Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Die Sendung der Kirche in die Welt und die Gesellschaft steht vor so mancher Herausforderung – und ich getraue es mich so zu benennen: manchmal am Rand der Verzweiflung. Ja, viele von uns Gesendete sind ob der großen Herausforderungen enttäuscht, von denen ich einige stellvertretend kurz benennen möchte:
a. Immer wieder gibt es Berichte, die die Kirche darauf hinweisen, dass ihre hohen moralischen Ansprüche nicht halten: Gewalt, sexualisierte Gewalt und Missbrauch von Autorität, die von verschiedensten Amtsträgern begangen wurden, sind hier Stichworte. Wie ist dem Einhalt zu gebieten? Wie gewinnen wir untereinander das Vertrauen wieder, dem Anspruch und der Wirklichkeit ausreichend zu begegnen? – Einen ersten Schritt sind wir gegangen in der Aufarbeitung und Prävention. Vorwürfen wird in voller Verantwortung mit aller Gewissenhaftigkeit begegnet; und dennoch holt die Vergangenheit uns immer wieder ein. Einen zweiten Schritt geht der Papst. Er schreibt das Thema Missbrauch in das Gesamt der Kirche ein, als Anliegen, das wir alle mittragen mögen. Dann wird es möglich sein, dass die Kirche der Gesellschaft vorangehen wird, ohne Scheuklappen und ohne „Wenn und Aber“ sich dem oft verborgenem Leid zu stellen.
b. Die Situation unserer Nachbardiözese Gurk wurde in den vergangenen Monaten intensiv in einer Apostolischen Visitation mit vielen objektiven Augen beleuchtet. Auch wir in der Steiermark haben es deutlich bemerkt, dass der Satz des Paulus "Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit" für die Kirche wahr ist. Das, was an Vertrauen beschädigt wurde, am Amt des Bischofs, was an Kränkungen und Verletzungen geschehen ist, kann wohl nur mühsam und in kleinen Schritten geheilt werden. Wir können der Herausforderung begegnen, weiterhin bei uns das Nötige zu tun, uns im Umgang untereinander und mit den uns anvertrauten Gütern als transparent und ehrlich zu erweisen.
c. Gesellschaftliche Veränderungen, gleichwie, führen uns immer wieder vor Augen, dass Christen sich neu in dieser Gesellschaft mit ihren Argumenten zu positionieren haben. Debatten um ethische Grundlagen einer Gesellschaft dürfen nie verstummen, sind aber auch unter dem Vorzeichen zu führen, dass die Wertfundamente offengelegt werden sollen. Jene, die Religion unterrichten, tun dies Tag für Tag. In vielen moralischen Fragestellungen haben wir uns in den Diskurs einzubringen. Dies als "Ideologie" zu diffamieren, ist nicht angebracht, vor allem auch deswegen nicht, weil sich hinter einer solchen Bewertung meist auch eine, allerdings nicht offengelegte, Ideologie versteckt. Überdies wird zwar immer wieder verlangt, zu manchen Vorgängen nicht zu schweigen, mitunter wird dann aber dies als "gestrig" abgetan, wenn es geschieht.
Vertreter der Kirche – ob Laien oder Amtsträger – melden sich immer wieder zu Wort, weil das Evangelium eine klare Richtung vorgibt, wenn es um Menschenwürde geht: wir werden demnach deutlicher in unserem Zeugnis angefragt und herausgefordert, Farbe zu bekennen, damit der Geist, aus dem wir unser Leben gestalten, klar und deutlich wird. Ich weiß: das mag ungewohnt sein, weil Sicherheiten mehr und mehr genommen werden, aber die Verheißung Seiner Nähe und Seine Sendung sind eindeutig.
Liebe Diakone, liebe Priester!
2. Was für alle gilt, müssen einige ganz besonders tun. In unterschiedlichen Berufungen seid Ihr in dieser unserer Kirche dazu beauftragt und geweiht, dieser Wirklichkeit des Evangeliums Gestalt zu geben. Den heutigen Tag möchte ich nutzen, um Euch aufrichtigen Herzens Dank zu sagen für alles Leben und Wirken aus dieser Berufung in der Kirche für die Menschen in dieser Welt. Gerade in herausfordernden Zeiten, von denen ich eben das Eine oder Andere geschildert habe, ist dieser Dienst unverzichtbar, auch wenn er und das damit zusammenhängende Lebenszeugnis nicht immer verstanden werden. Daher: Lasst nicht nach, den Guten Hirten als Diener für das Leben der Menschen inmitten unserer steirischen Heimat darzustellen, indem Ihr die Frohe Botschaft durch Euer Sein und Euer Wort verkündet! Lasst nicht nach, Euch mehr und mehr gemeinsam als wirkliche Seel-Sorger auf den Weg mit den Menschen zu ihrem Ziel zu machen, von dem wir wissen, es ist Gott. Mit alledem, was wir in unserer Diözese an strukturellen Veränderungen in sich schnell ändernden Zeiten angehen, soll diesem unverzichtbaren Auftrag gedient sein, damit Priester mehr ihrer spezifischen Berufung im Volk Gottes und Diakone ihrer Sendung nachkommen können. Und damit wird auch deutlich, wozu wir wirklich den Dienst des "geistlichen Berufs" inmitten unserer Kirche und Gesellschaft dringend nötig haben – und diesen wirklich zu wollen wird uns daher mitten in dieser Kirche aufs Neue und vertieft aufgegeben.
Ich weiß: all das verlangt von mir und jedem Einzelnen von uns die Bereitschaft, sich einzulassen auf die Verheißung, so manches Liebgewordene gilt es dabei auch zurückzulassen, aber es ist das Leben, für das wir als zum Dienst Geweihte eintreten. Und wenn uns alles Äußere genommen wird, wenn uns alle Möglichkeiten den Glauben in unserem Land einzustiften genommen werden würden: "Heute" und hier sind wir dazu aufgerufen, ein Gnadenjahr des Herrn zu verkünden, weil: "Der Geist des Herrn [..] auf mir [ruht]; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." Das ist unser Auftrag und bleibt es, wie wir ihn auch in unserem Zukunftsbild, mit dem wir uns selbst eine Richtschnur entsprechend der Sendung in diese Welt und die Gesellschaft geben, ausgefaltet haben.
Die Schriftlesungen der Ölweihmesse:
1. Lesung: Jes 61,1–3a.6a.8b–9;
2. Lesung: Offb 1,5–8;
Evangelium: Lk 4,16–21