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Die Katholisch-Theologische Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz zeichnet die Dissertation "Frauen in kirchlichen Leitungspositionen" der Münsteraner Theologin Andrea Qualbrink mit dem Elisabeth-Gössmann-Preis 2018 aus. Mit diesem nach der 89-jährigen deutschen feministischen Theologin benannten Preis werden am Dienstag drei weitere Forscherinnen geehrt: Auch Barbara Velik-Frank, Dagmar Giglleitner und Valeryia Saulevich hatten wissenschaftliche Arbeiten verfasst, die sich "kritisch mit frauen- und geschlechterspezifischen Fragen in den christlichen oder anderen religiösen oder weltanschaulichen Traditionen auseinandersetzen und zugleich kreative Neuentwürfe entwickeln", wie die Grazer Theologische Fakultät mitteilte.
Andrea Qualbrink widmete ihre pastoraltheologische Doktorarbeit einer empirischen Studie über die Aufstiegs- und Führungserfahrungen von Frauen in hohen Leitungspositionen in bischöflichen Ordinariaten deutscher Diözesen. Dabei wird laut einer Aussendung der Fakultät dargelegt, dass weibliche Führungskräfte die Organisation Kirche in systemtheoretischer Perspektive "stören". Eben diese "produktive Irritation" erweise sich jedoch als Innovationschance im Blick auf Inhalte und Methoden, Struktur und Kultur der Organisation "und hinsichtlich der Institution Kirche als Ekklesiogenese" (Anstoß zur Entstehung von Kirche, Anm.).
Qualbrink hatte Grundthesen ihrer Dissertation vor einigen Monaten bereits in der Linzer "Theologisch-Praktischen Quartalschrift" dargelegt: Frauen in kirchlichen Leitungspositionen seien nach wie vor eher eine Ausnahme als die Regel, zugleich gebe es aber positive Entwicklungen in Richtung mehr Aufstiegschancen etwa durch das Schreiben "Gemeinsam Kirche sein" der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2015. Die Theologin lobte Weichenstellungen etwa in den deutschen Diözesen Essen und Osnabrück, wo seit einigen Jahren Gemeinde- und Pastoralreferentinnen als Koordinatorinnen von Gemeinden - also in Leitungsfunktion - eingesetzt werden: "Für Frauen mit Interesse an kirchlichen Leitungspositionen und für eine Kirche mit Interesse an Frauen in Leitungspositionen gibt es Perspektiven. Das Thema hat sich dynamisiert."
Die kirchliche Frauenfrage dürfe freilich keine nur pragmatische, sondern müsse vor allem eine theologische Grundentscheidung sein, hielt Qualbrink fest. Sie berief sich auf die Kirchenrechtlerin Sabine Demel, derzufolge endlich zum Ausdruck gebracht werden müsse, "dass die Kirche die Frauen braucht, und zwar als gleichberechtigte Partnerinnen braucht - nicht weil sie sonst zu wenig Personal für die tägliche Arbeit und Umsetzung ihrer Sendung hätte, sondern weil dies die Gottebenbildlichkeit des Menschen als Mann und Frau verlangt".
Den Elisabeth-Gössmann-Preis verleiht die Grazer Katholisch-Theologische Fakultät heuer zum siebten Mal. Der Namensgeberin wurde 1985 die Ehrendoktorwürde zuerkannt. Mit der Auszeichnung fördert die Fakultät junge Wissenschafterinnen für deren Habilitations,- Dissertations-, Diplom- oder Masterarbeiten gemäß ihrem bereits 1994 beschlossenen Forschungsschwerpunkt "Theologische Frauen- und Geschlechterforschung".
Neben Andrea Qualbrink wurden am Dienstag im Universitätszentrum Theologie (Heinrichstraße 78, 8010 Graz) ausgezeichnet: Barbara Velik-Frank für ihre Dissertation "Die Donaupriesterinnen 'Danube Seven'", Dagmar Giglleitner für ihre Diplomarbeit über die musikalische Rezeption des alttestamentarischen Buches Richter im Händel-Oratorium "Jephtha" sowie Valeryia Saulevich für ihre Masterarbeit "über die kirchlich geprägten körperlichen Wahrnehmungen russisch-orthodoxer Migrantinnen vor und nach der Emigration nach Österreich".