Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die dunkle Seite der Macht ist nicht nur bei Star Wars relevant. Überall wo Autorität ist, ist Macht. Und wo Macht ist, wo jemand als (spiritueller) Führer ausgesucht wurde, sei die Versuchung unglaublich groß, diese zu missbrauchen, sagt Michael Lehofer, Direktor des LKH Graz II und selbst Psychiater. Diesen höchsten moralischen Anspruch finde man in vielen Systemen. Umso wichtiger ist es, für dieses Thema mehr Bewusstsein zu schaffen. Ein erster Ansatz war das Symposium „Geistiger Missbrauch“, das veranstaltet von der Katholischen Kirche Steiermark am 29. und 30. November in Graz stattfand; als erste internationale Veranstaltung seiner Art.
Für geistigen Missbrauch brauche es drei Komponenten, so „pro mente Austria“-Präsident Günter Klug: Eine Institution, einen Täter und ein Opfer. Sowohl Täter als auch Opfer „tragen einen Rucksack mit Problemen. Nur das Opfer darf das auch und muss sich auf einen guten Umgang verlassen können“. Klug zitiert den Psychologen C. G. Jung mit „verletzte Menschen verletzen Menschen“. Organisationen müssen sich selbst analysieren, hinschauen und das Risiko eingrenzen. Als gefährdete Institutionen sieht Psychiater Klug das Bundesheer, die Polizei, Kirchen, Universitäten, Behörden, Krankenhäuser oder stark hierarchisch ausgeprägte Familien.
Die Experten sind sich einig, dass Macht nicht nur schlecht ist. „Ohne Macht kann man Menschen nicht leiten“, so Hellmut Samonigg, Rektor der Medizinischen Universität Graz. Klug: „Die Mehrheit missbraucht eine Machtposition nicht.“ Die Frage sei, wann die Situation kippt, die Macht erschüttert wird und es zur „Vergewaltigung der drei göttliche Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung kommt“, wie Pater Anton Witwer, emeritierter Professor für Spiritualität an der Universität Gregoriana in Rom, die Situation beschreibt, in der das Eingreifen der Jedi förderlich wäre. Im religiösen Umfeld führe das zu einem verdrehten, auf Angst basierenden Gottesbild und generell zu einer Abhängigkeit vom Täter, der sich als behütende Instanz in Szene setzt. Moraltheologe Walter Schaupp sieht Missbrauchsprobleme in vielen religiösen Systemen, in evangelikalen Bewegungen, Freikirchen oder auch im Buddhismus. Betroffene Personen isolieren sich, geben ihre Identität auf, geraten in Abhängigkeit, vernachlässigen Freunde und Familie und treffen Lebensentscheidungen nicht mehr selbst, analysiert Katharina Anna Fuchs vom Institut für Psychologie an der Universität Gregoriana in Rom. Symptome, die zum Beispiel bei Sekten zutreffend sind.
„Gläubige haben das Recht, vor dem liturgischem Stuss mancher Pfarrer geschützt zu werden. Und sie haben das Recht, ihrem eigenen Zugang zu Jesus zu folgen. Die Wege der Kirche sind lediglich hilfreiche Vorschläge“, sagt Pater Markus Graulich, Untersekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte im Vatikan. Gebe es im kirchlichen Umfeld Probleme mit geistigem, geistlichen Missbrauch, so empfehle er den zuständigen Bischöfen, zuerst das Gespräch zu suchen. Helfe das nicht, können konkrete Maßnahmen in einem bischöflichen Dekret festgelegt werden. Der Psychiater Patrick Frottier geht einen Schritt weiter: „Wenn eine massive Manipulation bekannt ist, muss man sich von dieser Person trennen.“ Denn psychischer Missbrauch sei Gewalt auf seelischer Ebene und die sei zu verantworten, selbst wenn man sie unbewusst ausübe.
Für den Veranstalter Gerhard Hörting, gleichzeitig Gerichtsvikar der Diözese Graz-Seckau, ist es mit dem Symposium nicht getan. „Verführerisch die dunkle Seite der Macht ist“, meinte Meister Yoda im Filmklassiker Star Wars. „Gefährdet sind wir alle“, so Psychiater Frottier und Erzbischof Franz Lackner zitierte seinen Philosophieprofessor mit „man soll sich vor selbstlosen Menschen fürchten“. Deshalb wird das Thema in einer Arbeitsgruppe, bestehend aus ReferentInnen bei der Veranstaltung, weiter betrachtet. Das Ziel ist eine Richtlinie, wie man geistigem Missbrauch Herr werden kann.