Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wenn wir heute vertieft haben, was der Begriff "Diakon" wörtlich meint, dann soll - jetzt und hier - diese sakramentale Repräsentation vertieft werden - in zwei Anläufen.
2. Wir wissen es: Christus als das lebendige Haupt der Kirche wird durch den Priester sichtbar gemacht. Denn als Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern und damit von Menschen sind wir darauf angewiesen, dass deutlich, ja angreifbar wird, in wessen Spur wir unser Sein gestalten wollen und wer der ist, der uns vorangeht. In der dogmatischen Konstitution über die Kirche des II vatikanischen Konzils steht geschrieben, dass die Diakone die Handauflegung "nicht zum Priestertum, sondern zur Dienstleistung empfangen"[1]. Dem folgend könnte man also sagen, dass durch die Weihe zum Diakon sakramental ein anderer Aspekt des Lebens Christi als das des Vorangehenden und damit Hauptes sichtbar gemacht wird, nämlich der des Dienens, also des Verhelfens zum Leben, das durch Gott allen verheißen ist. Damit wird auch klar, dass Haupt und Dienst nicht zwei bloß nebeneinander existierende Konvergenzpunkte sakramentaler Dar-Stellung sind, sondern dass diese sich - wie in Christus selbst - durchdringen. - Daher brauchen wir Diakone: Sie machen diesen wesentlichen Aspekt unseres Herrn mitten unter uns deutlich, ist er doch nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Wir haben dies in Lesung (Phil 2,5-11) und Evangelium (Joh 13,1-15) gehört. Gerade das Johannes-Evangelium versinnbildlicht dies noch stärker, wenn dort an der Stelle, an der die Synoptiker von der Einsetzung der Eucharistie berichten, von der Fußwaschung die Rede ist. Da wie dort - vereinfacht gesagt: bei der Einsetzung des Priesteramts mit den Worten "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" wie hier bei der Fußwaschung ist die Rede davon, ihm ähnlich zu handeln: "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe." - Daher ist der Diakon immer einer, der mit seinem Leben den zum Ausdruck bringt bzw. bringen soll, der die Menschen und ihre Lebensberufung angesichts Gottes im Blick hat. Ich bitte Euch daher am heutigen Tag: "Werdet nicht müde, Euch auf diese Seite zu stellen!" Weihe ist nicht Einteilung in "oben" - "unten", in "das darf nur ich - im Unterschied zu dir", sondern die sakramentale Vergegenwärtigung des im Dienst auch heute wirkenden Christus!
3. Genau das ist - und damit bin ich beim zweiten Anweg - mit dem frühchristlichen Hymnus gemeint, der uns in der Lesung heute begegnet ist. Nur dann, wenn es uns "gelingt", dieses gegenseitige Leben des "Füreinander" und dadurch "Miteinander" in die Welt hinein zu sagen, hinein zu leben, werden wir unserer Berufung, Kirche im Heute der Welt zu sein, entsprechen. Denn: wir sollen eben so leben, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht. Gerade mit einem solchen Lebensstil, der eben nicht sich, sondern IHN in den Blick nimmt, der mir stets im Nächsten begegnet, besteht die Berufung des Christen. Dem wird Kirche - wir spüren es schmerzlich - da und dort nicht gerecht. Es gilt eben den Weg zu finden zwischen dem realen Leben der Menschen, in dem ER uns im Heute entgegenkommt, und der Ordnung, die notwendig ist, damit ein Miteinander von Menschen möglich ist. Diesen beiden Polen zugrunde liegt, dass wir SEINE Melodie in uns aufnehmen, um unserer Berufung gerecht zu werden. - Daher bitte ich Euch auch, diese lebendige und lebensnotwendige Spannung zu leben und nicht auf eine Seite zu reduzieren, die sich dann etwa in einem Begriff wie "Amtskirche" deutlich macht oder der Unterscheidung zwischen allen Getauften und den Geweihten einen falschen, weil überordnenden bzw. unterordnenden, Sinn verleiht. Und ich bitte Euch, diese Spannung gerade heute kreativ zu leben, in der offizielle Vertreter von Kirche Gefahr laufen, sich zu sehr auf eine Seite zu verlegen - Papst Franziskus nennt dies dann "Klerikalismus" - um nicht IHN, sondern sich selbst zu verkünden.
4. Ich möchte Euch - und damit auch jenen, die heute nicht kommen konnten - einfach ein großes Vergelt’s Gott dafür sagen, dass Ihr Euch in unserer Diözese als Diakone, vereint mit euren Familien in unterschiedlichen Konstellationen, einbringt und auch vieles aushaltet: Es wird uns angesichts der Herausforderungen einer immer komplexer werdenden Gesellschaft auch nichts anderes in Zukunft "blühen" als immer neu sich in IHN zu versetzen, der uns als der Dienende uns aufmunternd vorausgeht.
[1] Zweites Vatikanisches Konzil. Dogmatische Konstitution über die Kirche 29.