Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Vor einigen Tagen war ich mit "Pro Oriente" und der KHG in Armenien, dem ersten christlichen Land in der Geschichte. Wir haben diese Reise unternommen, weil sich die von Kardinal König vor 60 Jahren ins Leben gerufene Stiftung "Pro Oriente" vor allem darum bemüht, die Kontakte mit den Schwestern und Brüdern im Glauben im Osten zu pflegen. Sie möchte einen Beitrag leisten für das Miteinander und die Einheit der Christen. Die meisten Christen in der nach dem Ende der Sowjetunion freien Republik Armenien sind Angehörige der sogenannten "armenisch-apostolischen Kirche". Bedenken müssen wir, dass die Ausdehnung und Bedeutung Armeniens im Lauf der Geschichte eine ganz andere war als die heute. Wir jedenfalls brachen als Pilger vor allem deswegen auf, weil in der Geschichte des armenischen Volkes immer wieder Not und Trauer auf dem Lebensplan gestanden sind. Das wird auch dadurch deutlich, dass zwar drei Millionen Armenier in Armenien selbst leben, zehn Millionen aber außerhalb des Staates südlich des Kaukasus daheim sind.
Der Genozid zu Beginn des 20. Jahrhunderts und jüngst die Auseinandersetzungen um Bergkarabach, einem "Urgebiet" armenisch-christlicher Siedlung, seien hier beispielhaft genannt und sind in Armenien sehr präsent - "no na net", bin ich versucht zu sagen. Und immer wieder laufen schreckliche Ereignisse - zuletzt wurden mehr als 100.00 Armenier von Aserbaidschan aus Bergkarabach vertrieben - abseits der Wahrnehmung anderer Nationen ab. Zugleich aber ist es mir wichtig, dieses Leiden als Teil des von Papst Franziskus immer wieder so benannten "3. Weltkriegs auf Raten" zu bezeichnen, ist doch dieses kleine Land für die große Weltpolitik bestenfalls ein Nebenschauplatz. Gerade deswegen müssen wir immer wieder derart Vergessenes ans Licht holen - und dies konnten wir 40 aus Österreich auf Schritt und Tritt bei unserer Pilgerreise erfahren, wo wir so vielen großartigen, geschichtsträchtigen Zeugnissen für die Verbreitung des Christentums begegnet sind.
Vielleicht fragen sich so manche jetzt, was dies mit der Kirchweihe der ältesten Kirche im Stadtzentrum von Graz zu tun hat, zu der wir uns heute hier versammelt haben. Wir begehen dieses Fest mit dem eben gehörten Evangelium, in dem von Tod und Auferstehung Jesu die Rede war, nachdem er den Tempel, das Haus seines Vaters, dramatisch gereinigt hatte. Mit seinem Leben hat ER uns allen ein Beispiel gegeben: Nämlich ein Eckstein zu werden, auf dem unser Glaube Bestand hat. Gefestigt durch Gott, der Leben ist und nicht Sterben, der Fülle ist und nicht Vernichtung. In Gott erfährst du, Mensch, deine eigentliche Berufung. Und deswegen gibt es diese steinernen Zeugen, unsere Kirchen und Kapellen, damit wir an unsere Berufung erinnert werden. Wir sind mehr als das, was von uns sicht- und messbar ist. Wir sind auch mehr als das, was von uns geschrieben werden könnte. Wir sind mehr als bloße Zahlen, Daten und Fakten. Wir sind geliebte Kinder Gottes - jede und jeder von uns! Dieses Ur-Vertrauen lässt die Armenier seit Jahrhunderten immer wieder neu aufleben. Dieses Vertrauen zu leben, Tag für Tag, Stunde für Stunde, sollte allen eigen sein, die sich zu Christus bekennen.
Wenn eine Kirche geweiht ist und dieses Fest jedes Jahr aufs Neue gefeiert wird, dann ist dies nicht ein Staunen über Steine, die Jahrhunderte überdauert haben, sondern, weil Bauwerke nun mal für alle sichtbar sind, eine Erinnerung, ein Zeichen, sich unserer Lebensfundamente bewusst zu werden: "Woher komme ich? - Wohin gehe ich? - Was ist der Sinn meines Daseins?" Der Weihetag einer Kirche lädt uns als Christinnen und Christen jedes Jahr aufs Neue ein, uns darin stärken zu lassen, dass wir Hoffnung haben dürfen, solange das letzte Wort noch nicht über uns gesprochen ist. Stärken lassen im Glauben, der uns in Jesus, dem Christus, geschenkt wurde. Leben wir Hoffnung - allezeit. Glauben wir - denn wir sind in Gottes Liebe geborgen, Augenblick für Augenblick. Menschen in Armenien haben unserer Gruppe dies gezeigt und Steine und Bauten über Jahrhunderte bezeugt. Auch dies sei uns ein Ansporn, uns im Vertrauen auf Gott zutiefst stärken zu lassen. Und das "gehört einfach g'feiert!"