Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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"Gott ist ein Gott des Lebens": ein Satz - neben wohl vielen anderen - der uns Gläubigen oft leicht von den Lippen geht, doch vielfach auch infragegestellt wird angesichts von Tod, angesichts auch von Leid und Problemen, angesichts der Fluchtbewegungen, der Unwetter, der Kriege und der Terrorgefahr, der Inflation usw. Jede/r könnte zig Dinge benennen. - Wird da das Sprechen vom "Gott des Lebens" nicht durch die menscheliche Erfahrung demaskiert?
Ich möchte uns einladen, ein wenig zu uns selbst in Distanz zu treten. Wir gehen ja wie selbstverständlich davon aus, dass es ein Recht auf Leben gibt. Diese Annahme tragen wir vielfach im "Hinterkopf". Hinzu kommen meist auch gewisse Vorstellungen über das, was ein solches Leben ausmacht und verbinden diese meist mit einem "guten Leben" - das wiederum so auszusehen hat, wie wir es uns vorstellen. Ich möchte heute sagen: All das ist zu hinterfragen. - Angesichts dessen, was wir tagaus, -ein erleben stellt sich eher die Frage "Wieso ist Leben überhaupt? Wenn es ohnedies hin auf den Tod erschaffen ist?" Wäre also nicht weit eher Dankbarkeit für das Leben und eigentlich für jeden Augenblick in ihm angesagt? - Mit diesen Vor-Überlegungen können wir nun vielleicht ein Stück weit "anders" auf das schauen bzw. hören, was uns die biblische Botschaft heute mitgeben möchte.
Ja: Gott hat alles zum Dasein geschaffen (1. Lesung: Weish 1,13–15; 2,23-24). Und dafür gebührt Dank. Wenn aber Gott schon vor allem war und er Urgrund von allem ist, dann ist Leben, das er geschaffen hat, eben nicht nur eines, das eingezwängt ist in die Kategorien von Raum und Zeit, sondern eines, das ihm ähnelt. Dies wird uns bekanntlich schon auf der 1. Seite der Bibel geschildert, wo gesagt wird, der Mensch ist als Gottes Ebenbild geschaffen. Daher gilt eben: Der Mensch ist berufen zum Leben - auf ewig. Hier in dieser Welt ist eben nicht alles, hier erleben wir "einen Teil" dessen, einen erfahrbaren und mit Sinnen wahrnehmbaren Teil. "Leben", wie wir es als Christen verstehen, ist mehr, weit mehr. Da gehört immer die Realität Gottes und damit Ewigkeit mit bedacht.
Gerade deswegen heilt Jesus (vgl. das heutige Evangelium: Mk 5, 21–43)! Weil eben hier und heute Leben deutlich werden muss, damit wir uns nicht verkrampfen in Diesseitigkeit. Und genau darin liegt eines von vielen Problemen, wieso Glaube (scheinbar) "nicht ankommt": diese Dimension Gottes wird nicht im Alltag (mit-)bedacht - und daher ist der Mensch faktisch "gezwungen", alles hier zu wollen und zu erwarten. "Diesseitsvertröstung" wird das genannt. Hoffnung auf "danach" wirkt in diesem Zusammenhang schal und daher sind auch "Lebensideale" und Lebensideale, die dies voraussetzen, "nicht im Trend".
Somit ist es an der Zeit, erneut die grundlegendsten Wurzeln unseres Glaubens zu beheimaten, also etwa: es gilt, das Leben der Menschen nd damit all ihr Schicksal unter den Dimensionen Gottes wahrzunehmen und entsprechend auszurichten.
Angesichts all dessen, worunter die Menschen auch hier in dieser Gegend und weiten Teilen unserer Heimat seit einigen Wochen nach den Unwettern stöhnen: Was bedeutet das eben Gesagte? Zum einen: es gilt zu "heilen" wie Jesus es getan hat. Und daher auch: "Vergelt's Gott!" an dieser Stelle all jenen, die sich hingebungsvoll und unter Aufbietung von viel Zeit und Engagement zur Schadensbeseitigung bereit erklärt haben - ob in der Nachbarschaftshilfe, ob als Verantwortungsträger in der Gemeinde, ob freiwillig in einer der Blaulichtorganisationen oder auch im Dienst in der Exekutive. In Krisensituationen ist die rechte und rechtzeitige Hilfe mehr als notwendig. Freilich: da kann dann auch das eine oder andere u.U. nicht so gehen, wie ich es mir vorstelle, aber: der Einsatz ist gefragt und damit gelebte Liebe. Also noch einmal: "Danke!" - Und das zweite, was mir angesichts der heutigen Botschaft der Heiligen Schrift und Ihrer Situation hier einfällt: Lernen wir aufs Neue vertrauen und setzen wir gerade deswegen alles daran, so zu leben, dass auch jene, die nach uns kommen, eine lebenswerte Welt vorfinden. Denn dieses gemeinsame Haus für alle Menschen gibt es nicht in mehreren Ausfertigungen. Beginnen wir bei uns, denen diese Welt jetzt anvertraut ist, entsprechend zu leben - und lassen wir daher auch wahnwitzige Ideen hinter uns, die sich da und dort breitmachen, etwa wenn die Beteiligung des Menschen an der Klimakrise geleugnet wird oder auch Erklärungen gesucht werden Phänomene mit kryptischen Verschwörungs- oder sonstigen Theorien. Letztlich sind solche Phänomene, denen in unserer Zeit viele unterliegen eigentlich auch ein Hinweis auf nicht vorhandenen Glauben, weil ja gilt: "Wer nicht an Gott glaubt, glaubt an alles Mögliche". Begeben wir uns in Seine Hände und damit: Leben wir aus Seiner Nähe - und werfen wir uns gerade deswegen mit Liebe hinein in die Gestaltung der Welt!