Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Stellen Sie sich vor, jemand kommt auf Sie zu und fragt Sie, was denn Ihre Berufung sei. Kaum jemand wird auf Anhieb eine Antwort auf diese Frage geben können. Berufung bedeutet nicht uns selbst zu erfinden, sondern zu entdecken, wie uns Gott gedacht hat. Herauszufinden, welchen Weg Gott für uns vorgesehen hat, ist gar nicht einfach.
Schon im Kindesalter wollte ich Arzt werden. Als eine mir nahestehende Person von einer aus schulmedizinischer Sicht unheilbaren Erkrankung geheilt wurde, verstärkte sich in mir der Wunsch mich mit der Wissenschaft der Medizin auseinanderzusetzen und den Ursachen und Geheimnissen von Erkrankungen und deren Heilungen auf die Spur zu kommen.
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“, so meint Hermann Hesse. „Denn für Gott ist nichts unmöglich“, lesen wir im ersten Kapitel des Lukasevangeliums. Für Gott ist alles möglich! Dieses biblische Wort habe ich in meinem Leben konkret erfahren dürfen und mich immer mehr mit dem Wort Gottes auseinandergesetzt. Und da las ich den Satz von jemandem der sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Und derjenige, der diese Worte sprach, der wurde mir immer wichtiger: Jesus von Nazareth. Ja, er wurde mir so wichtig, dass ich für mich erkannte, dass auch er es ist, der Heilung schenkt. Ich habe immer mehr bei mir wahrgenommen, dass ich mit immer weniger Überzeugung sagen konnte: Ich will Arzt werden. Hingegen wurde ein Gedanke immer präsenter: Ich will Priester werden.
Tatsächlich eingetaucht bin ich in die Kirche durch die eigene Taufe. Das war mein erster Kontakt. Die Eltern legten ein unaufdringliches Fundament, das sich im Erleben kirchlicher Feste und Bräuche äußerte, sowie meine Oma mütterlicherseits, die mich in ihrer Schlichtheit faszinierte. Wann immer ich sie besuchte, war sie entweder im Garten oder saß in ein Gebetsbuch vertieft am Küchentisch, in der Ecke ein blumengeschmückter Herrgottswinkel. Das hat mich beeindruckt. Manchmal stand ich trotz Klopfens an der Tür bereits neben ihr, bis sie – da sie las oder betete – bemerkte, dass ich da war. Geprägt hat mich auch meine Religionslehrerin, Frau Brigitta Macor, die durch das lebendige Erzählen von Jesus in mir die Sehnsucht nach Gott und ein vom Glauben geprägtes Leben vertieft hatte. Durch den Ministrantendienst erlebte ich Priester und viele Mitmenschen in der Pfarre, die mir zur lebendigen Kirche wurden.
Nun vorweg: „Berufung hat in erster Linie etwas mit meiner Beziehung zu Gott zu tun. Erst danach hat sie etwas damit zu tun, was ich tue – und sei es auch für Gott.“ (Joachim Bär)
Arbeit ist nicht nur Beruf, sondern im Idealfall auch Berufung. Was passiert, wenn Menschen Berufe erlernen, die nicht ihrer Berufung entsprechen und ein Leben unglücklich sind in ihrem Beruf? Sie erahnen wie weit Berufung zu sehen ist und wie sie sich anfühlt. Berufung würde ich persönlich auch so übersetzen: Berufung steht für mich im engen Zusammenhang mit Liebe!
Ständige Selbstprüfung! Papst Franziskus betonte bei einem Einkehrtag der Priester seiner Diözese Rom am 2. März 2017 die Notwendigkeit eines ständigen Selbstprüfungs- und Reifungsprozesses im Blick auf die Gottesbeziehung und das Verhalten zum Nächsten. Dieser Geist muss ständig erneuert werden, dazu ist ein tiefes Sich-Einlassen auf ein geistliches Leben notwendig: ein Sich-Einlassen auf Gott, den Nächsten und sich selbst! Geistliches Leben vollzieht sich meist im Verborgenen. Nicht verborgen bleibt, wie ein Christ im Alltag lebt!
Für eine lebendige Beziehung mit Christus können wir uns nur bemühen ein hörender und betender Mensch zu sein. Hören auf das, was Gott von mir wollen könnte, aber auch Hinhören auf die Nöte, die Menschen bewegen, und diesen Beziehungen Gestalt geben im konkreten Handeln.
Als Regens ermutige ich die Seminaristen, ihre je persönliche Entscheidung zu treffen und unterstütze sie dabei so gut es mir möglich ist, auch dann, wenn sie sich nicht für den priesterlichen Dienst entscheiden. Auch ich kann im Priesterseminar nur Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich Ziele ereignen, Glaube ereignet. Räume schaffen, in denen sich ereignet, nicht was der Mensch will, sondern was Gott will.
Ich bin fest davon überzeugt, dass man seiner Berufung begegnet, wenn man seiner Sehnsucht nachgeht. Ich stellte mir oft die Frage, die sich auch in der Apostelgeschichte findet: „Herr, was soll ich tun?“ (Apg 22,10). Um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen, musste ich erst lernen, still zu sein, um so auch Gottes Antwort hören zu können. Wer schweigt, ermöglicht dem Gegenüber sich mitzuteilen. In diese Offenheit kann Gott hineinsprechen!
Für mich ist auch die gelebte Nächstenliebe ein Indikator dafür, ob und inwiefern eine Beziehung zu Christus geerdet ist. Das geistliche Leben spiegelt sich in der konkreten Begegnung von Menschen wider und im konkreten Leben wird der Umgang mit dem Heiligen sichtbar. Unabdingbar für eine Christusbeziehung ist für mich das Vertrauen in Gott, auch in Lebenstiefen.
Es braucht aber auch in jeder Berufung eine Klärung. Klassischer Weise geschieht das in einem geistlichen Prozess. Solch ein begleiteter Prozess hat einen dreifachen Fokus:
Einblicke in einige Stationen des Ausbildungsweges und das Priesterseminar als Wohn- und Ausbildungsstätte.
priesterseminar.graz-seckau.at
Teil 2: Sr. Maria Veronika Langer, Novizin bei den Vorauer Marienschwestern
Teil 3: Dominik Johannes Wagner, Diakon im Pfarrverband Vordernbergertal
Teil 4: Sr. Gertraud Johanna Harb, Kreuzschwestern