Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Liebe Christen, Brüder und Schwestern,
und in unserer Mitte der Apostolische Nuntius, der Herr Diözesanbischof und der Herr Diözesanbischof emeritus von Linz, die Äbte, Priester, zahlreiche Ordensfrauen – unter ihnen die Äbtissin von Mariastern-Gwiggen in Vorarlberg – und zahlreiche Ordensmänner; in unserer Mitte auch die Vertreter der Ökumene mit dem Herrn Superintendenten und die Repräsentanten des öffentlichen Lebens mit dem Herrn Landeshauptmann an der Spitze und als Gastgeber für uns alle Ihr, liebe Zisterzienser von Rein, mit Eurem neuen Abt Philipp und dem bisherigen Administrator Abtpräses Maximilian Heim von Heiligenkreuz!
Das alte Kloster Rein, die älteste und mit einer kurzen Unterbrechung während der Zeit des Nationalsozialismus seit fast 900 Jahren ununterbrochen bestehende Abtei des Zisterzienserordens, hat nun mit Philipp Helm einen neuen und mit seinen 47 Jahren auch noch ziemlich jungen Abt. Darüber freuen sich viele Christen und auch andere mit Rein sehr verbundene Menschen in der Steiermark und weit darüber hinaus. Es freuen sich besonders die vielen Menschen, die mit dem Stift und seinen Pfarren auf viele Weisen helfend und mitsorgend verbunden sind. Wir feiern heute diesen Gottesdienst als Dank an Gott für seinen Beistand in der Vergangenheit und als Bitte um seinen Segen in der Zukunft.
An den Beginn der Predigt stelle ich ein Wort an Euch, liebe Zisterzienser von Rein mit Eurem Abt Philipp in Eurer Mitte, und ich sage gleich auch ein Wort des Dankes an den Herrn Abtpräses Maximilian Heim vom Stift Heiligenkreuz. Dieses Stift hat ja dem Kloster Rein in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geholfen. Dies besonders durch Christian Feurstein, den verstorbenen 57. Abt von Rein, der vorher ein Mönch von Heiligenkreuz gewesen ist, und Jahre vorher auch durch den heutigen Abt emeritus von Heiligenkreuz Gregor Henckel-Donnersmarck, der durch Jahre Prior von Rein war und heute diesen Gottesdienst mitfeiert.
Liebe Zisterzienser von Rein! Ihr habt nach einer Zeit intensiven gemeinsamen Nachdenkens, miteinander Redens und inständigen Betens, begleitet auch durch Abtpräses Maximilian, aus Eurer Mitte einen neuen Abt gewählt, den 58. Abt von Rein und Ihr habt dies einmütig, das heißt einstimmig getan. Das ist ein starkes, ein ermutigendes Lebenszeichen Eurer Gemeinschaft, ein Zeugnis für ein beispielhaftes Miteinander inmitten der Kirche und inmitten der Zivilgesellschaft, wo das Miteinander gerade heute besonders herausgefordert und oft bedroht ist.
Seit bald 900 Jahren besteht das Kloster Rein. Im Auf und Ab seiner Geschichte zeigt sich auch viel von der Geschichte der katholischen Kirche in Europa in dieser langen Zeit und bis heute. Ein so altes Kloster ist vergleichbar einem alten Baum mit breiter Krone und tiefen Wurzeln. Er hat Blitzschläge und Zeiten der Dürre erlebt. Er hat aber immer wieder neue Lebenskraft erwiesen und erweist sie auch heute. Montecassino, das Erzkloster der Benediktiner, ist 600 Jahre älter als Rein. Das Wappen von Montecassino zeigt den Strunk einer gefällten Eiche, aus dem ein frischer grüner Zweig hervorwächst. Der damit verbundene lateinische Wappenspruch lautet: „Succisa virescit“, auf Deutsch „Umgehauen grünt sie auf‘s Neue“.
