Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Mitten in der zu Einkehr und Umkehr einladenden und mahnenden Adventzeit, deren Farbe das dunkle Violett ist, feiern wir in strahlendem Weiß das Fest der unbefleckt empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Dieses Fest ist vergleichbar einem großen Licht im Winter, einer weißen Rose mitten im Schnee. Von alters her ist der lateinische Introitus der Messe dieses Tages ein Wort aus dem Isaiasbuch des Alten Testaments, das von der Kirche auf Maria bezogen wird. Das sonst eher nüchterne Latein der Vulgata-Übersetzung des heiligen Hieronymus hat hier einen fast poetischen Klang. Ich zitiere ihn daher zunächst in lateinischer Sprache. Er lautet als Selbstaussage Marias über ihre Erwählung aus ihrem Volk und für Gottes neues Volk:
„Gaudens gaudebo in Domino, et exsultabit anima mea in Deo meo;
quia induit me vestimentis salutis,
et indumento iustitiae circumdedit me,
quasi sponsam ornatam monilibus suis (Jes 61,10)."
Manche von uns kennen die wunderschöne Melodie des gregorianischen Chorals, die diesem Introitus zugeordnet ist. Ins Deutsche übertragen lautet er:
Voll des Frohlockens bin ich im Herrn, und meine Seele jauchzt auf in meinem Gott;
denn er hat mich gekleidet in Gewänder des Heiles,
hat mich umhüllt mit dem Mantel der Gerechtigkeit,
wie eine Braut im Schmucke ihres Geschmeides.
Die Mutter Christi wird hier also angesprochen als Braut des Heiligen Geistes und die Schönheit des Kleides und des Geschmeides einer Braut in der Lebenswelt des Alten Testamentes wird zum Symbol für die Maria um ihres künftigen Sohnes Christus willen verliehene Gnade. In jedem Ave Maria-Gebet ist davon die Rede, denn die Kirche macht sich hier die Worte Gabriels, des Engels des Verkündigung, aus dem Lukasevangelium zu eigen: Gegrüßet seist du, voll der Gnade! Der Herr ist mit dir.
Der 8. Dezember ist das Fest der Wurzel, das Fest des Anfangs Mariae. Gefeiert wird der Beginn eines neuen Bundes, den Gott inmitten seines Bundesvolkes Israel durch Maria, die Tochter Zion, in Christus schließen wollte und geschlossen hat. Diese Wahrheit gehört zum tragenden Fundament des christlich-biblischen Glaubens. Sie ist also Urgestein und in theologischer Sprache ausgedrückt Dogma. Dieses Fundament war der Kirche als ganzer nicht immer ausdrücklich bewusst. Der franziskanische Kirchenlehrer Duns Scotus hat es für die lateinische Kirche weithin bewusster gemacht und Papst Pius IX. hat es schließlich im Konsens mit dem katholischen Weltepiskopat vor 150 Jahren als explizites Dogma proklamiert.
Die marianischen Dogmen sprechen aber nicht nur von Maria. Sie sagen etwas über das Wesen der Kirche im Ganzen aus. Die Kirche ist ja wesentlich eine marianische Gemeinschaft. Sie hat ihr Wesen darin, wie Maria auf Gottes Wort hin offen zu sein: darauf zu hören, zu horchen und ihm zu gehorchen. Viele einzelne Christen sind zwar jederzeit weit von diesem Ideal entfernt, aber als ganze fällt die Kirche nie von diesem Ideal ab. Das II. Vatikanische Konzil hat daher im Bedenken dieser Wahrheit seine Rede über die Kirche mit der Rede über Maria verbunden im großen Text der Kirchenkonstitution, der mit den lateinischen Worten „Lumen gentium“ beginnt.
„Du bist schön, meine Freundin“ lautet der Titel eines vor etwa 50 Jahren entstandenen Romans des schottischen Konvertiten Bruce Mashall. Er handelt von der Kirche in Spanien während der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges. Sorgsam beschreibt er ihre Runzeln und andere Makel, aber er bringt auch viel von ihrer inwendigen Herrlichkeit der Kirche ans Licht und verweist ebenso auf die äußere Schönheit, die nicht nur den Kathedralen, sondern mehr noch den heiligen Frauen und Männern jeder christlichen Generation und so auch der heutigen eigen ist.
„Gaudens gaudebo“ – dieses Wort ist angefochten. Die globale Situation der Menschheit gibt uns vor allem, seit man durch die Errungenschaften der Nachrichtentechnik überhaupt darüber Bescheid weiß, wenig Anlass zu ungetrübtem Jubel. Und auch die Kirche wird jederzeit irgendwo verfolgt oder erlebt schwere innere Krisen. Aber zugleich blüht sie in manchen Ländern reichlich und bringt reichlich Frucht. Und sie blüht auf eine für den ersten Blick nicht erkennbare Weise auch in Oasen inmitten von Wüsten und Ruinen. Sie blüht trotz aller Abbrüche und Umbrüche auch in unserem Land Österreich, wo es ungemein viele Katholiken und Christen gibt, die einzeln oder auch gemeinsam tief im Glauben verwurzelt sind und so einem Baum gleichen, der tief in einem Quellgrund wurzelt ist. Dazu sagt wieder die Heilige Schrift: „Wie die Palme blüht der Gerechte, gepflanzt im Haus des Herrn wie eine Libanonzeder.“
Kehren wir zurück an den Anfang: Wie ein Licht im Winter ist dieses Fest des 8. Dezember. Viele verstehen es nicht mehr und achten nicht darauf. Wir aber, die hier versammelten Christen, erkennen es als einen geistlichen Schatz, an dem wir festhalten, auch stellvertretend für die anderen.