Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Was und wen braucht es eigentlich, damit die Arbeit von Ehrenamtlichen vor Ort gut funktioniert und alle Beteiligten zufrieden sind? Wir haben mit Menschen gesprochen, die sich das Thema Freiwilligenkoordination zu Herzen nehmen und von ihrer Arbeit berichten. Dieses Mal: Silvia Treichler und Martha Ortner aus dem Seelsorgeraum Schilcherland.
Liebe Silvia und liebe Martha, ihr seid dabei, sogenannte Tätigkeitsprofile für ehrenamtliche Engagements auszuformulieren. Was hat euch motiviert, das zu tun und was erwartet ihr euch davon?
Das Ausformulieren hat uns die Möglichkeit gegeben, bereits vorhandene Tätigkeiten genauer zu beleuchten und Arbeitsbereiche herauszufiltern, in denen es notwendig ist, jemanden zu suchen.
Die Profile haben uns auch dabei geholfen, die jeweiligen Engagements klar voneinander abzugrenzen – das hilft nicht nur uns als Freiwilligenkoordinatorinnen, sondern auch allen anderen Beteiligten, ob haupt- oder ehrenamtlich. Sie wissen so genau, worauf sie sich einlassen und können auch während des Engagements viel besser definieren, in welchem Ausmaß sie ihre Aufgabe erfüllen wollen.
Außerdem helfen die Tätigkeitsprofile, konkret Menschen mit dem entsprechenden Talent anzusprechen und auch bereits zu Beginn die zeitliche Komponente im Auge zu behalten. Das bringt den ehrenamtlich Engagierten nicht nur mehr Planbarkeit, sondern auch Wertschätzung für die von ihnen zur Verfügung gestellte Zeit entgegen und beugt einer Überforderung vor.
Wie geht ihr bei der Erstellung dieser Tätigkeitsprofile vor?
Da gibt es zwei Sichtweisen: wir betrachten die Erstellung entweder aus der Sicht des Bedarfs, der in der Pfarre gerade vorhanden ist oder aus Sicht des Talentes, der Fähigkeit, die eine Person gerne in die Pfarre einbringen möchte.
In jedem Fall beginnen wir mit dem, was es zu tun gibt – mit der Aufgabe oder dem Talent, das wir konkretisieren und daran das Ziel des Engagements beschreiben. Aufgrund des Ziels überlegen wir uns, welche Aufgaben erledigt werden müssen, um dieses zu erreichen und halten sie fest. Ebenso wie die Bereiche, die auf keinen Fall zur genannten Tätigkeit gehören. Das gibt dem Einsatz noch einmal ein klareres Bild und schärft sowohl nach innen, als auch nach außen die Grenzen der Zuständigkeit.
Wir überlegen uns, wieviel Zeit die Tätigkeit in Anspruch nimmt oder klären mit der Person, wieviel Zeit sie bereit ist zu investieren. Danach gilt es noch alle Ressourcen gut festzuhalten: dazu gehören für uns Ansprechpartner*innen innerhalb der Pfarre, Vernetzungsmöglichkeiten außerhalb, Fortbildungsangebote und weitere Unterlagen sowie Infrastruktur, die zur Erledigung der Aufgabe notwendig sind.
Erst wenn alle Punkte geklärt sind, kann die Tätigkeit so vergeben werden, dass nirgends Missverständnisse oder Missmut entstehen.
Wie und wo werdet ihr die Profile anwenden?
Im Moment arbeiten wir mit dem Tätigkeitsprofil in Bezug auf die bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen und erarbeiten dieses gemeinsam mit dem aktuellen Pfarrgemeinderat. Aber auch zur Weiterentwicklung bzw. Installierung von Arbeitskreisen und deren Leitungspersonen ist es sehr hilfreich, sich ein durchdachtes Tätigkeitsprofil anzulegen.
Wir möchten die Methode des „Tätigkeitsprofiles“ auch gerne in den Seelsorgeraum einbringen und sie ebenso für die Suche nach Personen verwenden, die im Pastoralrat sein werden oder Arbeitskreise für den gesamten Seelsorgeraum leiten.
Das Tätigkeitsprofil ist jedoch auch hilfreich bei den alltäglichen Aufgaben, die in einer Pfarre anfallen: Kirchenputzteams, Grünpflege etc. werden so deutlich aufgewertet und gut voneinander abgetrennt, sodass viel eher Menschen gefunden werden können, die sich für einen Teilbereich engagieren möchten.
Mit welchen Herausforderungen seid ihr dabei aktuell konfrontiert?
Die charismenorientierte Mitarbeiterschaft ist ein neues Konzept im pfarrlichen Kontext, dass noch nicht überall angekommen ist. Viele Pfarrgemeinderät*innen sind sehr skeptisch und unsicher im Umgang damit. Wie in allen Bereichen der Veränderung braucht es Zeit und Ausdauer, um Neues zu etablieren.
Ergänzend zur "Theorie" wurde auch jemand aus der "Praxis" befragt. Peter Heuberger ist ehrenamtlicher Mitarbeiter im Seelsorgeraum.
Lieber Herr Peter Heuberger, wie finden Sie es, dass Aufgaben, Nichtaufgaben und Erwartungen eines bestimmten Engagements vorweg klar formuliert sind?
Es ist gut, wenn man weiß, worauf man sich einlässt, aber man kann eine freiwillige Tätigkeit nicht mit einer beruflichen Tätigkeit vergleichen. Bei einer freiwilligen Tätigkeit geht es darum zu helfen, wenn Not am Mann/Frau ist und man gebraucht wird.
Beim Pfarrgemeinderat kann man bestimmte Tätigkeiten im Vorhinein anführen (Sitzungen, Organisation von Veranstaltungen), andere Tätigkeiten sind individuell.
Doch ich bezweifle, dass obige Fragen helfen, das Grundproblem der Kirche zu lösen und mehr Menschen dazu bringen, sich zu engagieren.
Die Interviews führte Barbara Krotil,
Strategische Ehrenamtsentwicklung im
Prozessbereich Innovation & Entwicklung
Eine erfolgreiche Engagementförderung beginnt mit der bewussten Entscheidung der Verantwortlichen und der Einplanung von zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Daher werden Seelsorgeräume - auch jene, die noch im Werden sind - seitens der Diözese finanziell unterstützt.
Sie können sich an
ehrenamtsentwicklung@graz-seckau.at
wenden, wenn Sie Maßnahmen setzen, um aktuellen und künftigen Freiwilligen das Engagement zu ermöglichen und sie darin zu fördern.
Mehr zum grundsätzlichen Thema Ehrenamt und freiwilliges Engagement finden Sie hier.