im Herbst 2010 wurde ich von einer ehemaligen ehrenamtlich Tätigen angesprochen, ob ich mir die Mitarbeit in der Krankenhausseelsorge vorstellen könnte. Ich hatte keine Ahnung welche Aufgaben ein seelsorglicher Besuchsdienst zu erledigen hat. Erst durch ein Gespräch mit Herrn Pfarrer Mag. Weingartmann wurde mir klar, dass ich diese Herausforderung annehmen möchte.
Durch eine gute Einführung der Teamleiterin und besonders durch den Ausbildungslehrgang konnte ich mich in dieses Ehrenamt gut einarbeiten. Obwohl Corona einiges verändert hat (z.B. wird die Intimität eines Gespräches durch die Maske doch eingeschränkt), bedeutet mir dieser Besuchsdienst sehr viel. Am Ende eines Nachmittages freue ich mich schon wieder auf den nächsten Besuchsdienst. Der Dienst am Patienten bereichert und erfüllt mich sehr! Für mein Engagement ist mir ein gutes Miteinander, der Gedankenaustausch im Team und die Weiterbildung sehr wichtig.
Die Interviews führte Barbara Krotil,
Strategische Ehrenamtsentwicklung im
Prozessbereich Innovation & Entwicklung
Eine gute Orientierungs- und Einarbeitungsphase ist ein wichtiger Faktor für die nachhaltige Integration in die Organisation und damit längerfristige Bindung der Freiwilligen. Die Einführung umfasst inhaltliche, organisatorische, kulturelle und persönliche Aspekte. Diese sind aktiv zu gestalten.
Mehr zum grundsätzlichen Thema Ehrenamt und freiwilliges Engagement finden Sie hier.