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In unserer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft kommen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Nation, Kultur und Religion in Kontakt. Anlässlich des buddhistischen Rituals 'Kalachakra für Weltfrieden' mit dem 14. Dalai Lama in Graz im Oktober 2002 wird ChristInnen auch die Präsenz von Menschen mit buddhistischer Religionszugehörigkeit in der Steiermark (mit zumeist tibetischer Tradition) sichtbarer.
Jeder bewusst lebende Christ, der einem Buddhisten begegnet oder sich mit dem Buddhismus beschäftigt, wird auf religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede stoßen: Gemeinsames soll zum Wohl der Beziehung der Menschen untereinander gepflegt und konkretisiert werden, und Fremdes darf auch fremd bleiben. Im Mittelpunkt der Begegnung soll weder feindliche Abgrenzung noch unkritische Vermischung, sondern die Wertschätzung und der Respekt vor dem Dialogpartner, vor dem Andersgläubigen stehen.
Einige spezifisch christliche Glaubensinhalte, die sich durchaus von buddhistischen Lehren unterscheiden und in der Begegnung bewusst sein sollen, sollen hier kurz benannt werden:
Christen glauben an einen personhaften, dreieinigen Gott, der die Welt und den Menschen als sein Abbild erschaffen hat. Gott liebt den Menschen und teilt sich ihnen in der Geschichte mit. Den Höhepunkt der Offenbarung bildet Jesus von Nazareth, der durch sein Leben und seine Lehrtätigkeiten das Reich Gottes veranschaulicht; der durch seinen Tod am Kreuz und durch die Auferstehung Erlösung bringt. Erlösung geschieht vor allem durch die Zuwendung Gottes in Jesus Christus. Der Mensch als Person und Geschöpf Gottes erhält seine Würde durch die Einmaligkeit, Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit. Es gibt keine Erklärung für Leid (z.B. als Strafe oder als Folge von früheren Leben); gemäß dem Beispiel Jesu gilt es, dem leidenden Menschen Zuwendung und Hilfe zu gewähren. Zentral sind für Christ/inn/en das Glaubensbekenntnis und das biblische Liebesgebot, das zu aktiver, verantwortlicher und politisch-sozialer Weltgestaltung einladet und herausfordert
Buddha und Buddhismus liegen im Trend. Im Besonderen tragen dazu buddhistische Meditationsformen und der Dalai Lama bei. Seit 1983 ist der Buddhismus in Österreich mit der Bezeichnung 'Österreichisch Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR)' eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Die gegenwärtig etwa 30 buddhistischen Strömungen innerhalb der ÖBR verzeichnen ca. 1700 eingeschriebene Mitglieder. Die Zahl der Praktizierenden beträgt aber nach Angaben der ÖBR das Zehnfache. Weltweit zählt der Buddhismus etwa 300-350 Millionen Anhänger. Der Begriff 'Buddhismus' steht für eine Vielzahl von unterschiedlichen Glaubens- und Lebensformen, die eine weitaus größere Bandbreite aufweisen als die verschiedenen christlichen Konfessionen
'Buddha' ist der Ehrentitel des Religionsstifters und heißt der 'Erleuchtete/Erwachte'. Historisch gesehen ist die Faktenlage nicht eindeutig: Buddhas bürgerlicher Name ist Siddharta aus der adeligen Familie der Gautama. Er stammt aus dem heutigen Grenzgebiet zwischen Nepal und Indien und lebt zwischen 563-483 v. Chr. oder nach neueren Forschungsergebnissen mindestens 100 Jahre später. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und verlässt im Alter von 29 Jahren Familie, Haus und Heimat, um sich auf die religiöse Suche zu begeben. Nach sechs Jahren 'Hauslosigkeit' erlangt er am Fluss Nairajana bei Bodh Gaya während der Meditation unter einem Feigenbaum 'Erleuchtung': Er erkennt seine früheren Existenzen, durchschaut das Gesetz von Ursache und Wirkung der Taten, die Wiedergeburt und Leiden verursachen, und den Weg, der zu ihrer Aufhebung führt. Diese Einsicht in die Zusammenhänge des Seins ist die kognitive Komponente der unaussprechlichen Erfahrung der Erlösung; aus Siddharta ist der Buddha, der Erwachte geworden. Mit der Lehrrede vor fünf Asketen macht er seine persönliche Erfahrung der Erlösung vom Leid anderen zugänglich und setzt damit das 'Rad der Lehre' in Bewegung. Er stirbt hoch angesehen im Alter von 80 Jahren.
