Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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„Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Lösungen“, lautet die Devise von Pastoralassistentin Petra Schaffenberger aus dem Seelsorgeraum-Team Graz Südwest. Nachdem am 16. März unser Leben auf den Kopf gestellt und alles geschlossen wurde, war ihr schnell klar, dass ein Plan hermusste. Zum Beispiel ging es darum, Liturgievorschläge für die KirchenbesucherInnen zu gestalten, die nun nicht mehr gemeinsam Gottesdienst feiern konnten. Eine Telefonliste wurde zusammengestellt von den Menschen, die alleine waren und sich nun noch einsamer fühlen. Die To-Do-Liste war schnell fertig und sehr lang.
„In der Zeit des Shutdown und zur Fasten-/Osterzeit rief ich jeden Tag rund 12 Personen an“, sagt die Pastoralassistentin, erarbeitete einen Leitfaden für die Karwoche und Ostern, bastelte Willkommensgeschenke für die KirchenbesucherInnen nach der Krise, aktualisiert die Website, und vieles mehr. Die größte Umstellung war, dass sich die Feier der Liturgie in die eigenen vier Wände verlagerte. Eine Erfahrung, für die sie sehr dankbar sei. Denn die Auseinandersetzung mit der Bibel, mit dem eigenen Glauben und der Exegese war für sie ermutigend und stärkend. „Auch wenn wir alleine beten, sind wir dennoch in der großen Kraft des Glaubens miteinander verbunden“, erzählt Petra Schaffenberger.
Mit der Zeit stellte sich immer mehr heraus, dass viele Menschen, auch wenn sie mit der Kirche „nichts am Hut“ haben, dennoch in den Pfarren anrufen. In dieser herausfordernden Zeit brauchen viele Beistand, Ermutigung, Begleitung – einfach jemanden, der da ist und zuhört. „Mein Handy wurde in dieser Zeit mein bester Freund. Meine Arbeitsweise hat sich grundlegend verändert – als Seelsorgerin und Theologin für Menschen da sein, ohne dass irgendetwas organisiert, geplant werden muss oder man von einer Besprechung in die nächste rennt. Obwohl sich meine Arbeitsweise von Grund auf geändert hat, waren die Begegnungen mit den Menschen, die vor allem über das Telefon oder per Videokonferenz stattgefunden haben, wertvoll und intensiv“, sagt die Pastoralassistentin.
Die meisten Menschen, die sich bei ihr gemeldet haben und mit denen sie im Gespräch war, waren der Verzweiflung nahe. Von Jobverlust, Existenzängsten, Gewalt in der Familie sei alles dabei gewesen. Schaffenberger: „Bei den Gesprächen wurde nicht einfach Drumherum geredet, sondern es wurde über das Wesentliche gesprochen, das Innerste wurde nach Außen gebracht und das Zentrum war der Mensch selbst. Die üblichen problematisierten Kleinigkeiten wurden zur Nebensache.“ Immer wieder sei es schwer gewesen, sich abzugrenzen. Sie vermittelte Ansprechpersonen, Telefonnummer, Häuser und Hotlines, damit diese Personen so schnell wie möglich Hilfe bekamen.
Die Menschen, die sie aus den Pfarren kenne, haben ihren Blick hoffnungsvoll auf die Zukunft gerichtet und haben das Beste aus der Situation gemacht. „Man kann`s eh nicht ändern. Mach ma das Beste draus. Aber ich freu mich schon wieder auf die Kirche, wenn wir uns alle wiedersehen“, war der oft zu hörende Tenor. Doch trotz des Optimismus und der Hoffnung schwang dennoch bei vielen Besorgnis mit. Schön sei zu spüren gewesen, dass die Krise die Gemeinschaft der Pfarrbevölkerung nicht brechen bzw. schwächen kann.
Viel gelernt habe sie bei einem Seminar von Johannes Pannhofer, dass sie online verfolgte. Da kam die Sprache auf Anselm von Grün, der sagte, dass eine Krise die Elemente des menschlichen Lebens durcheinanderbringt, um sie zu scheiden und neu zu ordnen. „Vom Glauben her betrachtet ist in dieser Krise Gott am Werk. Er bringt Bewegung in das menschliche Herz, um es für sich aufzubrechen und es von allen Selbsttäuschungen zu befreien“, meint Petra Schaffenberger. Und genau DAS möchte sie aus der Krise mitnehmen. Wir haben die Chance bekommen, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, einfach da zu sein. Das wünscht sie sich – das wünscht sie uns. „Wir müssen viel mehr auf uns schauen, auf uns Acht geben und uns mit uns selbst auseinandersetzten. Diese Zeit, die wir jetzt erfahren haben, hat uns nicht räumlich getrennt, sondern hat uns viel näher zusammenrücken lassen. Aber unser Glaube, unsere Spiritualität, unsere Verbundenheit wird dadurch keineswegs gemindert. Im Gegenteil, wir haben heuer die große Chance bekommen, in uns zu gehen, zu spüren und aus der Kraft unseres Glaubens über uns selbst hinauszuwachsen und zu erblühen“, interpretiert die Theologin die krisenhafte Zeit.
Institutionell gesehen meint sie, dass man wegkommen müsse von den „Sonntags-Wettkämpfen“ - wer wie viel GottesdienstbesucherInnen hat. Der Mensch stehe im Zentrum und dem müsse man in allen Facetten offen gegenübertreten. Egal ob getauft, ungetauft, ausgetreten, andersgläubig und so fort. Da sein, sich öffnen, Zeit nehmen, sich für Gespräche anbieten. Die Bedürfnisse der Menschen seien immer dieselben, durch die Krise wurden sie nur offensichtlicher.
... ist Pastoralreferentin im zukünftigen Seelsorgeraum Graz-Südwest.
... arbeitet zurzeit als Pastoralassistentin im Pastoralteam Puntigam-St. Johannes, Straßgang-St. Elisabeth.