Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Im Rahmen einer Familienfeier wurde Professor Philipp Harnoncourt, Domherr und ehemaliger Professor für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz, am 6. Juni in Grundlsee beigesetzt. Der Begräbnisgottesdienst in Grundlsee - er findet im Garten des Hauses Meran statt - wurde von Pfarrer Matthias Keil, einem Verwandten des Verstorbenen, sowie Bischof Wilhelm Krautwaschl, Erzbischof Franz Lackner sowie Bischofsvikar Heinrich Schnuderl und Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz begleitet. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde Harnoncourt auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt.
Die Feier wurde - so der Wunsch des Verstorbenen - als Dank- und Freundenzeremonie gefeiert. Das Leitwort dazu kam aus einem Brief einer Professorin aus Rumänien, einst Schülerin von Philipp Harnoncourt: "Ich kann nicht trauern, weil ich so dankbar bin".
Harnoncourt starb am 25. Mai im 90. Lebensjahr im Kreise seiner Familie. Über seine theologischen Fachgebiete hinaus erwarb sich Harnoncourt hohes Ansehen durch seine Bemühungen um ökumenische Brückenschläge vor allem zur orthodoxen Kirche; lange Jahre engagierte er sich im Vorstand der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente". Die Liste der wissenschaftlichen und geistlichen Publikationen des 1999 emeritierten Hochschullehrers umfasst weit über 500 Arbeiten.
Geboren wurde der Ururenkel von Erzherzog Johann am 9. Februar 1931 als Philipp Graf de la Fontaine und d'Harnoncourt-Unverzagt in Berlin. Philipp und sein älterer Bruder Nikolaus wuchsen gemeinsam mit der Liebe zur Musik auf, mit 17 entschied Philipp sich jedoch für eine Priesterlaufbahn. Nach seinem Theologiestudium an der Karl-Franzens-Universität Graz und in München wurde Harnoncourt am 11. Juli 1954 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Arnfels und Hartberg arbeitete Philipp Harnoncourt als Sekretär von Bischof Josef Schoiswohl.
Philipp Harnoncourt gründete 1963 an der heutigen Kunstuniversität Graz die Abteilung Kirchenmusik, arbeitete am „Gotteslob“ mit und war neun Jahre lang deren Leiter. 1972 wurde er zum Universitätsprofessor ernannt und war von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1999 Vorstand des Instituts für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie und von 1975 bis 1976 Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Graz. Das Ziel seiner Lehrtätigkeit war, wie er selbst stets formulierte, das Vermitteln der „Liebe zum Gottesdienst der Kirche und die Verantwortung ihr gegenüber und die rechte Feier als Heilsvermittlung an die Menschen unserer Tage.“
Zum Anlass seines 80. Geburtstages stiftete Philipp Harnoncourt den Kunstpreis „1+1+1=1“ im Zeichen der Trinität (Gott – Christus – Heiliger Geist), der die christliche Gottesvorstellung in Bildender Kunst, Literatur und Musik im Zentrum hatte.
Die Forschungsschwerpunkte des katholischen Theologen, Kalenderfragen und Hymnologie, waren ein wichtiger Beitrag der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. In rund 550 Publikationen ist sein wissenschaftliches und populäres Schrifttum dokumentiert. Als österreichweit einzigartig gilt das von Harnoncourt entwickelte „steirische Modell“ der Evaluierung von Kirchenneu- und Umbauten.
1986 wurde Philipp Harnoncourt von Kardinal Franz König in den Vorstand der ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“ berufen, deren Grazer Sektion er gründete und viele Jahre hindurch leitete. In der ökumenischen Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche zählt Harnoncourt zu den theologischen Vordenkern. 1997 wurde er in Sibiu/Hermannstadt zum Ehrendoktor in orthodoxer Theologie ernannt.
Philipp Harnoncourt war päpstlicher Ehrenprälat und Domkapitular im Domkapitel an der Grazer Kathedral- und Domkirche zum hl. Ägidius. Neben vielen anderen Auszeichnungen und Ehrungen war Philipp Harnoncourt Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich und des Großen Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark.
Als meinem Lehrer für Liturgie verdanke ich ihm viel: In Einfachheit hat er - gepackt von der Schönheit des Gottesdienstes - mir und vielen Freude am gemeinsamen Feiern geweckt. Darüber hinaus hat er uns auch eingeführt in ein oft vergessenes Gebiet geistlichen Lebens, die „Kunst des guten Sterbens“. Ich danke ihm für sein Lebens- und Glaubenszeugnis.
Philipp Harnoncourt war als Mensch und Christ, als Priester, ungemein engagierter Seelsorger und hochangesehener Wissenschaftler ein Mann von allseits herausragendem Format. Sein Wirken als Professor für Liturgie hat mich als dem langjährigen Liturgiereferenten der Österreichischen Bischofskonferenz mit ihm besonders verbunden. Er konnte auch die von ihm bewirkte Rettung der kunsthistorisch einzigartigen Heilig-Geist-Kapelle am Rand der Straße von Bruck nach Graz noch erleben. Sie ist eigentlich ein Bauwerk zur Erschließung des Mysteriums der göttlichen Dreifaltigkeit.
Philipp Harnoncourt gehörte in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu den international prägenden Liturgiewissenschaftern. Die praktische Umsetzung der Liturgiereform dieses Konzils, die theologische Reflexion des Gottesdienstes der Kirche und die Ökumene der christlichen Kirchen bildeten die Kernpunkte seiner weit über universitäre und kirchliche Kreise hinaus fruchtbaren Lehr- und Forschungstätigkeit. Sein internationaler theologischer und ökumenischer Wirkungskreis machte ihn zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Liturgiker und Ökumeniker der nachkonziliaren Zeit. Er war ein neugieriger, forschender, kritischer, ideenreicher und zugleich kirchlich tief verwurzelter, geschichts- und traditionsbewusster Theologe, Priester und Seelsorger, der vor allem aus der Begegnung mit den Künsten und der Musik Kraft schöpfte. Wie wichtig diese Begegnung auch für die christliche Glaubenspraxis ist, wurde er nicht müde zu betonen.
In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Philipp Harnoncourt mit der ihm eigenen Intensität und Hartnäckigkeit der Restaurierung der spätgotischen Heilig-Geist-Kirche in Bruck an der Mur. Dieses Baujuwel kann als bleibendes Sinnbild jenes Glaubensgrundes gesehen werden, aus dem Philipp Harnoncourt bis in die Todesstunde hinein geschöpft hat: in Deo nascimur / in Christo morimur / in Spiritu Sancto reviviscimur.
Der nun Heimgegangene hatte ein feines Gehör für die Vielstimmigkeit in der Ökumene. Die Evangelische Kirche in der Steiermark wird seine Stimme zum Lob Gottes im Chor der Ökumene vermissen. Dankbar für sein Wirken und in der Zuversicht des Glaubens an die bevorstehende Gemeinschaft am Tisch des Herrn gelten unsere Beileidswünsche den trauernden Hinterbliebenen.