Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
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Am 23. März vor 50 Jahren, damals war es ein Palmsonntag, wurde hier der Grundstein für den Heiligkreuz-Karmel gesegnet - in einer Zeit - so beschreibt es die Urkunde hierzu - "da allenthalben die Sehnsucht nach Lebenssinn und Lebenstiefe, nach Gotteserfahrung und Gebet aufbricht". Damit wird deutlich: Leben, wie wir es verstehen, existiert nicht aus sich selbst. Wenn wir aus uns selbst herausgehen, unseren kleinen Lebenskreis überschreiten, also - um es mit einer Lesung des heutigen Tages zum Ausdruck zu bringen - über die Steppe hinaus gehen, wenn wir also, um es mit einem so wichtigen Wort zu sagen, lieben, entsteht neues Leben. Dankbar können wir daher heute und hier all denen und vor allem den Karmelitinnen in Mariazell und dem damaligen Pfarrer Zeck sein, die sich getraut haben, hier an einer uralten Kultstätte einen Ort zu errichten, der darin begründet ist, das Leben des Menschen radikal als eines zu begreifen und zu gestalten, das von Gott her kommt und auf ihn ausgerichtet zur Vollendung gelangt. Alle Karmelitinnen, die hier gewirkt haben, sind davon beseelt, inmitten der Kirche Liebe zu sein, wie es die heilige Thérèse von Lisieux zum Ausdruck bringt.
Wenn wir aufmerksam einen Blick auf die heutige Welt richten, werden wir unschwer sagen, dass genau dies notwendig ist wie das tägliche Brot, damit das verderbliche Denken im Schema "oben - unten" und damit "Macht und Unterwerfung" nicht weitere Blüten treibt. Wenn wir - damals wie heuer - ein "Heiliges Jahr" begehen, dann wird auch dadurch deutlich, wie wichtig dieser "Blick nach oben" und damit nach vorn, wie wichtig es also ist, von Hoffnung beseelt zu sein. Wie wichtig es ist, liebend die Welt anzuschauen und alles in ihr Gott hinzuhalten, wie Sie es, verehrte Schwestern, hier nunmehr seit 50 Jahren tun. Als ich in den letzten Vorbereitungen für die Schlussprüfung meiner Doktoratsstudien hier eine intensive Lernwoche verbracht habe, ist mir ein Aspekt Ihres besonderen Apostolats aufgegangen. Sie haben mich damals gebeten, aufgrund einer ihnen zu Ohren gekommenen Notsituation einer Familie am Fuße dieses Berges beizustehen. Ja, wer die Liebe lebt, ist immer mit allen und allem verbunden und stiftet Leben!
Ihre gelebte Hoffnung erwächst aus der Betrachtung, dem Hören und Leben des Wortes Gottes als den Willen, den Sie erfüllen wollen. Das lässt nicht zugrunde gehen. So kann ich heute mit Fug und Recht sagen, dass der lebendige Grundstein ihres Klosters nichts Eingemauertes ist, sondern das Wort Gottes, das hier verkündet wird - in freudigen, in traurigen und auch herausfordernden Zeiten. Nicht nur die Situationen in unserer Welt sind es, die Sie seit Jahrzehnten wach vor Gott hinbringen, sondern auch so manche Fragen und Problemstellungen in der Kirche und damit auch in Ihrem eigenen Konvent. Sie vertrauen darauf, dass nicht Äußerliches Sie bereichert, sondern ER es ist, der durch seinen Tod Ihnen Leben schenkt und Orientierung, Eine Orientierung, die Sie hier stundenlang am Tag wohl auch stellvertretend für die Vielen dieser Welt, denen es verwehrt ist oder die nicht um Gott wissen, betend erflehen. Damit wird eine Zukunft eröffnet, die nicht mit rein menschlichen Kategorien zu bemessen ist, sondern innerlich die rechte Ausrichtung ermöglicht, um im jeweiligen Heute die richtigen Entscheidungen zu treffen. Hierzu möchte ich Sie am heutigen Tag genauso bestärken, so wie ich alle hier - stellvertretend für unsere Kirche - darum dringend bitte, mehr und mehr die Melodie Gottes ins eigene Dasein aufzunehmen, damit wir vertieft Seine Kirche werden und ausstrahlen. Das, was Sie zeichenhaft leben und mit Ihrem Alltag umzusetzen versuchen, ist lebensnotwendig für uns, die wir nur allzu leicht meinen, es selbst am besten richten zu können. Die wir in einer von Narzissmus geprägten Welt vielfach nur uns selbst und weder die Nächsten noch die nachfolgenden Generationen im Blick haben.
Schließlich möchte ich Ihr Sein und Leben mit dem Gespräch der Frau aus Samarien am Brunnen in Sychar in Verbindung bringen, das uns allen durch die Verkündigung der Evangelien bekannt ist. Sie erfährt aus dem Umgang mit Jesus die Tiefe ihres Daseins und die Verbundenheit mit dem lebendigen Gott. Viele sind Ihnen auch heute verbunden, in Zeiten, die für Sie als alternde und teilweise von Krankheiten gezeichneten Schwestern alles andere als einfach sind. So wird gerade heute erneut das deutlich, was in der Urkunde zur Grundsteinlegung abschließend an Erwartungen für diesen Karmel formuliert wird: "Auftrag und Sendung der Karmelitinnen auf dem Heiligen Berg ist es, mit Maria unter dem Kreuz zu stehen und um des Gekreuzigten willen das Erbarmen Gottes für dieses Industriegebiet, diese Diözese, die heilige Kirche und die ganze Welt zu erbitten. - So möge dieses Haus ein weithin sichtbares Zeichen für die Existenz Gottes sein, ein Zeichen der Hoffnung auf die künftige Herrlichkeit, die sich an uns offenbaren wird und ein steter Ruf, Gott über alles zu lieben." Möge dieses Leben gerade heute Frucht bringen. Bitten wir daher am heutigen Tag speziell um die Gnade, dass im Heute unserer lauten Zeit viele den leisen Anruf Gottes wach wahrnehmen und Freude daran finden.
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