Das gilt auch für das Kloster Rein. Durch eine Flutkatastrophe im Jahr 1975 war es in seinem Bestand extrem herausgefordert, ja gefährdet. Viele Menschen waren aber damals davon überzeugt, dass sich Rein nicht aufgeben dürfe und sie haben Allianzen zur Rettung gebildet. Dabei hat es auch arge Fehler gegeben. Besonders Abt Paulus Rappold hat dafür viel gelitten, aber sein Leiden und Büßen war nicht vergeblich. Es hat den Weg in eine neue Phase der Geschichte dieses Klosters geöffnet. Ich habe Abt Paulus gut gekannt und ich nenne seinen Namen daher gerade auch hier und heute mit Respekt vor seinem Mühen und Leiden. Das portugiesische Sprichwort „Gott schreibt gerade auch auf krummen Zeilen“ wurde hier einmal mehr bestätigt.
Die gefährdete kostbare Architektur dieser alten Abtei wurde seit dem Katastrophenjahr 1975 mit Hilfe von vielen Seiten, so auch mit Hilfe der Steiermärkischen Landesregierung, saniert und zu einem neuen Leuchten gebracht. Dies gilt vor allem für die barocke Stiftskirche, die uns heute hier umgibt und einhüllt wie ein schönes Feiertagsgewand. Dieses schöne Kleid ist viel kostbarer als die Gründergeneration vor 900 Jahren und der damals noch lebende große heilige Abt Bernhard von Clairvaux dies erlaubt hätten. Wir freuen uns heute sehr über diese barocke Schönheit. Wir wissen aber durch neueste Forschungen, dass die heutige barocke Kirche fast zur Gänze auf den Fundamenten der alten romanisch schlichten Abteikirche steht, die zugunsten eines damals modernen Neubaus abgerissen wurde. Das Alte ist verborgen, aber es ist stark und es trägt das Neue. Das ist ein starkes Symbol für das Kloster Rein und auch für die ganze katholische Weltkirche als Haus aus lebendigen Steinen, ein Symbol, das in der bleibenden Spannung zwischen alt und neu weder einem überängstlichen Bewahren noch einem hastigen Erneuern einfach Recht gibt.
Das Fest zur Segnung des 58. Abtes von Rein ist auch ein Anlass zum Dank für das Wirken der geistlichen Orden inmitten der ganzen Christenheit in Vergangenheit und Gegenwart. Das Ordensleben als eine Gestalt intensiver Nachfolge Christi hat die Kirche seit ihrer frühen Zeit immer wieder stark geprägt und tut dies auch heute. Es ist im Ganzen ungemein vielgestaltig und bunt. Angefangen hat es bei den Wüstenvätern in Ägypten und im Nahen Orient. Einige uralte Klöster in Ägypten sind nach einer Zeit der Ermüdung heute wieder sehr lebendig und sind Herzzellen der koptischen Kirche, die durch islamische Kräfte in diesem Staat viel zu leiden hat. Auch viel von der Kraft der orthodoxen und altorientalischen Kirchen kommt heute aus Klöstern vom Berg Athos bis Kiev, von Mönchen und Nonnen, die tief im Mysterium Gottes eingewurzelt sind. Die anglikanische Hochkirche hat das Ordensleben, freilich vorerst in bescheidenem Umfang, vor Jahrzehnten wieder entdeckt. Die aus der protestantischen Reformation hervorgegangenen Kirchen hatten es nur in kleinen Restbeständen bewahrt, aber auf paradoxe Weise hat es Gott gefallen, dass der evangelische Christ Roger Schutz ein Mönch geworden ist und seine Gemeinschaft in Taizé ein weltweit ausstrahlendes spirituelles Zentrum, das vor kurzem auch ein internationales Jugendtreffen in Graz ermöglicht hat.
Inmitten der ganzen Christenheit war und ist aber besonders unsere katholische Weltkirche durch das Ordensleben und seine Gemeinschaften geprägt und beschenkt. Sehr Altes besteht hier neben noch Jungem oder ganz Neuem. Vieles ist im Wandel. Abbrüche und Umbrüche verursachen Leiden und Unsicherheit, aber es gibt immer wieder auch die Freude am Glauben inmitten der Kirche, es gibt das „Evangelii Gaudium“. In dieser Spannung zwischen Loslassen und Bewahren, zwischen mancher Ermüdung und einer immer wieder aufbrechenden unerschrockenen Hoffnung stehen auch die Ordensgemeinschaften in unserer Diözese im weiten Bogen zwischen unseren fünf alten Stiften, über die Ordensmänner und Ordensfrauen, die aus franziskanischen oder ignatianischen Impulsen leben und wirken, und weiter zu unseren drei Karmelitinnenklöstern mit ihrem eher verborgenen, aber weithin ausstrahlenden Dasein inmitten der Diözese. Es müssten hier viele weitere Namen genannt werden, aber alle sind gemeint und allen gebührt unser Dank.
