Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Gott, einer von uns. Ein Mensch mit Haut und Haaren. Der Ewige in der Zeit, der Unendliche ganz und gar endlich. - Wir können und dürfen uns am heutigen Fest immer neu das in Erinnerung rufen, wie wir Gott glauben: Er ist kein ferner, er ist ganz nah - und dennoch, nein gerade deswegen, bleibt er der ganz Andere. - Um es mit dem großen Hymnus der frühen Christenheit am Beginn der Frohen Botschaft des Evangelisten Johannes zu sagen, der uns heute aufs Neue verkündet wurde: Das Wort - griechisch "logos" - kam in die Welt und "zeltete" unter uns. Nicht mehr "fern", sondern "zwischen" uns war Gottes Wort anzutreffen, Gott wurde selbst zum dia-log, zum "Wort zwischen uns".
2. Diese etwas abstrakte Wirklichkeit verkünden wir am heutigen Feiertag: den Dialog schlechthin, der eben ER ist mitten unter uns. Gott als Mensch. Nehmen wir ihn auf und leben wir ihn! Wir Menschen des 21. Jahrhunderts haben ihn nötig! Denn vielfach scheint er uns Menschen entronnen zu sein - und damit ist die Welt auch gottloser geworden, weil sie IHN nicht mehr unter sich weiß. Ja: die Seinen nahmen ihn nicht auf - damals wie heute.
3. Leben wir Dialog! Leben wir demnach IHN! Und setzen wir alles daran, gottvolle, dialogische Menschen zu sein und zu werden. Leben wir synodal - wissen wir uns also gemeinsam unterwegs zum selben Ziel. Und: Leben wir diese unsere Sendung als Christen hinein in die Welt, die auf IHN wartet. Leben wir IHN in der Kirche, in der sich leider auch Gruppen voneinander abzusondern scheinen. Statt IHN, das Wort zwischen uns, gelten zu lassen, klingen da und dort die eigenen Meinungen und Überlegungen lauter. Statt sich demütig IHM zuzuwenden, mühen sich manche darum, auf Kosten anderer von sich selbst zu sagen, dass sie die Nachfolge ernsthafter leben, das Christentum und seine Werte besser und authentischer verteidigen. Damit erheben sie sich über die Anderen und werden zu Antizeugen dessen, wofür sie vorgeben einzutreten ... Wie notwendig dieser Blick auf IHN zwischen uns in der Kirche ist, durften wir Bischöfe in den vergangenen Tagen auch in Rom erfahren, wo das Ganze der Welt uns deutlich vor Augen getreten ist und wo uns einiges mitgegeben wurde, auf das hörend und damit lebend auch unsere Nöte wenden würde.
4. Natürlich sind wir Kinder unserer Zeit. Wir erleben das Fehlen eines wirklichen Dialogs, der möglich wäre, wenn wir das gemeinsame Ziel hin zu Christus verfolgen, selbst wenn wir von unterschiedlichen Standpunkten ausgehen. Streit, Zwist und Hader sind nicht nur unter Verantwortungsträgern an der Tagesordnung und verschärfen den Eindruck, dass es besser wäre, sich selbst und die eigene Meinung, koste es was es wolle, über andere zu stellen. Aber nur mehr um sich zu kreisen und das Eigene zu suchen, artet leider aus und führt da und dort zu Auseinandersetzungen, in denen sogar Waffen auf andere gerichtet werden. Die zahlreichen Konflikte der vergangenen Jahre und auch die aktuellen - jener in der Ukraine ist ja nur einer, viele laufen mittlerweile unter der Wahrnehmungsschwelle ab - sind hierfür beredte Zeugen. - Dialogische Menschen zu sein, also "Gott mitten unter den Seinen" zu leben, macht des Weiteren deutlich, dass es um eine Welt geht, in der ER uns begegnet. Die Bewahrung der Schöpfung ist nicht nur "Beigabe", sondern wesentlicher Auftrag in unserer Sendung. Dialog zu leben, sich weihnachtlich zu geben und damit Christ/in im Heute zu sein bedeutet auch, sich nicht den anderen zu verschließen, sondern sich auf den Weg zum (ganz) Anderen zu machen, sich zu riskieren, sich klein zu machen, um jene Liebe in die Welt zu bringen, die letztlich alle groß sein lässt. Wie viele sich doch danach sehnen, endlich wieder ein Leben in menschenwürdigen Zuständen und nicht eines in Verfolgung oder durch Terror und Katastrophen beeinflusst zu verbringen: Machen wir uns auf, um diesen neu "Boden unter den Füßen" zu geben. Ein solcher - synodaler - Lebensstil würde Gesellschaft und Kirche ein neues Miteinander ermöglichen, nämlich wirklich gemeinsam unterwegs zu sein, was die Welt derzeit in so vielem nötig hat.
5. Wenn Gott also Dialog ist und er daher nichts anderes kann als Dialog, als Liebe zu leben, kann uns das heutige Fest neu Anlass dazu sein, Gräben zuzuschütten, die sich aufgrund verschiedenster Herausforderungen der letzten Zeit da und dort aufgetan oder vertieft haben. Wir werden entdecken: die Welt ist eben nicht bloß schwarz-weiß, wie uns das manche vorgaukeln, die nur sich im Blick haben, sondern, wenn wir uns im Dialog aufeinander einlassen, bunt und mit vielen Schattierungen ausgestattet. Haben wir den Mut, uns zu verlieren, um neu beim Anderen aufzutauchen - und damit auch: Beginnen wir - vielleicht neu - zu lernen, zu unterscheiden zwischen "notwendig" und "nice to have" für unseren Wohlstand! Weihnachten zu feiern ist mehr als Gedenken, es bedeutet, sich immer deutlicher dafür einzusetzen, dass ER erfahrbar wird als der Heiland, der Erlöser mitten drin in all den unerlösten, sich nach Heilung sehnenden Situationen unserer Tage. Wir werden als Christen gebraucht, weil die Welt den Dialog nötig hat, der Fleisch und damit Kind geworden ist. Als Gott unter uns Menschen. Als einer von uns.