Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Vielfach ist es so, dass den Kindern bitten und danken gelehrt wird. Und das ist gut so. Denn: "Wer nicht danken lernt, der lernt weder haben noch geben. Aber wenn das 'Danke' bloß der Tribut bleibt, der als freundliche Floskel gezollt wird und an dem die Geber sich weiden, dann wächst die Dankbarkeit nicht tief im Herzen an, und das Dankgebet hat wenig Chance, unmittelbarer, glaubwürdiger Ausdruck unseres Herzens zu werden" - so jedenfalls überlegt der verstorbene Bischof von Aachen, Klaus Hemmerle und fährt in einem seiner lesenswerten Bücher fort - eingebettet in die wohl uns bekannte Erziehungs-Situation der Frage: "Wie sagt man?": vielleicht wäre es das Risiko wert, das Kind nicht zu fragen "wie sagt man?", sondern: "'Freust du dich?' Wenn die Freude des Beschenkten Gestalt gewinnt, dann ist das geteilte Freude, lautere Freude auch für den Geber. Vielleicht folgt dann ein weiterer Schritt: 'Schau, so gerne hat der andere dich, dass er dir das schenkt!' Zuneigung erfahren und darin Zuneigung fassen und zeigen: so wächst der Dank und wächst aus ihm jene Erinnerung, die verbindet." [1]
2. Wir sind heute zusammengekommen, weil wir viel Grund haben zu danken. Und: weil wir Grund haben zur Freude. Denn: wenn wir unsere Lebens-Situation ernst nehmen, können wir nicht anders. - Im Alltag freilich schaut es mitunter anders aus: statt sich zu freuen über all das, was gelingt, was gut geht usw. hören wir an vielen Stamm- und sonstigen Tischen meist nur davon, was nicht alles schlecht wäre und dass es sowieso nur mehr bergab ginge und dass sowieso alle "da oben", in der Kirche wie in der Gesellschaft Schlawiner wären. Wohin lenken wir unsere Blicke? - Statt das Miteinander, das eine Gesellschaft trägt, zu fördern, geht es mitunter recht deftig zu, nicht nur in Wahlkämpfen: Revierkämpfe, Individualistische Verengungen und Rechtfertigungen verbunden mitunter mit einem Gehabe, dass ich ohnedies 'mehr' oder 'besser' sei als der bzw. die andere und dass ich einfach immer und überall zu kurz kommen würde ... Anstatt voll Zuversicht ans Werk zu gehen, werden viele von Angst geplagt, die sich ganz nebulös auch in die Vorstellungswelten einzelner ausbreitet - und dann wird schon hinter allem was vermutet und schlecht gedacht, anstelle einfach zu sagen: das letzte Wort ist - wenn ich mich als Glaubender bekenne - noch nicht über mich gesprochen. Die Liste so mancher Ver/w/irrungen von heute könnte noch lange fortgeführt werden.
3. Gerade deswegen gilt es, den heutigen festlichen Dank zum grundlegenden Anlass des Dankes zu nehmen und daher neu zu lernen, nach der Freude zu fragen, die uns auch im Evangelium dreifach begegnet - in unterschiedlichen Situationen. Denn: dass es uns gibt, dass wir hier auf diesem Flecken Erde leben, dass uns diese Heimat geschenkt ist - trotz allem, was auch hier schiefgeht - ist eigentlich ein großer Erweis dafür, wie nah uns Gott ist. Und Seine Nähe ist die Realität, die uns eigentlich leben lässt, ist sie doch Liebe. Lernen wir daher mehr Seine Melodie in uns aufzunehmen, wie es unser Zukunftsbild als Ausgangspunkt für alle Überlegungen kirchlichen Lebens in den nächsten Jahren in unserer Diözese uns nahelegt - damit wir das uns Gegebene freudig annehmen und die Erfahrung teilen, dass Gott einer ist, der uns mit unseren unterschiedlichen Fähigkeiten, mit unseren Stärken und Schwächen einfach liebt.
[1] Klaus Hemmerle: Dein Herz an Gottes Ohr. Einübung ins Gebet, Freiburg 21987, 89f.