Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Auf die Frage nach einem Gesprächstermin zu seinem 70-jährigen Priesterjubiläum antwortete Prälat Leopold Städtler mit einem schelmischen „da schau, wie die Zeit vergeht“. Der 95-Jährige war von 1976 bis 1997 als Generalvikar der Diözese Graz-Seckau die rechte Hand von Bischof Johann Weber und hat mit diesem die steirische Kirche durch eine herausfordernde Zeit begleitet, galt es doch, das Zweite Vatikanische Konzil umzusetzen. Das brachte viele Veränderungen und bewog viele Priester dazu, ihr Amt niederzulegen. „Darunter hat Bischof Johann sehr gelitten“, erinnert sich Prälat Städtler.
Bis zum Dienst als Generalvikar blickt der Priester auf ein ereignisreiches Leben zurück. Gleich nach der Matura im Akademischen Gymnasium in Graz im Jahr 1943 wurde er zum Krieg eingezogen, war in Finnland und Norwegen stationiert und geriet im Norden in Gefangenschaft. Zuerst musste er zusammen mit anderen Minen räumen – nur mit einer Schaufel – danach Holz für die Eisenbahn verarbeiten. Im November 1945 ging es zurück nach Österreich. „Der Krieg hat mich sehr nachdenklich gemacht. Einmal wurde neben mir ein Kamerad von einem Scharfschützen getötet. Das hätte auch ich sein können. Im NS-Regime zählte ein Mensch nichts. Das war furchtbar. Wir alle haben den Tod gesehen, Hunger gelitten, Angst gehabt und wollten den Frieden. Ich wollte also etwas machen, damit sich die Menschen besser verstehen. Also habe ich, auch beeinflusst durch die Kapläne in Ligist, Theologie studiert“, erinnert sich Leopold Städtler.
Nach der Ausbildung im Priesterseminar – damals waren dort noch rund 130 Seminaristen vor Ort – verschlug es den jungen Priester zuerst als Kaplan nach Fohnsdorf und dann als Pfarrer nach Judenburg. Im Industriegebiet begegnete er einer tiefen Kluft in der Gesellschaft zwischen Kirche, Gewerkschaft und sozialistischer Partei. „Wir hatten einen Sportplatz, der bei der Jugend sehr gefragt war. Gemeinschaft ist so wichtig. Aber manche Kinder wurden von ihren Vätern geschlagen, wenn sie bei uns waren. Da musste etwas passieren“, so Städtler. Also arbeitete er in den Industriebetrieben mit, machte unzählige Hausbesuche, war Stammgast in den Wirtshäusern, begegnete jeder und jedem auf Augenhöhe und verhalf vielen Arbeiterkindern, eine gute Schule besuchen zu können. Zusätzlich gründete er eine Gemeinschaft der „Industriepfarrer“ als Austauschplattform für die pastorale Herangehensweise in den Industriegebieten. Das brachte einen Gesinnungswandel in der Wertschätzung der Kirche.
Die erfolgreiche Arbeit in seinen zehn Jahren in Judenburg blieb nicht unbemerkt. 1970 fragte Bischof Johann Weber, ob Leopold Städtler nicht im Generalvikariat im bischöflichen Ordinariat arbeiten wolle. „Wir kannten uns vom Studium“, sagt Prälat Städtler. Zuerst habe er abgelehnt ob der Sorge, das nicht zu können, doch Bischof Johann blieb hartnäckig „und wenn sich der Bischof etwas wünscht, dann macht man das“. Von 1970 bis 1976 war er stellvertretender Generalvikar, von 1976 bis 1997 selbst Generalvikar. Er führte die Bau-, Finanz- und Pastoralplanung ein und unterstützte Bischof Johann beim Etablieren von Ordensschwestern als Seelsorgehelferinnen, Pastoralassistentinnen und Gemeindeleiterinnen in verwaisten Pfarren. „Ein verwaister Pfarrhof ist ein Problem. Mit der Beauftragung der Ordensfrauen haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir bekamen Anfragen aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern, wie diese das so ähnlich umsetzen könnten“, erzählt Prälat Städtler.
Ob er es jemals bereut hat, Priester zu sein? Nie, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Ich habe überall Menschen und Familien gekannt, wo ich quasi daheim war“, sagt er. Außerdem habe er immer Hobbies gehabt und „arm sind nur die, die kein Hobby haben“. Seine Leidenschaft waren und sind die Berge. Den Großvenediger habe er als ersten 3000er mit 14 Jahren erklommen, das Matterhorn und den Mont Blanc erklettert, insgesamt mehr als 300 Berge höher als 3000 m geschafft, Hüttensegnungen vorgenommen und viel Zeit gehend verbracht. Das sei heute noch ein Segen, denn seine Wohnung liegt im 3. Stock – ohne Lift. Und die erreiche der unermüdlich Scheinende nun zwar langsamer, aber immer noch ohne Pause.
Prälat Mag. Leopold Städtler, Apostolischer Protonotar, ehemals Generalvikar der Diözese Graz-Seckau, ist vor 70 Jahren, am 2. Juli 1950, im Grazer Dom zum Priester geweiht worden. Zu diesem seltenen Priesterjubiläum findet am Sonntag, den 5. Juli 2020, um 17 Uhr im Grazer Dom eine Festmesse statt. Anschließend halten wir mit ihm eine Agape. Alles Gute und Gottes reichen Segen!