Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ich wurde durch die Diözese zu Beginn gut über die Krise informiert. Durch Nachrichtensendungen habe ich versucht, eine möglichst umfassende Einsicht in die Problematik zu erhalten. Sehr betroffen gemacht haben mich die Bilder und Interviews aus Italien. Um mich von der Not so vieler Menschen zwar berühren aber nicht lähmen zu lassen, ist für mich wie auch sonst ein Gebot der Stunde, die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu sehen und zu deuten. Bewährt hat sich meine klare Tagesstruktur, zu der auch die regelmäßigen Gebetszeiten gehören. Ein tragender Grund in diesen Wochen ist für mich das Bibelwort: "Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe." 1 Kor 13,13
Seit dem Lockdown bin ich mit Menschen über Telefon und zunehmend auch über Video in Kontakt. Nach zwei bis drei Wochen wurde immer spürbarer, welche Ängste diese Pandemie auslöst und dass die Maßnahmen der Regierung nicht nur Halt geben und Sicherheit vermitteln, sondern auch große Nöte mit sich bringen, nicht zuletzt Gewissensnöte.
Menschen die derzeit bei mir in geistlicher Begleitung sind oder mich von früher kennen, haben sich gemeldet, weil sie die Erfahrung gemacht haben, wie sehr solche Gespräche helfen können und weil sie wissen, dass es bei diesen Gesprächen eine Verschwiegenheitspflicht gibt. So konnten sie Fragen stellen, die sogar in ihrem Familien- und Freundeskreis kaum möglich waren. Aufgrund der strikten Anordnungen von Medizinern und Politikern und dem damit verbundenen Gefühl von Bedrohung und Angst stand von vornherein der Appell an die Vernunft im Vordergrund. Denkverbote und Ratschläge wurden aber mitunter als hartherzig empfunden und waren kaum hilfreich. Es blieben die Gewissensnöte im Zusammenhang von Fragen, wie z.B.:
Es haben sich in den letzten Wochen mehr Menschen als üblich mit sehr starken zum Teil auch mit belastenden Träumen gemeldet. Solche Träume ermöglichen über die eigenen Ängste und Sorgen zu reden. Vor allem aber sind sie eine große Hilfe, auf die innere Stimme und die Weisheit der Seele zu hören, die ein starkes Gegengewicht ist zu all dem, was von Außen gesagt, gefordert und verordnet wird.
In den oft ganz unterschiedlichen Gesprächen ist mir wichtig, Fragen, Bedenken, Ängsten, Schuldgefühlen und anderem mehr, Raum zu geben. Durch das miteinander Reden, können Menschen auf der Grundlage ihres Glaubens und ihres Gewissens zu verantwortungsvollen Entscheidungen kommen, die nicht nur vernünftig, sondern vielmehr auch ein Ausdruck ihrer Liebe und ihrer Sorge für die Mitmenschen sind.
In Zeiten der Krise wird deutlich, woraus und wofür wir leben. Das gilt auch für die Kirche.
Wie in einem Brennglas werden jetzt Themen sichtbar, die sonst in der Betriebsamkeit des Alltags oft vernachlässigt oder verdrängt werden, wie z.B. die Verletzlichkeit des Lebens, die Angst vor dem eigenen Tod und dem Tod enger Angehöriger; der Umgang mit den eigenen Ressourcen und den Ressourcen unserer Welt, der eng mit der Frage zusammen hängt, wie ich leben möchte und was für uns alle, für ein gutes und sinnvolles Leben notwendig ist. Bei all dem geht es nicht zuletzt um die Fragen nach Gerechtigkeit und Solidarität. Für viele ist in diesen Wochen ein Blick auf die eigene Prioritätenliste wichtig und eine damit verbundene Neuordnung.
Für uns als Kirche, ist es ein Grundauftrag für die Menschen da zu sein, die aus welchen Gründen auch immer in Not sind. Es ist unsere Aufgabe für die Menschenwürde und für die Menschenrechte einzutreten und Anwältin der Schwachen und Benachteiligten zu sein.
In der Seelsorge geht es darum, dass Menschen wissen, an wen sie sich vertrauensvoll wenden können, wenn sie Hilfe brauchen. In der geistlichen Begleitung schätzen Menschen einen wohlwollenden Blick von außen, der helfen kann, verengte Sichtweisen zu weiten, um so wieder die Fülle des Lebens und die eigenen Möglichkeiten gut wahrnehmen zu können.
ChristInnen werden in der Bibel als Menschen eines neuen Weges bezeichnet. So ist es unsere Aufgabe, auch in dieser Zeit jetzt neue Wege des Miteinander und des Füreinander zu suchen.
Waltraud Schaffer ...
... ist Geistliche Begleiterin mit dem Schwerpunkt "Traumverständnis und Traumdeutung"
... ist als Seelsorgerin derzeit im TheoZentrum tätig; davor in den Pfarren Liebenau-St.Paul und St. Leonhard.
... war Referentin der Stadtkirche Graz für Spiritualität.