Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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"Schuster, bleib' bei Deinen Leisten" muss angesichts dessen gesagt werden, was der - so die Beteuerung des Autors, dessen Werk 2018 auf italienisch erschienen ist - Versuch, "das kirchliche Geschehen aus einem organisationssoziologischen Blickwinkel der Wahrheit und Objektivität zu betrachten" (Einleitung) wirklich zutage bringt. Nicht nur, dass der Soziologe Marzano mitunter Falsches von sich gibt - oder ist das eine schlechte deutsche Übersetzung? -, etwa wenn er über 75-jährige Kardinäle als nicht wahlberechtigt beim Konsistorium bezeichnet (Kapitel: "Zu den besten Freunden des Papstes gehören seine Feinde"), sondern schlicht, dass er beinahe immer die ortskirchliche Ebene der catholica ausblendet und daher der Versuchung erliegt, den Papst als "obersten CEO der römisch-katholischen Kirche darzustellen" und die Diözesen zu "Filialen" zu degradieren versucht ist. Darüber hinaus scheint mir auch ein zu großer Blick auf den "Norden", sagen wir besser abendländischen Teil der Kirche seinen Befund zu trüben, dass sich eigentlich unter Franziskus nichts ändert oder geändert hat. Freilich: mitunter hat er interessante Details zu bieten, die Schlussfolgerungen daraus sind aber bei weitem nicht automatisch zu teilen, auch wenn der Autor dies aufgrund der Art Dinge zu behaupten, vorgibt. Auch eine rein äußere Veränderung der katholischen Kirche ist wohl nicht Anliegen des Papstes, der derzeit auf dem Stuhl Petri sitzt, was letztlich für einen Soziologen die einzig wahrnehmbare Wirklichkeit ist, will er seiner Profession treu sein. Dass eine "innere Erneuerung" nicht von heute auf morgen geht in einer so vielgestaltigen Welt-Kirche hat darüber hinaus eigentlich niemanden zu wundern ...
Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl
Der italienische Soziologe Marco Marzano aus Bergamo beschreibt die Situation der katholischen Kirchenleitung in Rom aus soziologischer Sicht. Er sieht in der römischen Kurie die älteste Organisation der Welt, die aber völlig unbeweglich geworden sei. Sie sei an die Vorgaben des Mittelalters fixiert und könne die neuen Problemlagen gar nicht erkennen. Papst Franziskus sei eine große spirituelle Persönlichkeit, aber völlig ohne Reformkraft. Er habe an den bisherigen Strukturen der Kurie und der Kirche gar nichts geändert Zwar kritisiere er die negativen Folgen des Kapitalismus und verkünde den Völkern eine Politik der Freundschaft, wie der Philosoph Jacques Derrida, und er wolle Gegner in den eigenen Reihen versöhnen, was aber nicht gelinge. Er engagiere sich für die Bewahrung der Schöpfung und stärke die soziale Sensibilität der Christen. Er kritisiere die Unterdrückung der Armen und die Zerstörung der natürlichen Umwelt, er suche den Dialog mit Atheisten und Religionslosen. Und er zeige, dass der christliche Glaube in großer Vielfalt gelebt werden könne. Doch als Reformer werde dieser Papst nicht in Erinnerung bleiben, es fehle ihm die innere Kraft dazu. Dies ist ein sehr realistisches Buch, das zeigt, wie wenig ein Papst vermag, wenn er große Teile der römischen Kurie und des Weltepiskopats gegen sich hat.
ZIELGRUPPE: Theologen, Seelsorger, Religionslehrer, Erzieher, Journalisten, Politiker, engagierte Laienchristen
(Prof. Anton Grabner-Haider, Graz)