Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
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1. Es ist schon interessant, wie unterschiedlich die Söhne im heutigen Evangelium gesehen werden. Der eine - er hat zwar alles durchgebracht und ist daher alles andere als "Papas Schatz" - kehrt zerknirscht nach Hause zurück, der andere - er hatte immer alles und jederzeit den Vater, also auch - um das Gleichnis ernst zu nehmen - den Himmel, zur Verfügung - ist unzufrieden über die Art und Weise des Umgangs seines Vaters. Menschlich ist alles verständlich und nachvollziehbar. Auch göttlich?
2. Was macht der Vater? Er stellt eigentlich die Situation wieder her, die von Anfang an gegeben war. Er verhilft - in großer Barmherzigkeit - der Liebe und ihrer Gerechtigkeit zum Durchbruch, die eben eine andere ist als die, mit der wir meist messen und zuteilen. Sind wir uns mal ehrlich: wer hier ist nicht schon auf diese Gerechtigkeit mal in seinem/ihrem Leben angewiesen gewesen? Wohl jede(r). Leben geht nicht, ohne dass wir uns immer wieder neu in die Liebe hineinstellen dürfen, die Leben ermöglicht.
3. Wie aber wird oft und oft Kirche erlebt? Als "barmherziger Vater", als "liebende Mutter"? Ich bitte zu bedenken, dass der Vater im Gleichnis nichts von dem, was der jüngere Sohn durchgemacht hat, verschleiert: "dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden": Der Vater ermöglicht ihm, weil er ihn liebt - und wenn wir in ihm Gott erkennen, der Liebe ist, - eine neue Beziehung, neues Leben. Mit einer solchen Haltung wird das Leben und alles ernstgenommen, was sich in ihm ereignet hat, zugleich aber wird ein Neuanfang ohne Auflistung von Schuld ermöglicht und damit dem anderen Freiheit geschenkt, Leben weiter zu geben, Liebe zu schenken, seiner ursprünglichen Berufung neu zu entsprechen. Damit ist aber auch etwas anderes gemeint und vollzogen vom Vater, was wir üblicher Weise mit der Zusage von Vergebung, etwa im Sakrament der Versöhnung verbinden. Es geht um einen Neuanfang im Leben! Und damit ist genug gesagt, um mir selbst, um jede(n) von uns mit einer Gewissenserforschung beginnen zu lassen. Denn: niemand von uns ist davor gefeit, sich "gerechter" zu wähnen und damit "besser" als andere. Wie gehen wir um mit Scheitern anderer? Wie machen wir uns mitunter "lustig" über Fehler, über Unvollkommenheiten von Menschen in meiner Nähe - und ermöglichen damit alles andere als einen neuen Lebensraum für die davon Betroffenen. Aber darin besteht unsere Berufung, wenn wir in diese Welt uns hinein gesendet wissen, Gott sicht- und erfahrbar werden zu lassen: Wo schenken wir Lebensraum? Wo "lieben" wir?
4. Noch einmal: das ist alles andere als bloßes "Seid umschlungen, Millionen!" Das ist alles andere als ein sich billig Hinwegsetzen über das, was geschehen ist. Das ist eine Art Gerechtigkeit zu leben, die trotz allem, was hochgerechnet werden könnte, neu "ja" sagt. Und: so zu leben ist alles andere als leicht. Denken Sie an jene, die ihnen unmittelbar nahestehen, in der Familie, bei der Arbeit usw. Auf so lebende Menschen, auf eine solche Kirche wartet unsere Welt, weil - siehe Anfang - letztlich wir nur so leben können! Und wir als Kirche haben dies unter uns und auch mit allen, denen wir begegnen, zu leben.
5. In einigen Augenblicken werden Sie nun bei Ihrem Frühlingshauptfest die Lebensweihe sprechen und damit einen Akt setzen, der deutlich macht: "So will ich leben." Es ist eine Art Selbstverpflichtung. Oder eigentlich: sie bitten darin um den Heiligen Geist, dass er Ihren Weg als Christ im Alltag inmitten dieser Kirche begleitet und stärkt. Auf diesen Segen Gottes sind wir im übrigen ja alle angewiesen, denn gerade im Heute wird einem ja eher vorgegaukelt, dass man selbst sich sein eigenes Leben immer nach der persönlichen Facon gestalten könne. Das aber führt letztlich dazu, nur um sich selbst zu kreisen und - verzeihen Sie den Ausdruck - den "eigenen Vogel" als das Maß aller Dinge zu verstehen. Krisen in der Kirche - und solche werden immer wieder und auch in unseren Tagen deutlich - sind für mich ein Anruf "von oben", sich der eigenen Grenzen bewusst zu werden und sich aufs Neue ganz Gott anzuvertrauen. - So wie Maria, die Ihnen in Ihrem Leben in der Kongregation Orientierung gibt. Sie hat ihr persönliches Planen ganz dem Willen Gottes unterstellt, sich hat sich IHM ganz anvertraut. Gerade deswegen ist sie zum Urbild für alle geworden, die in der Nachfolge Jesu Christi leben. Nehmen Sie daher den heutigen Tag, Ihr "persönliches Bekenntnis" zu diesem Leben aus dem Glauben vertieft ernst - und Sie werden entdecken: ein Leben als Christ ist auch heute, gerade heute (!), etwas ganz und gar Erfüllendes!
Die Schriftlesungen aus der Bibel vom 4. Fastensonntag, Lesejahr C
1. Lesung: Jos 5,9a.10–12;
2. Lesung: 2Kor 5,17–21;
Evangelium: Lk 15,1–3.11–32