„‚Social Distancing‘ ist kein tragfähiger Ansatz“

„‚Social Distancing‘ ist gesellschaftlich kein tragfähiger Ansatz“, sagt Georg Eichberger, Leiter des Bereichs Region und Engagement der Caritas Steiermark. Er zeigt sich überrascht davon, wie schnell sich die Menschen zu Beginn der Corona-Krise „sehr stark zurückgezogen“ haben. Zugleich habe sich gezeigt, wie gut persönlicher Kontakt durch Kommunikationsmedien möglich ist, „die bis dahin eher als ‚Spielerei‘ gegolten haben“.

Auch wenn die Pandemie physische Distanz notwendig gemacht habe, brauche es gerade dadurch „unsere gemeinsame und kreative Anstrengung, damit Menschen, die es sonst im Alltag schon schwer haben, nicht auch noch durch soziale Distanz in ihrer Existenz stärker gefährdet werden“.

Seit Beginn der Krise könnten viele Menschen nicht mehr auf gewohnte Hilfssysteme zurückgreifen. „Wie sie ihre Existenz im Corona-Modus bestreiten können beschäftigt sie am meisten“, berichtet Eichberger die Grundstimmung aus unzähligen Telefonaten und Videokonferenzen.

Auftrag wirksam erfüllen

Gleich zu Beginn der Lockdown-Phase hat die Caritas das Team Nächstenliebe aktiviert. Das Netzwerk bringt Menschen, die helfen wollen, auf kurzem Wege mit jenen zusammen, die Hilfe brauchen. Die Vermittlung der freiwilligen Nachbarschaftstätigkeiten sei „einerseits eine große Herausforderung, andererseits auch eine sehr positive Erfahrung“ gewesen.

In Zusammenarbeit mit Freiwilligen und Verantwortlichen in den Regionen wurde sichergestellt, dass die Menschen vor Ort durch Lebensmittelausgaben versorgt werden konnten. Es sei überraschend gewesen, „welcher Bedarf an auszugebenden Lebensmitteln sich in manchen steirischen Regionen aufgetan hat“, so Eichberger. Auch Notschlafstellen und Schutzeinrichtungen konnten unter Einhaltung der gebotenen Sicherheitsvorkehrungen geöffnet bleiben.

Die zentrale Lehre aus der Corona-Krise ist für Eichberger daher eindeutig: „Unser Auftrag für die Menschen da zu sein und mit ihnen zu gehen bleibt derselbe. Wenn sich die Rahmenbedingungen dazu radikal verändern liegt es an uns, Wege zu finden um diesen Auftrag passend und wirksam zu erfüllen.“