Das Gesetz von Ursache und Wirkung, die Vergeltung für die Taten (Karma), ist im Buddhismus die Grundlage der Weltordnung. (Es gibt keinen barmherzigen oder allmächtigen Gott, der den Menschen von Leid, Sünde und Tod erlöst). Nur der Mensch selbst kann sich erlösen durch die höhere Erkenntnis der Wirklichkeit. Im Zentrum der Lehre Buddhas stehen die vier 'Edlen Wahrheiten':
Der Buddha übernimmt von seinem geistigen Hintergrund, dem Hinduismus die Vorstellung des 'Samsara', des leidvollen, ewigen Kreislaufes der Welten und Wesen. Gier, Hass und Verblendung bilden die Triebkräfte, die das 'Rad des Lebens' in Bewegung halten. Nach dem Gesetz des Karma führt jede Tat zu Konsequenzen, die weit über den Tod hinausreichen: Die ethische Qualität der Handlungen bestimmt die Position, die den Wesen im Rad des Lebens nach der Wiedergeburt zukommt. Die klassische buddhistische Konzeption geht von sechs Lebensformen aus: die Welten der Götter, der Dämonen und Menschen als positive, die Existenzen der Tiere, der Geister und der Höllen als negative Daseinsweisen, welche alle aber auch als leidvoll und vergänglich gedacht sind. Ziel für den Buddhisten ist die Überwindung dieses Kreislaufes durch das Eingehen in das Nirwana(Verwehen, Verlöschen). Wird das Nirwana ursprünglich negativ beschrieben, so entwickeln sich im Laufe der Zeit paradiesische Erlösungsvorstellungen.
Man kann von drei buddhistischen Merkmalen sprechen: Alles ist leidvoll, vergänglich und nicht selbst. Buddha verwirft die Idee eines beständigen Ich, das letztlich nichts anderes als eine Projektion sei. Sein Bemühen gilt daher besonders der Befreiung des Menschen von dieser unheilvollen Illusion. Da alle Teile der Persönlichkeit (Körper, Empfindung, Wahrnehmung, psychische Gestaltungen und Bewusstsein) dem Entstehen und Vergehen unterworfen sind, ist es auch sinnlos, nach einer unvergänglichen Seele in ihr zu suchen. Nicht ein Schöpfer- und Erlösergott, sondern allein die Praxis des achtfachen Pfades ist für die Erlösung entscheidend.
Nach Buddhas Tod kommt es bald zu Meinungsverschiedenheiten und Spaltungen. Es entwickeln sich verschiedene 'Fahrzeuge', die, bildlich gesprochen, die Überfahrt ins Nirwana ermöglichen sollen. Innerhalb dieser 'Fahrzeuge' haben sich im Laufe der Zeit durch die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen viele verschiedene Richtungen und Traditionen herausentwickelt.
Das 'Kleine Fahrzeug' (Hinayana, respektvoller: Shravakayana = 'Fahrzeug der Hörenden') steht ursprünglich für die Mönchsreligion; Erlösung ist nur für weltabgewandte Heilige (Arhat) möglich. Buddhas Lehre und der Meditationsweg stehen im Mittelpunkt des Selbsterlösungsweges. Schriftliches Dokument ist der Pali-Kanon, der Tripitaka = drei Körbe. Heute vertritt der in Südasien (Sri Lanka, Thailand, Laos) verbreitete Theravada-Buddhismus dieses Fahrzeug, der der ursprünglichen Lehre des Buddha am nächsten kommt.
Das 'Große Fahrzeug' (Mahayana) bietet hingegen vielen Menschen Wege zur Erlösung an. Aus der Mönchs- wird eine Laienreligion. Eine markante Erneuerung ist die Gestalt des Bodhisattva, der als Erleuchteter verzichtet, ins Nirwana einzugehen, um allen anderen Wesen bei der Erlösung behilflich zu sein. Ein transzendenter Ur-Buddha ersetzt nun den historischen Buddha. Es entwickelt sich eine vielfältige buddhistische Götterwelt. Religiöse Bedeutung bekommen nun auch Gebete, Bilderverehrung, Riten und Feste. Zentral werden die Begriffe 'Mitleid' und 'Leerheit' (sunyata). Das Mahayana hat im Laufe der Jahrhunderte viele fiktive Lehren Buddhas (Sutren) übernommen und betrachtet diese als Heilige Schriften neben dem Pali-Kanon. Verbreitung findet dieses 'Fahrzeug' besonders in China, Japan und Korea. Zwei unterschiedliche 'Schulen' seien hier stellvertretend genannt: Das Zen, wo durch die Meditation unter Anleitung eines Lehrers der Schüler zu einer unbeschreibbaren inneren Erfahrung (Erleuchtung) kommt und realisiert, dass er und Buddha eins sind. Im Amitabha-Buddhismus genügen Glaube, Anrufung oder Verehrung des Buddha Amitabha, um nach dem Tod im Paradies, dem reinen glücklichen Land wiedergeboren zu werden.
