Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wir Menschen sprechen von unserem Leben als einem Weg. Bewusst nehmen wir ihn wahr und wissen uns unterwegs durch Freud und Leid, Augenblick für Augenblick, in der Jugend genauso wie im Alter. Und: wir wissen, wir gehen den Weg nicht ziellos. In dieser Welt ist eines ganz sicher: es ist das Ende unseres irdischen Lebenswegs, das zugleich für jene, die glauben, verbunden ist, mit der unstillbaren Sehnsucht und damit der Hoffnung auf Ewigkeit.
Wen wundert's also, dass Pilgern und Wallfahren für uns Menschen - wieder - "in" sind - als Gleichnis für eine der Grundtatsachen unseres Lebens hier in dieser Welt. Der Weg hin zum Heiligtum des hl. Jakobus des Älteren, dem Ihre Kirche hier geweiht ist, nach Spanien, nach Santiago wird - so wird mir berichtet - von immer mehr Menschen gegangen, die sich ganz bewusst in ihrem eigenen Dasein als Menschen erfahren (wollen), die unterwegs sind - hin, um es biblisch auszudrücken, zum "himmlischen Jerusalem", das uns im letzten Buch der Bibel in vielfachen Bildern geschildert wird, und dessen Gestalt unter anderem als eine vor Augen steht, die nur so von Edelsteinen leuchtet. Ja: wir sollen uns durch die Kirche auf unserem Lebensweg angezogen wissen vom Himmel - und so wie der Himmel in Jesus zu uns auf die Erde gekommen ist, besteht demnach unsere Berufung, unser Unterwegssein im Glauben darin, mit dem Himmel, mit Jesus also unter uns, zu leben. Und daher gilt: Auch durch Ihre Kirche bzw. diesen Kirchenbau, der vor 25 Jahren durch meinen Vorgänger, den 56. Bischof von Graz-Seckau, Johann Weber, geweiht wurde, soll dies deutlich werden: Ja, lassen wir uns von der Wirklichkeit des Himmels anziehen!
2. Wir Menschen wissen uns aber auch gemeinsam unterwegs. Keiner von uns ist aus sich selbst heraus hier in dieser Welt. Und in unserem Leben ist es meist auch so, dass wir mit anderen unterwegs sind - in Freud und Leid, in Freundschaft aber mitunter auch in Situationen, die uns herausfordern, mitunter auch in Gefahr und Abgeschiedenheit. Zu meinen, dass das Leben aus sich selbst heraus entsteht und eventuell auch am besten auf sich selbst verwiesen gestaltet werden könne, ist meines Erachtens auf dem Holzweg. Was aber für Einzelne gilt, gilt demnach auch für Gemeinwesen. Auch als Pfarre und als andere Lebenswirklichkeiten von Kirche heißt es, ernst zu machen damit, dass wir nicht allein unterwegs sind oder auch für uns Kirche sind. Als Volk Gottes wissen wir uns unterwegs, vor Ort eingebunden in ein je größeres Miteinander, das auch nicht vor territorialen Grenzen einer Diözese Halt macht. Und: als Volk Gottes sind wir gemeinsam unterwegs und mitten drin in diesem Volk jene, die des Hirten ähnlich, um es im Bild des heutigen Sonntags zum Ausdruck zu bringen, "weiden". Dieses "gemeinsam" ist, so glaube ich, wieder "neu" zu lernen und vertieft einzuüben, nicht nur deswegen, weil wir derzeit weniger geweihte Amtsträger haben, sondern weil wir Kirche sind, in deren Mitte der lebt, der auferstanden ist, wenn wir uns in Seinem Namen, also in Seiner Liebe versammeln. Nur von "oben" und "unten" zu reden, dieses aufeinander Verwiesensein nur unter dem Blickwinkel des "wer hat mehr zu sagen?" zu sehen greift im Wesentlichen daher für mich zu kurz. Denn: Kirche lebt in vielfältigen Erscheinungsformen, deren Ordnung und Zueinander deutlich machen soll, dass wir in Einheit Zeugnis geben für einen, der lebt.
3. Weil wir als uns Christen gemeinsam unterwegs wissen, braucht es aber auch Orte, die unser Miteinander versinnbildlichen: diese Kirche, die mittlerweile weit über Ihre Pfarre hinaus bekannt ist, ist einer davon. Wenn wir heute, am Muttertag dieses Jahres, neue Räume für das Leben übergeben, dann soll damit deutlich werden: das Zentrum unseres Lebens, Jesus Christus, den wir in unseren Familien, den wir an unseren Arbeitsplätzen, den wir am Thaler See genauso wie in der Schule und im Leben unseres Alltags bekennen, mit dem wir uns unterwegs wissen als Glaubende, müssen wir uns selbst als die Mitte und damit auch das Ziel unseres Dasein, als die Orientierung schlechthin besinnen. Denn ER ist das Zentrum und Ihn wollen wir zur Welt bringen - ähnlich wie Maria - und nicht ängstlich behüten in trauten Versammlungen. Das ist letztlich auch der tiefe Sinn unseres sonntäglichen Feierns: wir werden ja nicht aufgerufen, das Schöne dessen, was wir hier erleben, zu bewahren und zu behüten, sondern hinauszugehen, um Zeugnis zu geben in Tat und Wort von dem, der gesagt hat, er bleibe bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt.
4. Ihrem Engagement in der Welt und damit Ihrem Bekenntnis dazu, dass das letzte Wort ER hat und wir aus der Hoffnung leben, möchte ich am heutigen Tag einfach "Danke!" sagen. Die Welt braucht auch heute solche Zeugen: als Mütter, als Väter, als Bauern genauso wie als Kinder und Jugendliche. Lassen Sie darin nicht nach! Es ist ja Sein Auftrag, die Welt nach dem Bild und Gleichnis Gottes zu gestalten in unserem persönlichen Unterwegssein auf das Ziel unseres Lebens zu, das himmlische Jerusalem
Die biblischen Lesungen des 4. Sonntags im Jahreskreis:
1. Lesung: Apg 13,14.43b–52;
2. Lesung: Offb 7,9.14b–17;
Evangelium: Joh 10,27–30