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Mit einem fremden und zugleich ungeheuer anteilnehmenden Blick des Künstlers ist die diesjährige Frühlingsausstellung "Tot und lebendig: Alte Meister" in der Fasten- und Osterzeit zu charakterisieren. Der durch seine "Museumsbilder" international bekannte Künstler hat sich in der Corona-Krise 2020 erneut religiösen Themen zugewandt, die Kurator Johannes Rauchenberger nun im KULTUM erstmals zeigt.
Es entstanden radikale religiöse Bilder, die aus den zentralen Figurationen des Christentums hervorgegangen sind: Kreuzigungen, Adams und Evas, Marien, Apostel. War Bruère bislang durch seinen exzessiv-expressiven Malgestus bekannt, reiht er sich nun in die Schatten seiner malerischen Vorbilder dezidiert ein. Sie sind niemand geringerer als Giorgione, Piero della Francesca, Dürer, El Greco, Caravaggio oder Rembrandt. "Ich lerne malen", sagt der französische, in Berlin lebende Künstler lakonisch über seine neue Phase. In Guillaume Bruères Werkverzeichnis lauten diese Werke „Religious Themes“. Sie entbehren der sonst üblichen Distanz bei diesen Themen, sie sind ohne Ironie und Affirmation. Und dennoch sind sie ungeheuer radikal.
Der Künstler wuchs in seiner Heimat Frankreich klassisch säkularisiert ohne christliche Erziehung auf. Religion kam auch im Studium nicht vor. Er fand erst nach intensiven Museumsbesuchen einen Zugang zum Christentum, das ihn als genauen Beobachter expressiver Maltraditionen zu faszinieren begann.
„Ich getraue mich eigentlich zu sagen, dass ich es der Malerei verdanke, dass ich begonnen habe die Frage nach Gott überhaupt stellen zu können. Malerei, so betrachtet, verstehe ich für mich auch als Werkzeug, ohne das ich auch spirituell verloren wäre", so Guillaume Bruère. „Ich bin da, und es malt in mir“, sagt er über den Malakt vor Originalen im Museum, in dem er sich ganz der Unmittelbarkeit hingibt und in dem sein Auge in die malende Hand zu wandern scheint. Der Malprozess wird zu einem innigen Prozess zwischen dem Künstler und den Dargestellten, die ihm förmlich aus den Bildern zuzurufen scheinen.
Bruère zeichnete in großen europäischen Museen wie in Zürich, Karlsruhe, Stuttgart, Berlin und 2018 im Zuge der Ausstellung "Glaube Liebe Hoffnung" im Kunsthaus Graz und KULTUM (800 Jahre Diözese Graz-Seckau).
Guillaume Bruère
DEAD & ALIVE. Alte Meister.
5. März bis 8. Mai 2021
Di bis Sa: 11 bis 17 Uhr & So: 15 bis 18 Uhr
KULTUM Galerie, Mariahilferplatz 3/1, 8020 Graz
tickets@kultum.at
+43 316 / 71 11 33