Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1.Unsere Diözese feierte im vergangenen Jahr 800 Jahre ihres Bestehens. Mit acht verschiedenen Fragen waren wir in allen Regionen unseres Bistums unterwegs, das flächenmäßig das größte in Österreich ist. Den Umgang mit Grenzen tragen wir gleichsam hier in unserem Blut, was schon der Name unseres Bundeslandes "Steier-Mark" deutlich macht, die einst am äußersten Rand des Heiligen Römischen Reiches gelegen war. Grenzerfahrung und Schutzbedürfnis sind gleichsam in die DNA unserer Heimat eingetragen - und das gilt die Jahrhunderte herauf auch für Fragen des Glaubens und wurde ernst in den vergangenen Jahren durch den Grenz-Übertritt bei Spielfeld für Hunderttausende während der Flüchtlingskrise 2015 neu deutlich.
2. Grenzen können aber auch anders gesehen werden: es gilt nämlich immer wieder die Grenze vom Ich zum Du zu überschreiten, wenn Gesellschaft gelingen soll - Grenzen sind demnach nicht nur Trenn-, sondern auch Verbindungslinie. Mehr noch: das Christentum lebt vom Überschreiten der Grenzen, gerade der Aufbruch und die Befreiung aus der Knechtschaft sind seiner biblischen Grunderzählung eingeschrieben. Und damit gilt auch bleibend die Kernaussagen der biblischen Botschaft im Umgang mit Fremden und Notleidenden ernst zu nehmen und durch konkretes Handeln einzulösen. Als Bischof bin ich dankbar für viele diözesane, pfarrliche, aber auch private Initiativen in diese Richtung. Konkretes Handeln im Dienst einer solidarischen Gesellschaft in unserer eigenen Heimat muss Hand in Hand gehen mit echtem solidarischen Handeln für Frieden und Gerechtigkeit in den Kriegs- Krisen- und Notstandsgebieten dieser Welt, dass auch sie zur Heimat werden, die nicht zur Flucht zwingt.
4. Mit einer solchen Lebens- und Glaubenseinstellung überspringen wir tatsächlich Mauern, die uns von anderen und anderem fernhalten wollen. Und wir überspringen damit auch Mauern, die uns von verschiedenen am Eigenen und letztlich nur am Selbst Interessierten als die Lösung angeboten werden angesichts so vieler komplexer und sich immer rascher verändernder gesellschaftlicher Strömungen. Wir haben als Christinnen und Christen es im wahrsten Sinn des Wortes zu verantworten, dass wir die Grenzen zwischen Zeit und Ewigkeit, die Mauern zwischen Ich und Du, die Trennlinien zwischen Völkern und Staaten benennen und damit auch bearbeitbar machen, denn wo sonst, wenn nicht durch uns und bei uns gibt es wirklich Orte der öffentlichen Toleranz für Andersdenkende, für anders Glaubende, für andere Lebensformen?
5. Daher möchte ich Sie ermuntern, diese Tage in Graz zu nutzen, um Grenzgänger in vielerlei Hinsicht zu werden aus dem Vertrauen, dass Sie mit IHM alles, selbst die Grenze des Todes überwinden.