Andreas Knapp: Die letzten Christen: Flucht und Vertreibung aus dem Nahen Osten

Auf weiten Teilen liest es sich beklemmend, was der "Kleine Bruder" Andreas Knapp an authentischen Erzählungen über Christen aus uralten christlich geprägten Siedlungsgebieten im Orient, in Syrien, Irak und Türkei, zu berichten weiß. In die Erzählungen werden Info-Boxen eingestreut, die wichtigste Informationen zu Fragen wie Sunniten und Shiiten, Koran, Aramäer usw. einfach und kurz erläutern. Der Autor schreckt nicht davor zurück einseitige Berichterstattung über den nunmehr schon Jahrzehntelang dauernden Konflikt zu hinterfragen und legt auch eine kritische Sicht westlicher Politik offen, die mitzusehen ist, wenn über die Situation im Nahen und Mittleren Osten berichtet wird. Die Schilderung des Schicksals der oftmals aus ihrer angestammten Heimat vertriebenen meist östlichen Riten angehörenden Christen steht für ihn allerdings im Vordergrund. Und rüttelt auf.
Erst gegen Ende des Buches, in dem Knapp "den Stummen eine Stimme geben" will, werden Perspektiven auf Zukunft eröffnet, die trotz allem den weitestgehend gewaltlos lebenden Christen - die auch deswegen wohl nur weniger Berichte wert sind - nie abhanden gekommen sind. Säkularisierung, Pluralismus, Religionsfreiheit und Toleranz unserer Kultur und gelebten Christseins könnten auf dem Weg des Miteinanders Lösungen anbieten, die Menschen egal welcher Religion, welcher Konfession oder auch islamischen Lebensweise eine "win-win"-Situation bescheren könnten.

+ Bischof Wilhelm Krautwaschl