Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der bekannte Historiker der Universität Fribourg, ein Spezialist für die Renaissancezeit, legt hier ein bemerkenswertes Buch über die Reformation Martin Luthers vor. Er beschreibt diesen kulturellen und religiösen Prozess aus zwei konträren Sichtweisen, nämlich aus der Sicht der römischen Nuntiaturberichte und aus der Sicht der Tischreden des Reformators. Darin werden zwei weit auseinander liegende Lebenswelten sichtbar, zum einen die Kultur und Denkweise der italienischen Fürstenhöfe, zum andern eine ländlich geprägte Kultur nördlich der Alpen.
Der Autor zeigt, wie sich im Prozess der Kirchenreformation die gegenseitigen Feindbilder aufbauen und verfestigen. Für Luther ist der Papst deswegen der “Antichrist”, weil er mit den Bischöfen weit von der Lebensform Jesu abgewichen ist. Für die römischen Nuntien und Legaten ist der Reformator der ungebildete Wirrkopf und Fanatiker, der nicht belehrbar ist. Dass ihm die Deutschen in großer Zahl folgen, zeigt nur den niedrigen Bildungsstand dieses Volkes. Während die römischen Päpste (Leo X., Clemens VII., Paul III.) ihre aristokratische Familienpolitik betreiben, vergrößern einige deutsche Fürsten (Sachsen, Hessen) ihren Privatbesitz durch die Aufhebung von Klöstern und Bischofsitzen.
Nun zeigt das Buch sehr übersichtlich die politischen Hintergründe in diesem Prozess. Der Reformator nutzt mit seinen Anhängern auf geniale Weise das neue Medium der Flugschriften in deutscher Sprache, während die römischen Theologen und Prälaten bei der lateinischen Sprache bleiben. Ein mögliches Konzil wird durch den Streit zwischen Frankreich und Spanien blockiert. In seinen Tischreden steigert sich Luther in einen blinden Fanatismus und Hass gegen den Papst und gegen die Juden. Überall sieht er den Teufel am Werk und er erwartet das baldige Weltende. Doch vorher ruft er zum Krieg, zu Mord und Totschlag auf, um die Gegner der wahren Lehre auszulöschen. Damit werden die nationalen Vorurteile gegen die Welschen deutlich verstärkt.
So kann die Reformation auch als ein Kampf zwischen zwei konträren Kulturen und Lebenswelten gesehen werden, Luther folgte den neuplatonischen Lehren des Aurelius Augustinus mit der totalen Erbsünde und göttlichen Prädestination, die Denker der Renaissance aber hielten sich an die Lehren der Stoiker und des Aristoteles. Erasmus wollte diese beiden Denkmodelle mit einander versöhnen, doch er wurde von den päpstlichen Nuntien völlig falsch eingeschätzt. So gibt das Buch einen tiefen Einblick in den inneren Prozess der Reformation, in die Glaubensformen und die politischen Prozesse. Am Schluss fragt der Autor, was heute von diesem kulturellen Ringen geblieben ist. Die Theologen beider Konfessionen haben sich in den Grundfragen angenähert, viele Glaubensfragen sind heutigen Zeitgenossen gar nicht mehr verständlich. Ein sehr wertvolles Buch für Theologen und >Historiker.
Zielgruppe: Theologen, Historiker, Philosophen, Lehrer, Religionslehrer, Seelsorger, Journalisten, Politiker, engagierte Laienchristen (Prof. Anton Grabner-Haider)