Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
1. Wir leben als Christen aus der uns von Anfang an zugesagten Nähe Gottes, die in Leben, Leiden, Sterben und schließlich in der Auferstehung Jesu den unüberbietbaren Höhepunkt erreicht hat. Sehr vereinfacht gesagt, macht genau dies der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem oder - besser gesagt - machen dies die Mitglieder des Ordens deutlich. Und dafür bin ich einfach dankbar, dafür, dass Sie eine Erinnerung an die existentiellen Wurzeln unseres Christseins sind.
2. Was aber bedeutet ein solches Leben? Wie geht es? Darum rangen schon die ersten, die sich in der Nachfolge Jesu Christi wussten. Eben haben wir in der zweiten Lesung, in Paulus' Brief an die Gemeinde in Philippi, davon gehört. Das Wesen Jesu soll durch uns in der Welt Platz greifen. Und damit auch: All unsere unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten, in denen wir uns bewegen, sind eigentlich dazu angetan, Ausprägungen ein- und derselben Wirklichkeit des Evangeliums zu sein, die wir in der Nachfolge Christi sind.
3. Es gilt - ein erster Gedanke - mit Paulus, eines Sinnes zu sein: Wie schnell das doch hergesagt ist - und wie unterschiedlich dies doch interpretiert werden kann. Der Weg, den Papst Franziskus mit der in diesen Tagen auf Weltebene fortgesetzten Synode geht, macht es deutlich: Kirche lebt in unterschiedlichen Herausforderungen, in unterschiedlichen Kulturen und Geschwindigkeiten. Das wird zusehends klarer, wenn sich unsere Kirche tatsächlich als Weltkirche erfährt. Nebenbei gesagt: dies ist uns eigentlich eingeschrieben, wenn auch teilweise vergessen worden, sind wir doch hier die Kirche von Graz-Seckau, die sich in Einheit weiß mit den anderen Kirchen in der katholischen Welt und vor allem mit der von Rom. Ob dieser Vielfalt ist es nötig, das Hören aufeinander - neu, auf alle Fälle aber vertieft - einzuüben. Hier können wir einen großen Beitrag leisten inmitten einer immer weiter auseinander driftenden Gesellschaft - auf mehreren Ebenen. Was bedeutet es etwa wirklich für uns, die Schöpfung, die uns anvertraut ist, Gottes Willen entsprechend zu gestalten? Nicht umsonst wird in diesen Tagen eine Fortsetzung der wegweisenden Enzyklika unseres Papstes zu sozialen Fragen und der Umweltethik veröffentlicht werden. Wie können wir die unterschiedlichen Ausprägungen des Geistes, die allen Gliedern der Kirche gegeben sind für ihre Sendung hinein in die Welt, zusammenführen zur gemeinsamen Orientierung, die ER uns schenkt? Welchen Einsatz braucht es von uns allen, damit Leben und Glauben zum Wohl der Gesellschaft beitragen und wir uns nicht gegenseitig verbal oder auch real attackieren? Mittlerweile scheint es ja schon zum "Sport" geworden zu sein, zunächst mal dem anderen böse Absichten zu unterstellen, sodass es nicht mehr wert befunden wird, andere Meinungen zu hören, denn "ich weiß es ohnedies besser"?!
4. Das Wesentliche des Lebens Jesu ist Maß für uns. "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht", so Paulus. Jesus hat sich selbst nicht an die erste Stelle gesetzt, mehr noch, Er, Gott (!), ist Mensch geworden! Sie als Damen und Ritter des Ordens machen das ganze Volk Gottes darauf aufmerksam, dass es unser aller Auftrag ist, nach Gottes Willen die eigenen Positionen nicht als Dogma zu sehen. Papst Franziskus weist immer wieder darauf hin und lädt die Menschen ein, mehr im lebendigen Zu- und Miteinander zu denken. So wie Paulus in einem anderen Zusammenhang bekanntlich schreibt, dass er "allen alles geworden ist" (1Kor 9,22). Leben wir - darum bitte ich Sie heute - dieses Miteinander, das uns der Menschgewordene gelehrt hat, damit es wirklich einmal erfüllt, dass sich die Menschen rund um die Welt, alle also im gemeinsamen Haus, als Geschwister ("fratelli tutti") erfahren.
5. Gerade durch einen solchen Lebensstil - "in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst" - wird deutlich, dass die oft in den Mund genommene Wahrheit eben nicht ein festgeschriebener Text ist, sondern der Lebendige selbst, der Auferstandene, der auch heute mit uns ist und mitten unter uns lebt. Was ist das doch für ein Beitrag, den Sie und wir alle geschenkt erhalten haben, um ihn der Welt weiterzugeben! Das "Du" ermöglicht, mehr "ich" zu werden; ohne Gefährdung meiner Identität. Wie sehr doch eine solche Art,d as Leben zu gestalten, gerade jener Landstrich auf unserem Planeten benötigen würde, für den Sie als Grabesritter stehen: das Heilige Land. Und wie sehr wir hier bei uns diesen Lebensstil einzubringen haben in die Gesellschaft!
6. Ich danke Ihnen, dass unsere Diözese und unsere Stadt in diesem Jahr Gastgeber für Ihre Investitur sein durften. Sie ist für mich Zeichen dafür, dass Sie sich mit dem Kleid jenes Christseins schmücken, das uns im Kommen Gottes unter uns Menschen Maß ist. Hierfür wünsche ich Ihnen allen von Herzen den Segen Gottes und Seinen Beistand.