Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
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Gesegnete Ostern!
Selten feiern wir das Osterfest so früh wie heuer. Ostern als Fest der Freude, der Hoffnung und der Gewissheit, dass am Ende das Leben steht und nicht der Tod, dass am Ende das Gute das letzte Wort hat.
Blickt man jedoch auf das Weltgeschehen, droht die Freude im Keim zu ersticken: Da ist neben dem Krieg in der Ukraine der Nahost-Konflikt und die Gewalt im Jemen, da gibt es fast vergessene Krisen in Armenien, Syrien, in afrikanischen Ländern, die seit Jahren unsagbares Leid hervorrufen. Dazu kommen politische Bewegungen und Politiker, die weltweit und auch bei uns in Europa mit einer Politik an die Macht drängen, die Menschen auseinanderbringt, statt sie zu einen. Da sind viele aus unterschiedlichen Gründen gezwungen, aus der Heimat aufzubrechen und neuen Lebensraum zu suchen; weltweit derzeit mehr als 60 Millionen Menschen. Da ist die Klimakrise, die uns bereits unmittelbar betrifft, wenn auch in Österreich noch nicht mit voller Härte. Da ist die Geldentwertung, die immer mehr Menschen in die Armut treibt. Und nicht zuletzt sind da noch immer viele herausfordernde Situationen speziell für Frauen, die in einer erschreckenden Zahl von Frauenmorden gipfelt.
Angesichts dieser und vieler anderer Entwicklungen scheint es nachvollziehbar, dass viele Menschen die Hoffnung verlieren, dass Lethargie oft stärker zu sein scheint als die Kraft, sich den üblen Situationen aktiv entgegenzustellen. Dass Frustration um sich greift, anstatt froh zu sein, wie gut es uns in unserer schönen Heimat trotz allem geht.
Voll Trauer und Frust waren nach dem Tod Jesu zwei aus seinem Umfeld zur Stadt Emmaus unterwegs. So wird es uns beim Evangelisten Lukas geschildert. Enttäuscht erzählen sie einem scheinbar unbeteiligten Mitwanderer davon, was sich in Jerusalem ereignet hatte, vom grausamen Tod Jesu, ehe sie ihren Gast später beim Essen als den auferstandenen Christus erkennen. Dieses Erlebnis gibt den Erschöpften so viel Kraft und Energie, dass sie noch in der Nacht nach Jerusalem zurücklaufen, um in weiterer Folge zusammen mit anderen das Werk Jesu in Wort und Tat weiterzutragen.
Auch für uns ist das Osterfest Anlass, um aufzuleben und Kraft zu schöpfen – persönlich und gesellschaftlich: Indem wir uns die Osterereignisse um Jesus zu Herzen nehmen, indem wir den Frühling in unserer wunderbaren Schöpfung genießen, indem wir das Schöne im Leben in den Vordergrund stellen.
Doch wie können wir Kraft tanken und aufleben? Die Osterkampagne der Katholischen Kirche Steiermark mit ihren acht Kraftorten soll ein Hilfsmittel sein. Eine weitere Kraftquelle ist die Gemeinschaft. Wir können echte Beziehungen intensiv pflegen, nicht nur virtuelle und abstrakte. Wir können uns treffen, miteinander reden, uns für ein gutes und gerechtes Zusammenleben einsetzen und uns in demokratische Prozesse einbringen. Ein „Superwahljahr“ ist im Gange; hier bei uns und in vielen weiteren Staaten. Gestalten wir unsere Gesellschaft mit, machen wir Gebrauch von unseren Möglichkeiten der Mitentscheidung und schauen wir auf das Ganze, nicht nur auf uns selbst.
Freuen wir uns darüber, dass wir diese Möglichkeit haben - im Gegensatz zu anderswo auf unserer Welt. Um die Demokratie muss man sich bemühen. Wer in der Demokratie schläft, wird in der Diktatur aufwachen, heißt es, und vielerorts nehmen wir Derartiges wahr. Auch die von Papst Franziskus ausgerufene Weltsynode bemüht sich redlich, die Partizipation, also die Teilhabe in der Kirche, neu zu leben.
Eine andere Möglichkeit, Kraft zu tanken, ist das Engagement für und mit Menschen, die in schwierigen Lebensphasen bzw. am Rande der Gesellschaft stehen. Armut zeigt sich vielfältig – man denke etwa an die Einsamkeit – und lässt sich nur im Miteinander und durch persönliches Engagement meistern. Es bedarf eines gesamtgesellschaftlichen Kraftakts, um für Verbesserungen zu sorgen. Leben wir solidarisch! Die Menschheit braucht gelebte Nächstenliebe nach dem Motto: Geteilte Freude ist doppelte Freude.
Und schließlich: Beten wir. Für alle von Krieg und Verfolgung Betroffenen, für den Frieden, für die Gerechtigkeit, für Menschen in Not, für die Schöpfung, für unsere Lieben. Sprechen wir mit Gott, teilen wir ihm unsere Nöte und unsere Freude mit. Bitten wir ihn um sein Erbarmen – nicht nur beim Gottesdienst, sondern leben wir auch im Alltag Barmherzigkeit. Weil Gott mit uns ist; alle Tage bis zum Ende der Welt.
So wie die Emmaus-Jünger sind wir gemeinsam mit Christus, dem Auferstandenen, unterwegs. Jede und jeder ist gefragt, die Osterbotschaft weiterzutragen, Hoffnung zu säen und so zur Hoffnungsträgerin, zum Hoffnungsträger zu werden. Die Hoffnung, dass trotz schwieriger Entwicklungen am Ende das Gute steht. Die Hoffnung, dass auf jeden Karfreitag des Todes ein Ostersonntag der Auferstehung folgt.
Ich wünsche uns allen viele Momente der Osterfreude: in der Familie, in der Natur, im Miteinander und im gesellschaftlichen Engagement für mehr Gerechtigkeit. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest.
Wilhelm Krautwaschl, Diözesanbischof