Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Das Protoevangelium des Jakobus, einer apokryphen Schrift (= Buch, das nicht in die Bibel-Sammlung aufgenommen wurde), erzählt folgende Legende: Anna und Joachim sehnten sich viele Jahre vergeblich nach einem Kind und bitten Gott immer wieder um die Erfüllung ihres Wunsches. Nach vielen Jahren erscheint Joachim in der Wüste ein Engel und verkündet ihm die Geburt einer Tochter. Auch seine Ehefrau Anna erlebt eine Engelerscheinung und die Verheißung eines von Gott auserwählten Kindes. Nach neun Monaten kommt ein Mädchen zur Welt. Anna und Joachim nennen es Maria.
Vom ersten Augenblick ihres Daseins an, also bereits im Leib ihrer Mutter, so sagt katholischer Glaube, nahm Gott Maria unter seinen besonderen Schutz. Er machte sie zur „Gnadenvollen“ und dadurch immun gegen jene Macht des Bösen, die Menschen üblicherweise prägt und ihre Beziehung zu Gott beeinträchtigt und trübt („Erbschuld“). Daher feiert die katholische Kirche nicht nur den Geburtstag Marias am 8. September, sondern schon neun Monate vorher ihre „gnadenvolle“ Empfängnis.
Wegen ihrer ungetrübten Gottesnähe bereits im Augenblick der Empfängnis wird Maria auch als „unbefleckt Empfangene“ bezeichnet. Viele deuten diesen missverständlichen Ausdruck falsch und meinen, die katholische Kirche lehre, Maria sei ohne sexuelle Vereinigung ihrer Eltern entstanden. So ist es aber nicht. Das Leben Marias begann auf ganz normale Weise durch die körperliche Liebe ihrer Eltern. Nicht Sexualität befleckt den Menschen, sondern die Macht des Bösen.
Frauen schauen heute oft mit gemischten Gefühlen auf die seit Jahrtausenden ungebrochene Verehrung der Gottesmutter Maria. Von Beginn an wurde sie zu DEM Vorbild schlechthin für Frauen in der Kirche. Dass Frauen nur zum Dienen berufen sind, hält sich hartnäckig. "Es ist Zeit, auch den anderen Aspekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wie Maria für heute ein Vorbild sein kann", so Theologin Marlies Prettenthaler-Heckel.
Am Fest Maria Empfängnis feiern Frauen und Männer Marias Auserwählung durch Gott von Anfang an und dann ihr JA zu ihrer spezifischen Aufgabe, ihrer Berufung. "Es braucht eine hohe Sensibilität um Gottes Botschaften zu empfangen, aber auch eine große Achtsamkeit, diese Botschaft zu deuten, sie 'im Herzen zu erwägen' und dann auch konsequent in dieser Verheißung zu leben", so Prettenthaler-Heckel.
Darin sieht die Theologin die Stärke so vieler Frauen in der Kirche: achtsam zu sein auf Botschaften, die sie selbst und andere in die Freiheit führen, die Leben ermöglichen, wo Resignation ist, die Lösungen finden, wo Stillsand ist, Frauen, die jetzt besonders in der Corona-Zeit die nötige Ruhe bewahren, um die vielen Emotionen, Unmöglichkeiten, Ge- und Verbote und alle auftretenden praktischen Probleme im Herzen zu erwägen und mit ihrem JA - heute wie damals- Leben ermöglichen, dem Unmöglichen einen Weg bereiten.
Ein ganz anderer Aspekt des Feiertages betrifft die Frage nach der Begehung desselben. Seit 25 Jahren dürfen die Geschäfte an diesem Tag offen sein, dieses Jahr nach dem Lockdown unter ganz besonderen Voraussetzungen. "Ich habe Verständnis für jene, die sich längere Öffnungszeiten bei der Suche nach Geschenken wünschen und dafür auch den 8. Dezember nützen wollen", so Johannes Labner, stellvertretender Vorsitzender der Katholischen ArbeitnehmerInnenbewegung (KAB), wie weit die von manchen Betrieben angekündigten Rabatt-Aktionen in diesen wirtschaftlich angespannten Zeiten hilfreich und vor allem infektionsvermeidend sind, sei für ihn aber dahingestellt.
Als Mitglieder der „Allianz für den freien Sonntag“ stellt die KAB in Frage, ob für die Versorgung der Bevölkerung wirklich die weitgehend arbeitsfreien Sonn- und Feiertag aufgegeben werden sollen. "Was bedeutet es für das gesellschaftliche Miteinander, für das Zusammenleben unserer Familien, für das Vereins- und Kulturleben in unserm Staat, wenn zunehmend Menschen an Sonn- und Feiertagen dienstverpflichtet werden und diese Tage nicht mehr der Erholung, Besinnung, der Ruhe dienen? "Öffnen die Geschäfte, brauchen wir mehr Verkäuferinnen, Zusteller, offene Kindergärten, mehr Polizisten usw. - und das alles, weil alle Menschen nichts anderes im Kopf haben als „Shoppen“?", fragt sich Labner.
Zur Situation im Handel spricht auch Bernhard Schwarzenegger vom Fonds für Arbeit und Bildung im Video mit Betriebsseelsorgerin Martha Stollmayr aus Linz.
In Österreich hat der Feiertag am 8. Dezember eine jahrhundertealte Tradition, die bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurückreicht. In der NS-Zeit wurde der Feiertag am 8. Dezember abgeschafft. Nach Ende des Krieges führte eine von Hunderttausenden Österreichern getragene Unterschriften-Aktion zur Wiedereinführung. Der Beschluss des Nationalrats im Jahr 1955 ist auch Ausdruck des Dankes für die wiedererlangte Freiheit Österreichs. Seit 1995 sind an diesem Feiertag die Geschäfte geöffnet, was immer wieder zu Debatten führt.
Es gab früher die Tradition, dass Frauen am 8. Dezember nicht arbeiten durften. Wer sich nicht daran hielt, dem erschien die „weiße Frau“. „Mariä Empfängnis“ markierte auch den Beginn der Weihnachtsbacksaison: Alle Kekse sollten bis zum 12. Dezember fertig sein.