Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die Lesungsworte des heutigen Sonntags, den wir jetzt beginnen, passen durchaus auf die Situation, in der wir feiern. Es ist österreichischer Nationalfeiertag - und damit der Tag, an dem wir uns in unserem Land der Grundlagen vergewissern, die uns als Staat ausmachen. Wir tun es als Christen - auch deswegen, weil der "freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann"[1], so schrieb es der Rechtsphilosoph Ernst Wolfgang Böckenförde. Und genau dies wird m.E. in einem Satz der Lesung zum Ausdruck gebracht, wenn es dort heißt: "Jubelt Jakob voll Freude zu und jauchzt über das Haupt der Völker! Verkündet, lobsingt und sagt: Rette, Herr, dein Volk, den Rest Israels!"
Deutlich gemacht wird damit genau diese Wirklichkeit, der wir uns angesichts einer zunehmenden Zahl an Menschen, für die Gott ein Fremdwort geworden ist - und das gilt es auch so zu benennen - immer mehr stellen müssen. Wenn wir uns nicht um das gemeinsame Ziel bemühen, um Gott, dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn die Menschen in verschiedene Richtungen laufen und damit statt miteinander bestenfalls nebeneinander leben. Die derzeit Verhandelnden für eine Mehrheit im neu gewählten Österreichischen Nationalrat sollten daher - wie alle im Parlament vertretenen Parteien - dies nicht aus den Augen verlieren. Es geht nicht um links oder rechts, es geht um Österreich und damit um alle, die hier wohnen. Es geht um Österreich, als kleines Land eingebettet mitten in Europa und auch belastet mit so mancher Erfahrung aus der Geschichte. Es geht um Österreich, das aus Menschen gebildet wird, die zuletzt unterschiedliche Ideen zu dessen Gestaltung durch die Wahl bestimmter Parteien zum Ausdruck gebracht haben. Damit nun nicht bloß in Kategorien von "wer hat wen über den Tisch gezogen" argumentiert und gelebt wird, aber auch nicht Opfermythen für ungerechtes Behandeltwerden sich entwickeln, ist es wichtig und richtig, das gemeinsame Ziel für alle vor Augen zu haben. Für uns als Christen ist das die Botschaft des Evangeliums, die jede und jeder mit seinem bzw. ihrem persönlichen Weg umsetzen kann. Letztendlich ist das nicht mal schwierig.
Und daher ist unser Beitrag für die Nation, deren Feiertag wir heute begehen, ein enorm wichtiger: Indem wir uns an IHM, an Gott, orientieren, zu IHM flehen, IHN um Seinen Geist und Beistand bitten für alles, was die gewählten Verantwortungsträger tun, bringen wir eine Dimension der gemeinsamen Ausrichtung ein, die so wichtig ist, damit tatsächlich "auf Augenhöhe" miteinander gesprochen und um die besten Lösungen gerungen wird. Die Synode, die eben in Rom zu Ende geht, lehrt uns darüber hinaus, dass es wichtig ist, den anderen zuzuhören und nicht einfach dem alten Stil zu verfallen, dass Ideen einer dritten Person nicht gut sein können oder aber, dass einfach mit "Ideen" gehandelt wird unter dem Motto "Ich stimme dir zu dieser Idee zu, wenn du dieser einen Idee von mir zustimmst". Es geht also um ein Ringen, damit der gemeinsame Weg mit den Menschen in diesem Land gut gegangen werden kann. Bringen wir dieses Ringen vor Gott hin - und auch so manche Vorgänge in der Kirche und hier im Seelsorgeraum, damit wir gut in die Zukunft schreiten und Hoffnung leben und Hoffnung geben.
[1] Ernst Wolfgang Böckenförde: Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation. In: Recht, Staat, Freiheit. Studien zur Rechtsphilosophie, Staatstheorie und Verfassungsgeschichte (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. Nr. 914). Frankfurt 1991, S. 92–114, 112.