Das 'Diamant-Fahrzeug' (Vajrayana), auch 'Fahrzeug der heiligen Formeln' genannt: Diese Sonderform des Mahayana ist durch eine Vermischung mit okkulten, magischen und mystischen Elementen aus dem indischen Tantrismus entstanden und vor allem in Tibet und in der Mongolei präsent. Dieses Fahrzeug wird durch den tibetischen Buddhismus repräsentiert, im speziellen bei uns durch den Dalai Lama. Um zur schnelleren Erfahrung und Visualisierung des Transzendenten, der Buddhas, zu gelangen, werden unter Anleitung eines Gurus (=Lehrer) bestimmte Praktiken und Techniken benützt: Mantra (magischer Spruch), Mudra (körperliche Geste) und Mandala (Meditationskreis). Diese Praktiken, die Buddha für die Erlösung für hinderlich fand, sollen zur schnelleren Erleuchtung führen.
Drei Juwelen: Buddhist wird man nicht durch ein Taufritual, sondern durch das Aussprechen der dreifachen Zufluchtformel: "Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha. Ich nehme meine Zuflucht zum Dharma (Lehre). Ich nehme meine Zuflucht zum Sangha (Mönchs-Gemeinde)." Dieses Zufluchtnehmen zu den drei Juwelen wird bei jeder Versammlung erneuert, kann für einen Tag oder auch für das ganzes Leben gelten.
Für die Erlangung des Nirwana (=Ziel) gibt der achtfache Pfad drei Themenschwerpunkte vor, die sich gegenseitig bedingen: Wissen, Meditation und Ethik. Dem Wissen von Vergänglichkeit, Leerheit, Leidhaftigkeit und Nicht-Sein kommt insofern Vorrang zu, als dieses Wissen Voraussetzung für die konkrete Gestaltung des Lebens ist.
Die Meditation in den verschiedensten Richtungen soll den Übenden stufenweise zu einem Zustand von Konzentration und Ruhe bringen, wo alle Gedanken aufgehoben und Dualitäten überwunden sind. In der buddhistischen Ethik spielen die innere Einstellung und Gesinnung eine große Rolle (Gesinnungsethik). Das Nichtverletzen von Leben ist die oberste Grundlage sittlichen Verhaltens. Alle BuddhistInnen haben fünf Regeln, Gebote (silas) zu beachten:
Fünf Silas (Gebote, Regeln)
Nicht töten, nicht stehlen, sexuelle Ausschweifungen meiden, nicht lügen und sich des Rauschmittelgenusses enthalten.
Für Mönche und Nonnen gibt es weitere fünf Regeln.
Religiöse Bauwerke (Tempel, Stupa, Pagode), buddhistische Zentren und Wallfahrtsorte gelten als heilige Orte, wo Buddha bzw. seine Reliquien verehrt werden. Beruhend auf den Mondkalender fallen die Hauptfeste jeweils auf einen Vollmondtag. Jede Tradition hat ihren je eigenen ausgeprägten Festkalender. Höchstes Fest im Theravada ist das Frühlingsfest Vesakh, wo Geburts-, Erleuchtungs- und Todestag Buddhas gefeiert werden, während im Mahayana dieser Festtag auf die entsprechenden Tage verteilt gefeiert wird.
In der Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu nichtchristlichen Religionen 'Nostra Aetate' formuliert das Zweite Vatikanische Konzil, dass es auch im Buddhismus 'Wahres' und 'Heiliges' gebe. Es fordert ChristInnen und die Kirche zu einer positiven Koexistenz und zum Dialog mit allen nichtchristlichen Religionen auf, ohne die eigene christliche Identität und Sendung zu vernachlässigen: "Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist 'der Weg, die Wahrheit und das Leben' (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat."
Der Dialog zwischen Christentum und Buddhismus soll auf verschiedenen Ebenen stattfinden: auf der Ebene des sozialen Handelns (humanitäre Projekte), auf der Ebene des theologischen Austausches, auf der Ebene der religiösen Erfahrung. Gute Beispiele des gelebten Dialogs gibt es bereits. Voraussetzungen für einen fruchtbaren Dialog, der angesichts der Herausforderungen durch die Globalisierung zum Wohl der Menschheit dringend nötig ist, sind die Bewahrung des eigenen Profils und der Respekt voreinander, auch im Anderssein. Es geht im Dialog um das bessere und tiefere Verstehen des anderen und nicht um Vermischung (Synkretismus), Verschmelzung (Assimilation) oder gar um Abwerbung (Proselytismus).
Da eine Kurzdarstellung weder der Größe einer Weltreligion wie dem Buddhismus noch einer exakten Verhältnisbestimmung von Christentum und Buddhismus gerecht werden kann, wird hier schließlich auf weiterführende Literatur verwiesen.
Gerhard Weber
Hans Küng, Heinz Bechert, Buddhismus, Piper Verlag, 1999
Manfred Hutter, Das ewige Rad, Verlag Styria, 2001
Stefan Schlager, Christus-Krishna-Buddha-Lao Tse, Diözese Linz, 1999
Michael von Brück, Religion und Politik im Tibetischen Buddhismus, Kösel-Verlag 1999
Edward Conze, Der Buddhismus. Wesen und Entwicklung, Kohlhammer-Urban TB, 1995
Volker Zotz, Buddha, Reinbek, 1994