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„Warum sollte heute noch jemand Christ werden?“, fragt Mathias Beck. Der katholische Priester und Mediziner gibt in seinem neuen Buch „Glauben – wie geht das?“ Antworten auf diese Frage. Dabei versucht er die Inhalte des christlichen Glaubens in möglichst einfacher Sprache darzustellen.
Für viele Menschen scheint das Christentum mit der naturwissenschaftlich geprägten Welt von heute nicht mehr vereinbar zu sein. Religiöse Sprache und Glaubensformeln sind in den Augen vieler irrational und werden belächelt. Vor dem Hintergrund dieser für den Autor zu hinterfragenden Diagnose wird zu Beginn des Buches gleich das zentrale Anliegen genannt: „verständlich darzustellen, was Christentum ist, und ein bisschen Appetit darauf zu machen – auch für den Agnostiker und Atheisten.“ Beck fordert von seiner Leserschaft auch etwas Geduld – damit könnte diese das Christentum als gegenwartstaugliche Lebensphilosophie neu entdecken. Geduld werden die einen oder anderen auch benötigen, vor allem jene Menschen, denen die Kernbotschaften des Christentums wenig vertraut sind.
Der in Wien lebende Moraltheologe und Medizinethiker möchte in seinem Grundanliegen weder eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben führen, noch auf theologische Grundsatzdiskussionen eingehen. Das Ziel des Buches bestünde vielmehr darin, den Menschen Antworten auf zentrale Lebensfragen zu geben: „Ist das Christentum tauglich für den Alltag? Kann man mit ihm sein Leben meistern? Ist das Christentum überhaupt noch sinnvoll?“ Beck versucht zu zeigen, dass durch den christlichen Glauben diese Fragen mit „ja“ beantwortet werden können, und das in einer Welt, in der der aufgeklärte Mensch die Suche nach Gott scheinbar nicht mehr braucht. Er will vor allem die „verlorengegangene, verschüttete oder erst neu zu entdeckende Botschaft vom Christentum mit seiner Lehre vom gelingenden Leben“ in den Mittelpunkt rücken. Dabei stellt er nicht Dogmen, sondern Perspektiven, Alltagserfahrungen und Fragen des Menschen an den Anfang und in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.
Beck spannt in seinen Überlegungen und Argumentationen einen weiten Bogen, den er mitunter auch etwas überspannt. Denn durch die Vielzahl der Themenbereiche, denen sich der Autor auf knapp 260 Seiten zu widmen versucht, erhält das Buch an manchen Stellen einen etwas lexikografischen Charakter. Der Autor fragt nicht nur nach „falschen“ oder „richtigen“ Gottesvorstellungen, sondern versucht auch den einen oder anderen klassischen Gottesbeweis in eine säkulare Sprache zu übersetzen. Dazu kommt eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Wesen der christlichen Sakramente. In einem weiteren Abschnitt versucht er seine ausgearbeiteten Grundzüge christlichen Denkens auf gegenwärtige Konsequenzen für Politik, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Kunst und Bildung usw. umzumünzen, was sich in einem solchen knappen Rahmen allerdings zwangsläufig nur schemenhaft meistern lässt.
Dies zeigt sich auch darin, dass grundlegende Themen wie „der Gott des Alten Testamentes“, „das dreifaltige Gottesbild“ oder „die Zwei-Naturen-Lehre Jesu“ jeweils nur auf drei bis vier Seiten abgehandelt werden; ebenso das zentrale christliche Geschehen – die Auferstehung. Für Beck ist dabei die Zeugenschaft der Jünger das zentrale Argument, warum man dieses Ereignis nicht als Unfug oder als Erfindung einiger Menschen abtun kann. Das mag für zweifelnde oder gläubige Christen erhellend oder bestärkend klingen. Ob durch dieses Argumentationsmuster jedoch auch Agnostiker oder Atheisten „Appetit“ auf das Christentum bekommen, bleibt zweifelhaft, zumal er beispielsweise Aspekte der historisch-kritischen Methode als Leitmethode biblischer Textauslegung so gut wie nicht erwähnt. Vielleicht inspiriert aber gerade dieser bewusst gewählte nicht-wissenschaftliche Zugang zu diesen Themen den einen oder die andere dazu, sich in einem neuen Blickwinkel auf die Kernbotschaften des Christentums einzulassen.
Matthias Beck ist es zweifellos zugute zu halten, dass er sich über weite Strecken seiner Ausführungen kritisch gegen ein „entstelltes Christentum“ wendet, das seiner Ansicht nach Jahrhunderte hindurch mit „Macht, Angst und Unfreiheit gepaart war“. Dem stellt er ein „richtig verstandenes Christentum“ gegenüber, das Wege zur „Fülle des Lebens“, wie es auch im Untertitel des Buches heißt, bereitstellen möchte. Mit dem Hören auf diese Grundbotschaft könnte „der Mensch ein zufriedeneres, erfüllteres und gelasseneres Leben führen“, so die Botschaft des Autors. Letztlich aber wird die Leserschaft beurteilen müssen, ob durch Becks Ausführungen der christliche Glaube einen erweiterten „Blick über die endliche Welt hinaus“ zu eröffnen vermag oder nicht.
Johann Platzer
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