Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wenn von Missbrauch die Rede ist, denken viele an sexuellen Missbrauch oder an körperliche Gewalt. Bisher fast unbeachtet blieb der geistige Missbrauch – der Missbrauch von Macht, ausgeübt auf emotionaler, psychischer, eben geistiger Ebene; und das nicht nur von Geistlichen, sondern in der gesamten Gesellschaft. Um das Thema auszuleuchten, veranstaltete die Diözese Graz-Seckau im Winter 2019 das Symposium „Grauzonen: Geistiger Missbrauch“. Ein Jahr später folgte das Symposium „Gefährliche Seelenführer? Geistiger und geistlicher Mussbrauch“ in der Katholischen Akademie Leipzig. Die Kernaussagen beider Veranstaltungen sind nun in einem Buch gesammelt. Zudem ist die Diözese Graz-Seckau die erste, die eine Kommission zu diesem Thema ins Leben gerufen hat, um derlei Fälle zu bearbeiten.
Entgegen der ursprünglichen Annahme, dass geistiger Missbrauch primär ein Thema der Kirche sei, stellte sich schnell heraus, dass dieses weit in die Gesellschaft hineinreicht. Medizin, Pflege oder Erziehung sind nur einige Bereiche, in denen Macht leicht zu Missbrauch führen kann, in denen Machtverhältnisse zum Nachteil anderer ausgenutzt werden. „Menschen spielen Machtspiele, ja sie treten, schinden, schikanieren ihresgleichen. In höhnischer Offenheit oder subtil getarnt. Wo liegt die Grenze zwischen Lebensförderndem und lebensverneinender Manipulation?“, fragt Bernd Oberndorfer, der mittlerweile verstorbene Theologe, Mediziner und Mitinitiator.
„Das Symposium und die darüber hinausreichenden Arbeiten haben das Ziel, den geistigen Missbrauch wissenschaftlich zu fassen und Hilfestellungen zu liefern, wie man sich im Fall des geistigen Missbrauchs verhalten soll und wie man diesem begegnen kann“, sagt Gerhard Hörting, Gerichtsvikar der Diözese Graz-Seckau, Herausgeber des Buches und Organisator des Grauzonen-Symposiums. Das nun erschienene Werk enthält Gedanken zum geistigen Missbrauch aus medizinischer, psychologischer, ethischer, rechtlicher und theologischer Sicht. Es behandelt Machtgefälle und deren Auswirkungen, psychologische Perspektiven des geistlichen Missbrauchs, Hilfen zum Erkennen von Mustern bei Tätern und Opfern, psychologische Aspekte der Täter, eine ethische Analyse von spirituellem Missbrauch und kirchenrechtliche Möglichkeiten der Prävention.
In der Katholischen Kirche Steiermark geht man weiter gegen diese „dunkle Seite der Macht“ vor. Seit kurzem gibt es eine unabhängige Kommission, die sich mit Fällen geistigen Missbrauchs im Einflussbereich der Diözese Graz-Seckau beschäftigen wird. „In der Kirche fasst das Thema Fuß. Nun ist zu hoffen, dass die anderen Bereiche der Gesellschaft nicht außen vor bleiben“, so Gerhard Hörting.
"Die dunkle Seite der Macht - Geistiger und geistlicher Missbrauch".
Was bedeutet das? Wann findet dieser statt? Wie damit umgehen? Diesen Fragen stellten sich zwei Symposien, welche die nähere Auseinandersetzung der katholischen Kirche mit diesem Thema zum Ziel hatten. Dieses Buch präsentiert eine Sammlung von wissenschaftlichen Beiträgen aus den Bereichen Medizin, Theologie, Psychologie und Kirchenrecht.
Mag. theol. et Dr. iur. can. Gerhard Hörting ist seit 2013 Gerichtsvikar und seit 2020 Visitator in der Diözese Graz-Seckau.
Wien: LIT 2021, 156 Seiten
ISBN: 978-3643510426, € 19,60
pdf: 978-3643660428, € 17,90
Auch als Download erhältlich.