Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die Meisten kennen wahrscheinlich das Sprichwort: "Man sieht nur mit dem Herzen gut." Diese weise Erkenntnis passt wunderbar zum Text aus dem Evangelium, das heute am Festtag des Evangelisten, des hl. Johannes, unmittelbar nach Weihnachten verkündet wird. Den Jünger Johannes, den Jesus liebte, "zog" es förmlich hin zum offenen Grab, doch ließ er Petrus für die Beglaubigung der Leere den Vortritt. Er selbst ging erst danach in die Grabkammer hinein und "er sah und glaubte".
Wie schwer doch im Heute den Menschen des 21. Jahrhunderts der - einfache - Glaube fällt. Da der Glaube in unseren Breiten zumeist kirchlich betrachtet wird, begegnet uns eine Entkirchlichung. Damit ist es aber meines Erachtens nicht getan. Denn wir leben heute in einer technisierten, rasend schnellen Welt. Für Erklärungen bleibt wenig Zeit und als Methode verwenden viele ausschließlich die Vernunft. Wenn alles erklärbar scheint, kommt man vordergründig auch gut ohne den Gottesglauben aus - obwohl wir mit vielen Fragen anstehen und uns die Grenzen des Machbaren und Erklärbaren immer wieder aufgezeigt werden. Es gibt immer mehr Menschen - zunehmend auf der nördlichen Halbkugel und in den Ländern, die wir als "westliche" bezeichnen -, die keinen Sinn mehr suchen und ohne die Annahme eines Gottes gut leben. Vielfach ist nur mehr der Sinn im Leben gefragt und nicht der Sinn des Lebens. Das Bewusstsein um die Vollendung des irdischen Daseins mit der Ewigkeit bei Gott als Ziel war früher, bei einer Lebenserwartung von 60 Jahren, präsenter als heute, wenn die Menschen 80, 90, 100 Jahre erleben. Dann reicht es, dann braucht nichts mehr zu kommen. Deshalb werden alle Erwartungen in diese Welt hineingestopft.
"Er sah und glaubte": Damit wird das im wahrsten Sinne "Herz-liche" angesprochen, das wir uns nicht wegdiskutieren lassen sollten als bloß "lieblich" oder auch "weltfremd". Es ist eine andere Art der Erkenntnis. Wir Gläubigen sind überzeugt, dass diese Erkenntnis eine wesentliche ist, die "in die Tiefe" geht und uns und unser Leben auf einen tragfähigen Grund stellt. Wie sonst hätte es Johannes wohl geschafft, sein Leben zu riskieren in der Verkündigung der Frohbotschaft? Der in der Legende ihm gereichte, vergiftete Trank macht dies deutlich. Wie sonst hätten so viele im Laufe der Jahrhunderte ihr Leben ganz auf die Karte des Auferstandenen setzen können? Und tatsächlich - "nur" dort, wo die Sehnsüchte, die jede und jeder von uns in sich trägt, auf das "Ewige" hin erfüllt werden, ist ein fester Boden unter unseren Füßen gelegt, der allem, was uns in dieser Welt je begegnen kann, standhält. "Er sah und glaubte" - mit diesem einfachen Satz der "inneren Erkenntnis" des Lieblingsjüngers am leeren, am offenen Grab, am Ort also der Auferstehung Jesu und damit am Schnittpunkt zwischen Zeit und Ewigkeit, wird das Fundament unseres Glaubens gelegt.
Ich wünsche uns allen, die wir heute hier zusammengekommen sind, dieses einfache Vertrauen in Gott, das kein "blindes" ist, sondern ein Vertrauen, das durch die Zeit herauf von Millionen, ja Milliarden Menschen gelebt wurde und diese gut hat leben lassen. Es ist weit stärker als bloß gelebte "Tradition", denn nach wie vor leben heute viele unter Verfolgung ihren Glauben an den Gott und Vater Jesu Christi. Dieses Vertrauen ist weit mehr als bloßes "Brauchtum" und erst recht "Folklore". Es ist ein Ruf des Auferstandenen an jede und jeden von uns in der Nachfolge Jesu und damit eine Aufforderung zu einer ernsthaft gelebten Liebe zu den Menschen, die uns begegnen. Der Spruch, der üblicherweise mit dem Johannes-Wein verbunden wird, bringt dies zum Ausdruck, wenn es heißt: "Trinke die Liebe des hl. Johannes!" Diese Ausrichtung unseres Daseins hin zur gegenseitigen Liebe wünsche ich uns allen.