Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wir feiern mitten in der Nacht - geprägt zuerst einmal von der Dunkelheit. Und, so können wir heute wohl auch berechtigt sagen, inmitten der dunklen Nächte vieler Menschen und der Welt. Das Idyll, das uns vor Augen schwebt, wenn wir an "Weihnachten" denken, ist schon damals alles andere als flauschig, sanft und weich gewesen. Nicht zuletzt die Hirten, Menschen am äußersten Rand der damaligen Gesellschaft, machen dies deutlich: Ihnen (!) wird die Botschaft der Geburt des Retters als erstes mitgeteilt. Mitten hinein in diese Welt mit ihren Herausforderungen und Härten sagt Gott sich uns zu, ja kommt zu uns. Diese Zusage ist mehr als ein Begriff. Gott ist Mensch geworden: "Euer Schicksal", so könnten wir Gott heute Nacht sagen hören, "ist mein Schicksal. Ich nehme alles auf mich, was Euch bedrückt und belastet." - Gerade deswegen wird aufgrund des Bekenntnisses zur Geburt unseres Herrn und Meisters diese Nacht zur "heiligen", zur "geweihten" Nacht.
2. Ja: Gott kommt uns gerade in diesem Heute entgegen, das uns selbst in unserem privilegierten Teil der Welt durch vieles den Atem nimmt und uns die Zukunft zu rauben scheint. Was wohl jene in der Ukraine und den vielen anderen Kriegsgebieten unserer Erde an Erfahrungen von Nacht hinlegen könnten? Wie es wohl denen in Afrika oder Ozeanien geht, die den durch Menschen verursachten "Klimawandel" - von Erderwärmung zu sprechen, schiene mir angemessener - schon seit geraumer Zeit spüren, der sich mehr und mehr zu einer Katastrophe auswächst? Wie viele sich im Heute aufgrund von Teuerung und anderer Unbill ausgegrenzt und an den Rand der Menschheit gestellt erfahren? Was werden wohl all jene sagen, die heute Nacht sich um Menschen kümmern, die leiden und krank sind und aufgrund der Belastungen, zu denen auch die Pandemie gehört, nicht mehr oder nur schwer schnaufen können? Welche Nacht erfahren jene, denen die Geschwindigkeit dieser Welt zu schnell geworden ist und wie erfahren sich heute jene, die die Last des Lebens in Depression oder einem anderen psychischen Leid zu erdrücken scheint? - Beispielhaft seien diese Erfahrungen benannt, die deutlich machen, dass der Mensch eben nicht der ist, zu dem er sich selbst über Jahrzehnte stilisiert hat. Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, sondern er ist "endlich" und begrenzt.
3. Ja - in diesem Heute kommt uns Gott entgegen. In diesem Heute verkündet das himmlische Heer "Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens". In dieser Nacht erinnern und freuen wir uns, dass wir nicht allein gelassen sind, sondern dass es den einen Herrn der Welt gibt, dem wir alles andere als egal sind, der sich mit Haut und Haaren auf uns einlässt, um uns mitten drin in alledem, worüber wir stöhnen, Zukunft und Hoffnung eröffnet - auch wenn diese da und dort anders und mit "weniger" statt "mehr" ausgestattet sein wird. Sein Kommen in unsere Welt, damals in einem der letzten Winkel des großen römischen Reiches, hat die unmittelbaren Herausforderungen nicht einfach weggeheilt, sondern dem Menschen neu das Wesen eröffnet, das ihm von Anfang an von Gott zugedacht war. Nehmen wir IHN also wahr - hier und heute: Krieg, Klima, Armut, Einsamkeit, Leid, Krankheit, Schnelllebigkeit und alles, was benannt werden kann und muss, symbolisiert die einfache Krippe, in der ER liegt. Aus Liebe zu uns. Folgen wir also SEINER Liebe. Aber nicht, indem wir auf "uns zuerst" blicken, sondern indem wir IHN im Menschen sehen, der uns entgegentritt, und mit unseren Möglichkeiten unsere Nächsten annehmen und beachten. So geschieht Erlösung und Heilung. - Und wenn ich zurückblicke auf die Tage in Rom, die wir österreichischen Bischöfe gerade abgeschlossen haben: diese Art von Kirche mitten in der Welt zu denken und zu reden, diese liebevolle Beziehung heute zu leben, ist uns immer wieder in den Gesprächen nahegebracht worden, damit wir nicht der Gefahr erliegen, bloß selbstreferenziert nur um uns zu kreisen.
4. Gerade deswegen bin ich dankbar, um Gott im Glauben zu wissen. Mit IHM kann ich auch im größten Schmerz lieben, Hoffnung haben und erlöst leben. - In diesem Sinn: "Gesegnete Weihnacht!"