In diesem breiten und bunten Panorama des Lebens als beständiger und immer neuer Versuch zur gemeinsamen Nachfolge Christi steht unverwechselbar das Kloster Rein mit seinen Mönchen und dem Abt Philipp in ihrer Mitte. Es ist auf Grund seiner Geschichte herausgefordert zu einer katholischen Synthese und ausgestattet mit vielen Möglichkeiten dazu auch heute. Das Kloster Rein ist zuerst und zuletzt ein Haus für Gott und mit Gott. Es ist dann zugleich aber auch ein Haus von Menschen für Menschen. Als Haus für Gott ist es unverzichtbar ein Ort des Gebetes, des Redens mit Gott, des Suchens nach ihm und manchmal auch des Ringens mit ihm nach dem Beispiel des biblischen Erzvaters Jakob. Der Gott der Bibel ist ja kein harmlos lieber Gott, sondern oft verborgen und rätselhaft, aber dann auch immer wieder als Liebe erfahrbar. Als Gott und Vater Jesu Christi ist er die am Karfreitag gekreuzigte, aber im Osterereignis schließlich siegreiche Liebe. Dies wetterfest zu bezeugen ist ein unverzichtbar bleibender Auftrag an den Konvent von Rein. Zugleich aber ist dieses Kloster berufen, in seiner Umgebung und weit darüber hinaus Kirche als Einladung zu leben, als Einladung in ein Haus mit einladend offenen Türen, aber mit einer Schwelle zur Unterscheidung der Geister. Dies besonders durch den Hirtendienst in seinen inkorporierten Pfarren und als Gastgeber für Menschen, die hier Stille, aber auch Schönheit in Kunst und Natur und vor allem im Gottesdienst suchen. Unter ihnen sind tief im Glauben Verankerte, aber auch Gottsucher und Zweifler. Sie sind Gäste nicht nur des Abtes, sondern der Mönchsgemeinschaft im Ganzen. All das ist umhüllt vom Schutzmantel Marias. Das Kloster Rein ist ja besonders auch ein Marienkloster, was schon in seinem Wappen, aber auch in der Verbundenheit mit dem Heiligtum Maria-Straßengel zum Ausdruck kommt.
Am Schluss dieser Predigt noch ein Wort an Dich, lieber Abt Philipp. Im Johannesevangelium wird berichtet, dass griechische Pilger beim letzten Paschafest Jesu in Jerusalem sich an den Jünger Philippus gewendet haben mit den Worten „Herr, wir möchten Jesus sehen“ (Joh 12,20-21). Auf Jesus hinzeigen und Menschen helfen ihn zu erkennen – das ist ein Dauerauftrag an Dich, lieber Abt Philipp, und an Dein Kloster. Ein Kompass dafür kann auch Dein Leitspruch sein, den Du im Blick auf Deinen Namenspatron gewählt hast. Er ist nicht der Jünger Philippus, sondern der heilige Philipp Neri, der aber wie jeder echte Heilige selbstverständlich ein Jünger Jesu war. Er war ein fröhlicher Heiliger, aber zugleich verwurzelt in mystischer Tiefe. Ein Wort von ihm, das nun auch Dein Wahlspruch ist, lautet in lateinischer Sprache: „Constans in bonum in sancta hilaritate“, auf Deutsch „Beharrlich im Guten – in heiliger Fröhlichkeit“. Das ist ein schönes, ein gutes Programm für Dich und Dein Kloster und zugleich eine Inspiration für unsere ganze Diözese, die mit unserem Diözesanbischof Wilhelm einen mutigen und hoffnungsvollen Weg der Erneuerung begonnen hat: Einen Weg, der schon jetzt viele Früchte zeigt und zu dem besonders die Ordensgemeinschaften und das Stift Rein Unverwechselbares beitragen.