Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wie sehr doch Gott die Menschen bewegt: der heilige Laurentius, der an seinem 60. Geburtstag vor 400 Jahren gestorben ist und maßgeblich als Generalminister an der Entfaltung des Kapuzinerordens auf dieser Seite der Alpen mitgewirkt hat, ist zweifellos einer von vielen, die dies deutlich machen. Gerade deswegen sind sie im Gedächtnis verhaftet: "die Päpste und auch verschiedene europäische Fürsten [übertrugen ihm] diplomatische Missionen (...) Trotz seiner beanspruchenden Tätigkeiten verharrte er stundenlang im Gebet und meditierte in der Eucharistiefeier über lange Augenblicke"[1]. Wenn wir die Beziehung zu Gott wirklich bis ins Innerste ernst nehmen, können wir nicht anders als - so möchte ich es am heutigen Festtag Ihres Klosters, nein des Kapuzinerordens zum Ausdruck bringen - sagen: "Das hat Auswirkung auf die Gestaltung der Welt und der Kirche". So wie Abraham alles liegen und stehen gelassen hat, um dem Gast, in dem er zweifelsohne Gott erkannte, zu dienen; so wie der Lebensablauf von Marta und Maria durcheinander gebracht wurde, als Jesus bei ihnen zu Gast war.
2. Wenn dieses Jubiläum - und darüber hinaus die Gründung des Leibnitzer Kapuzinerklosters vor 380 Jahren - gefeiert wird, dann ist dies Verinnerlichung genau dieser Wirklichkeit, die ich in einfache Worte fassen möchte: Bedenke, Mensch des 21. Jahrhunderts, dass Du eben von Gott her kommst und auf ihn hin geschaffen bist. Nur dann (!), wenn diese Wirklichkeit an- und ernstgenommen wird in unserer Welt, wird alles in ihr in rechter Art und Weise geordnet sein und werden können. Gerade deswegen haben wir uns als Christen in der Steiermark ein Zukunftsbild gegeben, das uns einlädt, mit "Seiner Melodie" in unserem Leben die Menschen im Heute ihres Alltags ernst zu nehmen, mit ihnen uns selbst unterwegs zu wissen zu Gott und gerade durch die Begegnung mit den Armen und Bedrängten jedweder Art das Evangelium neu zu entdecken. Und an diesem Ort ergänze ich, dass wir dann auch merken und bewusst leben können, wie unterschiedlich die Wege zu Gott sind, wie viele Charismen und Begabungen ER schenkt, weil Seine Größe unermesslich ist. Es wäre wirklich schade, würde in unserem Land der Schlüssel des hl. Franziskus, mit dem er das Evangelium er- und aufgeschlossen hat, durch die franziskanisch geprägten Gemeinschaften fehlen. Die Armut nämlich - und damit dieses sich ganz auf Gott angewiesen wissen - ist es, das in unseren Breiten vertieft einzupflanzen ist - denn mitunter hat es den Anschein, als ob der Mensch und die Gesellschaft in der wir leben meinen, alles aus sich selbst heraus gestalten zu können. Damit aber - und in vielem sind wir ja auch Augen- und Ohrenzeugen davon - wird keineswegs das Miteinander gefördert, sondern eher das Auseinander. Nur wenn wir uns Gott gegenüber verantwortlich wissen als Menschen, können wir einander wirklich als eine Menschheitsfamilie annehmen und beginnen, dem entsprechend unser Leben zu gestalten. Die Würde des Menschen ist meines Erachtens nur dann wirklich von Anfang bis zum Ende geschützt, wenn Gott als der Schöpfer des Lebens anerkannt wird und daher wir uns eingeladen wissen, uns wie Brüder und Schwestern untereinander zu verhalten.
3. Wenn hier und heute aus diesem festlichen Anlass ein neuer Altar geweiht wird, dann wird damit deutlich: das, was Gott für uns getan hat - in Liebe hat ER seinen Sohn für uns Mensch werden und durch den Tod hindurch zum Leben auf ewig gehen lassen - lässt uns nicht nur anbetend vor IHM verweilen, sondern ist Auftrag an jede/n von uns, die Welt mehr und mehr nach Seinem Willen zu gestalten. Dies ist Frucht jener Lebenseinstellung, die der hl. Laurentius von Brindisi so eindrucksvoll selbst gelebt hat und gerade deswegen uns den Wurzelgrund des Lebens in Erinnerung ruft, wenn er etwa sagt: "Oh hielten wir uns doch nur diese Wirklichkeit vor Augen: Dass Gott wirklich gegenwärtig ist, wenn wir betend zu ihm sprechen. Dass er unser Gebet wirklich hört, auch wenn wir nur mit dem Herzen und im Geiste beten – dass er nicht nur gegenwärtig ist und uns hört, sondern sogar gerne und mit größter Freude unseren Bitten entgegenkommt und dies seinem Wunsch entspricht."
4. Ganz in Gott und gerade deswegen ganz bei und mit den Menschen: einfacher kann Christsein und damit auch das Leben eines Kapuziners nicht umschrieben werden.
[1] Rundbrief des Generalministers. Ansage des Laurentiusjahres. Rom, 21. Juli 2018. (Prot. Nr. 00678/18), zit. nach: https://www.kapuziner.at/laurentiusjahr/ (abgerufen 15.7.2019)