Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es ist mir eine Freude, dass ich nun schon zum zweiten Mal in dieser Franziskanerkirche einem Angehörigen des Franziskanerordens das Weihesakrament in Gestalt der Weihe zum Diakon spenden kann. Vor drei Jahren wurde hier Fr. Tobias Koszgovits aus dem Burgenland zum Diakon geweiht. Heute ist es Fr. Karl Maria Schnepps aus Niederösterreich, der hier die Diakonatsweihe empfangen wird. Wir feiern die heutige Eucharistie schon im Blick auf das morgige Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter Maria und ich will daher zunächst einiges über dieses Fest sagen. Seine liturgische Farbe ist nicht das adventliche Violett, sondern ein leuchtendes Weiß, denn das morgige Fest ist mitten im Advent so etwas wie ein helles Licht im Winter und ein Vorschein des großen Lichtes von Weihnachten. Wir feiern nämlich die Glaubenswahrheit, dass Maria als künftige Mutter Jesu Christi, des Welterlösers, schon an ihrem Ursprung, an ihrer Wurzel, von seiner erlösenden Kraft ergriffen und daher herausgenommen war aus dem dunklen Strom der Sünde, der sich von Generation zu Generation fortsetzt. Maria ist daher der Prototyp des neuen Menschen, der in Jesus Christus geschaffen und in die Weltgeschichte eingetreten ist. Wir verehren sie als Mutter Jesu Christi und zugleich auch als Mutter der Kirche. Darüber werde ich morgen beim Festgottesdienst im Grazer Dom um 17.00 Uhr ausführlicher sprechen.
Nun aber spreche ich über das Wesen und Wirken eines Diakons inmitten der Kirche und im Blick auf den künftigen Diakon Fr. Karl Maria Schnepps, der in seiner Taufe am 6. März 1988 den Namen Martin empfangen hat. Er wird, so hoffen wir, später auch die Priesterweihe empfangen. Heute aber erleben wir hier die schlichtere, aber ebenfalls sehr berührende Liturgie seiner Diakonenweihe. Ich lege ihm als Bischof unter Schweigen die Hände auf das Haupt und dann folgt das große Weihegebet. Das ist der Kern der Weiheliturgie. Vorher stelle ich ihm elementare Fragen nach seiner Bereitschaft, die Weihe zu empfangen, es wird die Allerheiligenlitanei gesungen, während der Kandidat auf dem Boden ausgestreckt mit zu Boden gewendetem Antlitz uns ein großes Zeichen für seine demütige Bereitschaft zum Dienst an Gott und an den Menschen gibt. Schließlich empfängt Fr. Karl Maria die Stola und die Dalmatika, die spezifischen liturgischen Kleider eines Diakons.
Lieber Weihekandidat! Du wirst Diakon genannt werden und Du wirst dies dem Wesen nach auch immer bleiben. Das griechische Wort „diάkonoς“ bedeutet Diener oder, in bodenständigerer Sprache ausgedrückt, Knecht. Der gesellschaftliche Wandel hat beide Worte und den damit bezeichneten Dienst in der Zivilgesellschaft obsolet gemacht, weil er mit Servilität und Unterdrücktsein assoziiert wird. Im Horizont der Bibel und zumal des Neuen Testaments steht das Wort „diάkonoς“ aber für einen in Freiheit übernommenen Dienst, der aus dieser Freiheit eine besondere Würde empfängt. Es ist ein Dienst an Gott und an den Menschen im Auftrag Jesu Christi. Jesus hat sich vor seinem Tod zu den Jüngern hinabgebeugt. Er hat ihnen die Füße gewaschen, verbunden mit den Worten: „Ich war in eurer Mitte als einer, der dient.“ (Lk 22,27c) Er, der Herr, der kύrioς wollte zugleich der diάkonoς, der Diener, sein.
Im Johannesevangelium lesen wir, dass Jesus kurz vor seinem Leiden und Tod bei einem Paschamahl den Jüngern die Füße gewaschen und in Ausdeutung dieses Sklavendienstes gesagt hat: „Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und das zu Recht. Wenn nun ich euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander diesen Dienst tun“ (Joh 13,1-15). Diese Einweisung in die Nachfolge Christi ist ein Auftrag an die ganze Kirche und begleitet sie von Generation zu Generation. Das Gott ehrende und Menschen helfende Dienen ist grundsätzlich allen Christen aufgetragen und besonders auch denen, die eine leitende Aufgabe übernehmen. Das Dienen soll die Seele des Leitungsdienstes sein: beim Pfarrer, beim Bischof und auch beim Papst. Papst Franziskus zeigt dies immer wieder auch in starken Symbolen. Seit der Zeit der frühen Kirche gibt es den Diakonat aber auch als einen eigenen Stand, der die Gestalt des dienenden Christus besonders ausprägen soll. Es ist der Stand des Diakons. Er tut keinen bucklig machenden servilen Dienst, sondern den Dienst des sich Neigens vor der Größe Gottes im Gebet und Gottesdienst und des sich Hinabbeugens zu Menschen, um deren Herztöne zu vernehmen und ihre Wunden zu sehen und zu waschen. Dieser Dienst muss in Freiheit und Liebe getan werden, damit er fruchtbar werden kann.
