Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Drei große Themen prägten die Sommertagung des Priester- und Diözesanrats der Katholischen Kirche Steiermark: Die großen Trends in der Kirche, die Segenspraxis und die Situation der Flüchtenden. Bei den Trends sprach Barbara Krenn, Leiterin der Religionsabteilung im ORF, über die mediale Wahrnehmung der österreichischen Kirche. Im Zusammenhang mit der Sexualmoral der Kirche und im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen spricht sie von einer „weltfremden Realität“. Punkten könne die Kirche hingegen überall dort, wo Sorgen und Nöte der Menschen wahrgenommen werden: über die Caritas, bei der Armutsbekämpfung, bei der Sterbehilfe. Religion und Glaube sieht sie als „Resilienzfaktor“ – als psychische Widerstandskraft – und als Anleitung zu einem guten Leben.
Der Soziologe Manfred Prisching analysiert das Weltgeschehen. Dem alternden Norden – der „Luxusecke der Welt“ – stehe ein stark wachsender Süden gegenüber. „Zwei Milliarden Menschen wollen den Süden verlassen. Eine gewisse Zuwanderung ist möglich, aber was ist verkraftbar?“, fragt der Wissenschaftler. Die Globalisierung verstärke Wanderungseffekte ebenso wie die religiöse Vielfalt. Die katholische Kirche sehe sich einer Konkurrenz gegenüber, die von Freikirchen bis zu Esoterik reiche. Dazu komme eine „Implosion“ durch die sinkende Zahl der Priester. Wenn sich die Entwicklung fortsetzte, werde es in 30 Jahren in der Steiermark 80 Priester geben. Prisching hält fest, dass die Stärke der Kirche bei den Laien zu sehen sei, die viele Aufgaben übernehmen.
Beim Diözesanrat referierte der Professor für Liturgiewissenschaft Peter Ebenbauer über die Segenspraxis, die „zum Schönsten gehört, was die Kirche zu bieten hat“. Auf Anselm Grün verweisend erklärt der Theologe, dass ein Segen mit guten Wünschen verbunden sie und auch so etwas wie ein „kirchliches Gütesiegel“; ein Zeichen für die Heilsbotschaft Gottes. Darüber hinaus sei der Segen, der letztendlich immer von Gott komme und von einem Vermittler – einem Priester oder einem Laien – erbeten werde, verbunden mit der Hoffnung auf Frieden, Wohlergehen, Schutz, Sicherheit und Lebensfülle. „Der Auftrag zu segnen gilt für alle Getauften und alle Menschen bedürfen dieses Zuspruchs“, sagt Ebenbauer und hält fest, dass der Segen dialogisch ist: „Zuerst preist der Mensch Gott, der wiederum die Menschen segnet.“ Beim Segen für gleichgeschlechtliche Paare meint der Theologe, man müsse positiv bewerten, wo Humanität sichtbar sei; dort sei auch ein Segen möglich.
Die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger klärte über Flucht auf und stellte das Modell der geordneten Rettung vor. Dieses besteht aus sechs Punkten: Die Vorbereitung im Flüchtlingslager; die Auswahl in Abstimmung mit Gemeinden und Personen, die Flüchtenden Schutz bieten wollen; die Sicherstellung von Covid-Maßnahmen; die Unterbringung vor Ort; die soziale Absicherung; und die Integrationsbegleitung samt Spracherwerb. Damit könne man gezielt Menschen aus den Lagern auf Lesbos holen, von denen mehr als 2200 bereits einen gültigen Asylstatus haben. Die Wissenschaftlerin plädiert für die geplante Integration anstelle des Chaos, das 2015 an den Grenzen herrschte. Die Bereitschaft, Menschen aufzunehmen, sei hierzulande ungebrochen groß. Dem schloss sich der Diözesanrat der Diözese Graz-Seckau an und formulierte einen Beschluss, wonach er „die geordnete Rettung unterstützt, sich auf der Seite der Geflüchteten positioniert und die Regierung zur Aufnahme von Menschen aus den griechischen Lagern auffordert“.