Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wir sind heute zusammengekommen, um vor Gott in der Liturgie unser Herz auszuschütten, Unrecht zu benennen und für die Opfer in der Ukraine zu beten – für die Opfer des Holodomors vor 90 Jahren und für die Opfer heute. Damals wie heute schöpfen wir aus unserem Glauben Hoffnung und Zuversicht: weil ER mit uns ist, gibt es Zukunft.
Wir bringen den Hungermord in der Ukraine von 1932 und 1933 vor Gott hin, der vom russischen Regime verursacht wurde und dem Millionen Menschen zum Opfer fielen. Auch unser Papst hat dieses schrecklichen Ereignisses am vergangenen Mittwoch in der Audienz gedacht. Wir bringen aber auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vor Gott hin, der derzeit vermehrt gegen die Zivilbevölkerung seine besonders perfiden Blüten treibt. Wir alle kennen das Gefühl der Ohnmacht und Ermüdung. Die Folgen sind damals wie heute Tod, Ängste, Verunsicherung, gewaltige Sorgen, die weit über die Ukraine hinausreichen.
Wir österreichische Bischöfe haben bei unserer Konferenz vor wenigen Wochen ein Hirtenwort verfasst. „Werft Eure Zuversicht nicht weg“, haben wir es genannt, denn die uns zugesagte Zuversicht hält uns lebendig in Zeiten, in denen das Leben für die Einen zur Überlebensfrage wird, während andere dies in keinster Weise spüren. Doch all diese verbindet das Menschsein – mit aller Schönheit und Begrenztheit, Würde und Zerbrechlichkeit. Wir sind eine Menschheit und es braucht das eindeutige Bekenntnis zum Miteinander, sodass niemand übersehen wird oder auf der Strecke bleibt.
Zuversicht ist jedenfalls mehr als ein naiver Optimismus. Wer zuversichtlich lebt, hat einen klaren Blick auf den Ernst einer Situation, lässt sich aber nicht davon lähmen. Zuversicht gibt Mut zum Handeln und wirkt ansteckend auf andere. Ich habe das vor nicht allzu langer Zeit in der Ukraine selbst erlebt, als ich mit Erzbischof Franz Lackner in Lemberg war. Die Verbundenheit der Menschen dort, der Zusammenhalt, die Hoffnung trotz der Mühsal und trotz der Präsenz des Todes – das war gewaltig und hält lebendig.
Schließen möchte ich mit einigen Sätzen aus unserem Hirtenwort, die, so meine ich, heute sehr passend sind: „Werft eure Zuversicht nicht weg – diese Ermutigung aus dem Hebräerbrief (10,35) sei allen ans Herz gelegt, besonders jenen, die gerade schwierige Zeiten erleben. Zuversicht ist eine innere, stille, von Gott geschenkte Kraft, die neue Energien des Herzens freilegt. Zuversichtliche Menschen stärken sich gegenseitig und wirken heilsam auf ihre Umgebung. Sie haben Augen und Herzen, die konkrete Not und Trostlosigkeit wahrnehmen – und diese im Gebet Gott anvertrauen. Gott weiß, was uns nottut. Werfen wir daher unsere Zuversicht nicht weg. Vertrauen wir auf das Gute, vertrauen wir auf Gott!“
Gott hat die Ukraine 1933 weitergetragen, er tut das auch diesmal. Denn er ist bei uns allen bis zum Ende der Zeit, das ist uns zugesagt. Mit dieser Gewissheit können wir uns selbst und andere aufrichten. Und Licht sein für unsere Mitmenschen.