In der Apostelgeschichte des Neuen Testaments wird berichtet, dass die Apostel zu ihrer Unterstützung sieben Männer aus der Urgemeinde in Jerusalem auserwählt haben, unter ihnen Stephanus und Philippus.(Apg 6, 1-7) Sie werden dort nicht ausdrücklich Diakone genannt, aber sie tun das, was seit langem spezifisch zum Amt des Diakons in der Kirche gehört: Stephanus war wie die sechs anderen zunächst so etwas wie ein Mann der Caritas, ein Armenpfleger. Er wurde aber auch zum Prediger, der Christus so enthusiastisch und geisterfüllt verkündete, dass er von eifernden Anhängern des Glaubens Israels gesteinigt wurde. Wäre er nur Armenpfleger geblieben, dann hätte er vielleicht in einem Bett sterben können, aber sein Predigtdienst hat ihn zum Blutzeugen, zum ersten Märtyrer der Kirchengeschichte gemacht. Die Steine, die den Stephanus erschlugen, sind zu Bausteinen der Kirche geworden, haben später Kirchenväter gesagt.
Lieber künftiger Diakon Frater Karl Maria! Durch die Weihe wirst Du auch in die Sandalen der besonders exemplarischen Diakone in der bisherigen Kirchengeschichte hineingestellt, so auch in die Sandalen des heiligen Franziskus. Er war nicht nur einer der wichtigsten Erneuerer der Kirche im Lauf ihrer bisherigen Geschichte, er war auch Diakon. In der Unterkirche der Franziskusbasilika in Assisi sieht man im gloriosen Panorama eines Freskos von Lorenzetti den heiligen Franziskus, angetan mit einer prächtigen Dalmatika, dem liturgischen Kleid eines Diakons. In eben dieser Unterkirche sieht man aber im Eingangsbereich das ergänzende Gegenteil zu dieser Pracht. Es sind Reliquien aus dem Gebrauch des heiligen Franziskus in Gestalt von bescheidenen, ja ärmlichen Textilien: ein braunes abgenütztes Ordenskleid und eine schlichte weiße Alba, die in der Liturgie die Einfachheit des Heiligen von Assisi mit Schönheit verbindet. Franziskus wollte ja, dass die Liturgie schön sei, und er bleibt so ein Korrektiv auch gegen manche heutige Verwahrlosung von Gestalt und Sprache der Liturgie. Viele Menschen haben in nun schon 800 Jahren die Botschaft des Evangeliums gerade auch durch die Vermittlung des heiligen Franziskus angenommen und tun es auch heute. Erstmals trägt auch ein Papst seinen Namen. Franz von Assisi, der heilige Ordensvater der großen franziskanischen Familie, hat sich mit Jesus Christus so radikal identifiziert, dass ihm in mystischer Ekstase die fünf Wundmale des Herrn in seinen armen Leib eingeprägt wurden. Ein ergreifendes Gebet aus dem Mittelalter sagt darüber: „Gott, als die Welt anfing kalt zu werden, hast du am Leib deines Dieners Franziskus die Wundmale deines Sohnes erneuert, um unsere Herzen mit dem Feuer deiner Liebe zu entflammen.“ Die Menschenwelt wird immer wieder kalt durch einen Mangel an Güte, an Solidarität, an christlicher Liebe. So ist es auch heute. Aber es gibt inmitten von viel Dunkelheit und Kälte auch heute viel Licht, viele Glutnester christlicher Liebe, christlicher Hoffnung und christlichen Glaubens. Darüber reden auch die großen Enzykliken von Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus mit ihren programmatischen lateinischen Titeln. Die Enzykliken des Papstes Benedikt reden programmatisch von Glaube, Liebe und Hoffnung mit den Titeln „Deus caritas est“, „Spe salvi und „Caritas in veritate“. Die großen Lehrschreiben von Papst Franziskus führen dies weiter unter den Titeln „Lumen fidei“, „Laudato si“, „Evangelii gaudium“ und „Amoris laetitia“. Im Horizont dieser großen Texte soll auch Dein Wirken als Diakon stehen und sich bewegen, lieber Diakon Karl Maria. Und es ist ein Horizont für uns alle, liebe Brüder und Schwestern. Am Vorabend eines großen Marienfestes erinnere ich aber nochmals an Maria, die Mutter Christi und Mutter der Kirche, die sich im Magnificat-Lied als Dienende, als demütige Magd bezeichnet hat. Sie ist uns ein zwar nicht einholbares Vorbild, aber sie inspiriert und hilft uns, immer wieder Schritte zu tun, die uns ihr und schließlich Jesus Christus selbst ähnlicher machen.