Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Um die kirchliche Sexualmoral war es in den letzten Jahren relativ ruhig geworden, lautet der einleitende Befund des Autors; so als habe man sich mit der Diskrepanz zwischen der kirchlichen Lehre und den persönlichen moralischen Überzeugungen vieler Menschen abgefunden. Das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen änderte jedoch schlagartig die Situation – die Kirche geriet in Misskredit. Und zum Vorwurf der Doppelmoral gesellten sich weitere, alte Vorurteile: von der Leibfeindlichkeit über die Minderbewertung der Frau bis hin zur Realitätsferne männlich-zölibatärer Protagonisten. „Das Christentum gab dem Eros Gift zu trinken: Er starb zwar nicht daran, aber entartete zum Laster“, stellte Friedrich Nietzsche gewohnt markig fest.
Martin M. Lintner, Jahrgang 1972 und Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen sowie Mitglied des Servitenordens, tritt mit diesem Buch an, um die Sexualität, diese „Leben spendende Kraft und Gabe Gottes“, so positiv wie sie auch in der Bibel vorkommt, neu ins Gespräch zu bringen.
In einem hochinteressanten Gang durch die Geschichte skizziert er, wie es zu Vorschriften, Ge- und Verboten, aber auch zu Verengungen und Irrwegen kam – ausgehend vom Alten Testament über Jesus, Paulus, Origenes und Augustinus bis hin zu den Kirchenvätern und Heiligen. Mit Blick auf das Heute spart der Südtiroler Moraltheologe aber auch Themen wie Pädosexualität und Internetsexsucht nicht aus. Es ist bewundernswert, wie viel Wissen der Autor in dieses mit Liebe und Leichtigkeit geschriebene Büchlein verpackt hat - und es wird verständlich, warum Martin M. Lintner (angelehnt an ein Wort Christoph Schönborns) etwas so sehr herbeisehnt: den Wandel von einer „Pflicht-Moral“ zu einer „Moral des Glücks“.
Gertraud Schaller-Pressler