Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wir leben in einer Zeit, in der das Boot Jesu, die Kirche, in einem Meer von Aufruhr von gefährlichen Wellen erschüttert wird. Die Herausforderungen sind zahlreich - sie müssen nicht benannt werden. Und es ist leicht, sich in der Angst zu verfangen, in der Furcht, unterzugehen. - Dies können wir freilich auch für jene Zeit feststellen, in die der große Sohn Ihrer Heimat, Johann Baptist Zwerger, vor 200 Jahren hineingeboren wurde und später als 52. Bischof der Diözese Graz-Seckau wirkte: Liberale bzw. antiklerikale Politiker haben den Einfluss der Kirche massiv zurückgedrängt, z.B. in Schul- und Ehefragen. Sie haben mit der Aufkündigung des Konkordats gedroht, also der Übereinkunft zwischen Kirche und Staat - damit sind nur einige wenige Herausforderungen der damaligen Zeit benannt.
Jesus ist im Boot - und schläft. Er ist also mittendrin in allem und doch scheint es so, als ob es ihn nicht kümmern würde. Er fragt die Seinen lapidar nach ihrem Glauben und dessen Tiefe. - "Ihr" Bischof hat damals inmitten von Undurchsichtigkeiten als ein "Kampfbischof"[1] versucht, die Mitte des Glaubens zu erneuern, hatte doch die Religionskritik der Aufklärung viele Menschen in eine Distanz zum Glauben und zur Kirche gebracht. Sein Rückhalt war die ihm durch seine Heimat besonders bekannte Herz-Jesu-Verehrung. Predigten, Erwachsenenkatechesen, Volksmissionen, ein umfangreiches Schrifttum und die Neugründung von Kirchen waren seine Hilfsmittel. Daher nimmt es nicht wunder, dass mit ihm auch das katholische Schriftentum mit der Gründung des Pressvereins 1869 in Graz vorangetrieben wurde. Zudem versuchte er mit der Betonung klösterlichen Lebens deutlich zu machen, dass das Leben in der Nachfolge Jesu Christi sich im Alltag des Daseins und damit in der Verbesserung von Lebensumständen erweisen müsse. Sichtbar wurde das, indem Beuroner Benediktiner das damals aufgehobene Chorherrenstift Seckau, die Wiege der Diözese, neu besiedelten. Die Barmherzigen Brüder haben sich in Kainbach bei Graz niedergelassen, wo sie heute ein großes Lebenszentrum für behinderte Menschen betreiben.
Natürlich kann, soll und muss auch gesagt werden, dass sein Denken, Schreiben und Reden in der Sprache der Zeit, in der er lebte, erfolgte. Aber die Herzmitte unseres Glaubens war damals und ist heute dieselbe: Gottes unergründliche Liebe hat sich in Seinem Sohn auf unüberbietbare Weise dieser Welt geschenkt. Und die Christen aller Jahrhunderte - mit all ihren Großartigkeiten wie auch den Schwächen - sind dazu berufen, mitten in der Welt, dort, wo sie leben, IHN, Jesus Christus deutlich zu machen und damit Seine Liebe anzusagen, die sich inmitten der Stürme der Zeit als nahe erweist.
Viel von damals kann ins Heute übertragen werden, da - wie gesagt - sich das Christsein nicht an Schönwettertagen, sondern dann zu bewähren hat, wenn es "drunter und drüber" geht und viele Fragen auf uns einströmen: Synodalität, Gerechtigkeit, Frieden, Klimakrise, Migration, künstliche Intelligenz usw. usf. Auch uns wird heute Jesu unverbrüchliche Nähe verkündet: Sein Versprechen lautet, uns immer zu begleiten, bis zum Ende. Mit anderen Worten: Auch heute ist der Glaube (heraus-)gefordert. Auch heute gilt es, seinem Wort zu vertrauen, es in uns wirken, aufkeimen und Frucht bringen zu lassen. Auch wenn sich im Vergleich zu damals viel geändert hat: Wir sind heute SEINE Kirche, wir teilen die schwierige und spannende "Überfahrt" des Lebens - nicht allein gelassen, sondern alle zusammen mit IHM im Boot unseres Lebens. Daher könnten wir heute, am 200. Geburtstag des hier als Sohn einer alteingesessenen Familie geborenen Johann Baptist Zwerger, Jesu Anliegen erneuern und unsere Identität als Volk Gottes wiederentdecken. Fragen wir uns wie die Jünger: "Wer ist er?" Um damit Seinem Lebens-Geheimnis auf die Spur zu kommen und eine Orientierung zu haben mittendrin in allem, was uns so umtreibt. Wenn wir unseren Blick auf Ihn richten, dann wird die Gewissheit deutlich, geliebt zu sein, nicht alleingelassen sich zu fühlen. Und - weil dem so ist: Sein Wort leitet, rettet, hilft uns zu unterscheiden. Es führt uns zum sicheren Hafen des Lebens und damit des Lebens auf ewig.
So kann ich heute hier mit Ihnen voll Dankbarkeit das Gedächtnis an diesen Diözesanbischof feiern, das in den letzten Jahren durch den verstorbenen Erzbischof aus Salzburg, Alois Kothgasser, neu belebt wurde. Ihm verdanken wir die Johann-Zwerger-Initiative, die in "seiner" Herz-Jesu-Kirche versucht, den bleibenden Wesenskern Johann Baptist Zwergers in Erinnerung zu halten. Um diesen großen Bischof "meiner" Diözese so zu ehren, wie er sich das verdient hat.
[1] Vgl. Runggaldier, Johannes B. Zwerger. Fürstbischof von Seckau 1867-1893, Bozen 1993, S. 122.