Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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„Beantworten Sie mir bitte als katholischer Theologe kurz und prägnant einige Fragen", wendet sich Herr A. telefonisch an mich. Daraus wird ein Gespräch, das tatsächlich sehr kurz ausfällt, aber gerade deshalb von mir leicht „protokolliert“ werden kann. Hier aus meinen Aufzeichnungen:
Nein, die Kirche ist nicht gegen Familienplanung, sondern dafür. „Liebe darf nicht unverantwortlich sein.“ (Johannes Paul II.) Was die Methoden betrifft, bejaht und fördert die Kirche die sogenannte „Natürliche Familienplanung“, weil diese sich am natürlichen Rhythmus der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau orientiert. Sehr viele Paare gehen heute freilich andere Wege und wählen „künstliche Mittel“.
Die Kirche weiß darum und hat Verständnis für die oft achtbaren Motive.
Sie muss aber andererseits – gerade in unsere Zeit, wo Menschen alles und jedes technisch manipulieren wollen – deutlich daran erinnern: Die Geschlechtlichkeit des Menschen ist in ein sinnvolles Gefüge der Schöpfung eingebettet, das Behutsamkeit und Respekt verlangt und nicht willkürlich verändert werden soll.
Von „schwerer Sünde“ sprechen weder die kirchlichen Dokumente der letzten 50 Jahre noch der Katechismus der katholischen Kirche. Es ist auch falsch, wenn so getan wird, als ob die Kirche Verhütung und Abtreibung in einen Topf werfen würde. Auch nach strengster katholischer Moraltheologie ist jede Art der Verhütung besser als eine Abtreibung.
Zur Abtreibung kann die Kirche nie Ja sagen, weil dabei ein völlig wehrloses und unschuldiges Menschenleben zerstört wird. Sie setzt sich dafür ein, dass schwangere Frauen, auch solche, die sich in einer Notsituation befinden, zu ihrem Kind Ja sagen können. Sie bietet dazu seelische, juridische und materielle Hilfe an. Freilich kommt es immer wieder vor, dass eine Frau sich subjektiv in einer ausweglosen Situation
sieht und – oft unter Druck von außen – abtreiben lässt. Die Tür der Kirche bleibt auch dann für sie offen. Nicht verurteilen, sondern verstehen und Mut machen zu einem neuen Anfang, heißt hier die Maxime der Seelsorge. Aber unser Ja zum Leben muss immer erkennbar bleiben.
Ich kann mich als Mann wohl überhaupt nicht in die Situation einer Frau, der so etwas angetan worden ist, hineindenken. Wie immer eine Frau da handelt, ich maße mir gewiss kein Urteil über sie an! Freilich sagt die Kirche: Ein Recht auf Abtreibung, ich betone: Recht, kann es nicht geben. Denn das Kind kann nicht wegen des Verbrechens seines Vaters sein Recht auf Leben verlieren.
Frauen, die in einer solchen Situation zu ihrem Kind Ja gesagt haben, sind wohl, wie der katholische Moraltheologe Eberhard Schockenhoff meint, Heroinnen des Guten: „Im Fall der Vergewaltigung ist es ein wirkliches Dilemma, denn hier ist die Frau selbst das erste Opfer eines Verbrechens geworden. Jetzt gibt es nur noch dann eine moralisch einwandfreie Auflösung des Konflikts, wenn die Frau, die gerade Opfer eines Verbrechens wurde, eine übermoralische, heroische Anstrengung vollbringt und dieses Kind, das in ihr heranwächst, das sie an das Verbrechen erinnert, dessen Opfer sie wurde, annehmen und lieben kann. Das übersteigt den Bereich dessen, was man als Pflicht bezeichnen kann. Das ist die einzige Antwort einer hochherzigen Liebe, die diesen moralischen Konflikt wirklich bestehen und auflösen kann.
Aber zu solch einer hochherzigen Liebe sind viele Frauen nicht in der Lage, in dieser, für sie sehr dramatischen Situation.“ (Radio Vatikan, 19. 8. 2007)